Lufthansa will Alitalia

Der Plan der Lufthansa steht: Tickets, gemeinsame Einkäufe und transatlantische Allianz
Lufthansa streckt die Fühler nach Alitalia aus. © Fotomontage TRAVEL INSIDE

Noch immer herrscht Ungewissheit über die Zukunft der italienischen Fluggesellschaft Alitalia. Nachdem im vergangenen Dezember die Suche nach einem Investor nach monatelangen Verhandlungen ohne Ergebnis zu Ende ging, gewährte Italien Alitalia einen letzten Hilfskredit von EUR 400 Mio. sowie eine Galgenfrist.

Bis Ende Juni muss ein Geldgeber gefunden sein, ansonsten droht dem Konzern die Auflösung. Die Nachfolgerin von Alitalia heisst offiziell Ita, was für Italia Trasporto Aereo steht. Im Aussenauftritt will Italien aber weiterhin auf den traditionsreichen Namen Alitalia setzen.

Lufthansa im Anmarsch

Damit die EU-Wettbewerbshüter der neuen Nationalairline grünes Licht geben, muss Italien belegen, dass es sich wirklich um eine neue Airline handelt. Inzwischen heizt sich jetzt die Lufthansa-Schiene wieder auf, und die Deutschen scheinen mehr und mehr bereit zu sein, bei Alitalia mitzuspielen, sowohl als kommerzieller Partner als auch, in einer zweiten Phase, als mögliche Investoren im Wachstumsprozess.

Aber mit genauen Bedingungen: Nutzung der kommerziellen Infrastruktur von LH, zentraler Einkauf und Eintritt in das einheitliche zentrale transatlantische Bündnis. Laut «Corriere.it» hat Lufthansa beschlossen, die Verhandlungen des Bündnisses zu beschleunigen, da auf der anderen Seite weiterhin einen Dialog zwischen Alitalia und Delta besteht, die von Air France-KLM unterstützt wird.

Die drei der Ita vorgeschlagenen Punkte würden auf die Optimierung der Ressourcen und Senkung der Kosten abzielen. Der wirtschaftliche Nutzen für die zukünftige Alitalia würde auf 200 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Vom Ticketverkauf bis hin zum einheitlichen Prozess für Einkäufe wären die Vorteile für Alitalia sehr hoch. Der Einstieg in das transatlantische Joint Venture würde zudem mit First-Level-Partner erfolgen und nicht mit Second-Level-Partner, wie es Delta & Co. vorschlagen.

Streikandrohung

Inzwischen geht in Italien der Kampf zwischen Alitalia und den Gewerkschaften weiter. Für den 18. Juni ist ein vierstündiger Streik der Alitalia-Mitarbeiter vorgesehen. Dies ist die Position der Gewerkschaften, die die Nichtzahlung der anderen Hälfte der Mai-Gehälter durch das Unternehmen als inakzeptabel bezeichnen. Ende Mai zahlte Alitalia den Mitarbeitern nur 50% ihrer Gehälter aus.

In der Zwischenzeit haben die ausserordentlichen Kommissare des Unternehmens die sofortige Anordnung zur Auszahlung der restlichen 50% der Gehälter erteilt, die in diesen Tagen gutgeschrieben werden sollen. Die Einschnitte für die Neugründung des Unternehmens sind auf jeden Fall massiv. Geplant ist eine Flotte von 47 Passagierflugzeugen, etwa die Hälfte der aktuellen. Von den 47 Flugzeugen wären nur 6 Langstreckenflugzeuge. Was den Personalabbau betrifft, gibt es noch keine offiziellen Zahlen: Es wird von 7500 möglichen Entlassungen ausgegangen. (TI)