Laura Meyer: «Die Leute wollen unbedingt verreisen»

Die Hotelplan-Chefin über die aktuelle Situation bei der Migros-Reisetochter.
Laura Meyer, CEO Hotelplan Group. ©TI

Hotelplan-Chefin Laura Meyer sprüht vor Optimismus: «Es ist unglaublich, die Leute wollen unbedingt verreisen. Seit über zwei Monaten buchen wir jede Woche mehr als vor der Pandemie 2019 in der gleichen Woche. Man kann von einem Buchungsboom sprechen», sagt sie in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».

Am grössten sei die Nachfrage für Badeferien am Mittelmeer, insbesondere Griechenland, Zypern, die Türkei und Ägypten. Auch Mittel- und Langstreckendestinationen seien enorm gefragt. Die USA seien zwar sehr beliebt, die Verfügbarkeiten jedoch bereits sehr knapp. Es werde bereits fürs nächste Jahr gebucht. Auch Afrika sei gefragt, ebenso Asien mit Bali und Thailand.

Anzeichen von Angebotsknappheit

Die Nachfrage sei gross, in Spanien etwa spüre man eine Angebotsknappheit und für die beliebtesten Reisezeiten seien die Flüge oft teurer, so Meyer weiter. Freie Hotelzimmer gebe es noch im östlichen Mittelmeerraum, weil weniger Touristen aus Osteuropa, insbesondere Russland kämen. « Grundsätzlich lohnt es sich, schnell zu buchen», sagt Meyer. Das Gleiche gelte für die Herbst- und Winterferien.

Innert kürzester Zeit sei die Branche von einer Nachfrageknappheit in eine Angebotsknappheit gerutscht. «Flüge werden abgesagt, Hotels oder Restaurants öffnen nicht, weil es kein Personal gibt.» Man befinde sich in einer Übergangsphase.

«Der Corona-Effekt ist weg – zumindest für den Moment. Das kann sich im Herbst wieder ändern», warnt Meyer. «Wir befinden uns noch nicht im ‘New Normal’.» Sie schaue mit Respekt und Vorsicht auf den Herbst.

Aktuell sei die Nachfrage sehr hoch und das Angebot wegen des Fachkräftemangels reduziert. «Fliegen wird nicht mehr günstiger, und das ist auch gut so», so Meyer. Die Jahre der Dumpingpreise, gerade bei den Flügen, seien vorbei. «Ich glaube, dass Reisen wieder etwas Spezielleres wird.»

Grosse Nachfrage führt zu Nachtschichten

Meyer hält es für möglich, dass die Inflation den Schweizer Hauhalten das Ferienbudget wegfrisst und «das übrig gebliebene Haushaltseinkommen, das für die Ferien bleibt, kleiner wird». Hotelplan müsse «sehr effizient arbeiten, um Preise bieten zu können, damit sich die ganze Bevölkerung Erholung leisten kann».

Die grosse Nachfrage hat auch direkte Auswirkungen auf die Mitarbeitenden. «bei uns gibt es im Moment auch mal eine Nachtschicht», sagt Meyer. Es sei anspruchsvoll, die offenen Stellen zu füllen. Helfen gegen den Fachkräftemangel sollen auch neue Arbeitsmodelle. «Unsere Mitarbeitenden dürfen 30 Tage im Jahr vom Ausland aus arbeiten. Für den ganzen Sommer haben wir dafür sogar eine Villa auf Zypern gemietet, in der unsere Mitarbeitenden arbeiten können.»

Nachhaltigkeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Meyer stellt auch eine Kluft zwischen dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und der Umsetzung: «Die Leute sagen zwar, dass ihnen das Thema wichtig ist, wissen aber oft nicht, wie sie es umsetzen sollen.» Es sei ihre Aufgabe, diese Kluft zu schliessen. «Das schaffen wir nur, wenn auch wir als Unternehmen Nachhaltigkeit ernst nehmen. Im Betrieb sind wir ab diesem Jahr klimaneutral.» (TI)