Mallorca-Testreise: «Die Massnahmen sind zwar da, aber sehr diskret»

Interview mit Philippe C. Erhart, CEO Universal Mallorca Ferien.
Philippe C. Erhart, CEO Universal Reisen

Universal Mallorca Ferien hat den Betrieb auf Mallorca nach dreieinhalbmonatigem coronabedingtem Unterbruch wieder aufgenommen. TRAVEL INSIDE hat mit CEO Philippe Erhart anlässlich einer Testreise vor Ort über den Neustart gesprochen.

Philippe Erhart, wann waren Sie das letzte Mal auf Mallorca?

Im Februar war ich das letzte Mal hier. Dann wird, wie jedes Jahr die Saison eröffnet, Hotels gehen auf und Direktorensitzungen finden statt. Die Gelegenheit nutze ich auch um die Weinreise vorzubereiten. Und ja, dann kam Corona. Ab Mitte März war von einem Tag auf den anderen alles vorbei.

Wie ist das Gefühl wieder auf der Insel zu sein?

Sehr, sehr schön. Ich habe heute meine Familie getroffen und endlich wieder dieses Panorama zu geniessen, ist wirklich schön.

Wie haben Sie die Anreise und Ankunft empfunden, war es in etwa so, wie Sie es sich vorgestellt hatten?

Es ist so wie ich es erwartet habe, vielleicht sogar noch besser. Mit diesem QR-Code hat alles gut und schnell funktioniert und ich bin mir sicher, dass dieses Prozedere in der nächsten Zeit gar noch verbessert wird. Ich war auch überrascht, wie viele Menschen, dass es am Flughafen hatte. Das ist schön für die Insel.

Merken Sie bei den Buchungen auch schon einen leichten Anstieg?

Es ist noch alles relativ zögerlich. Die Kunden warten ab, was die ersten Rückkehrer erzählen und wie ihre Erfahrungen waren. Die Buchungen sind Rahmen von dem, was man in dieser Zeit erwarten kann. Wir freuen uns natürlich auf jede Buchung, die jetzt noch kommt und jeder, der seine Reise nicht annulliert.

Gibt es denn noch viele Annullierungen?

Nicht mehr so viele, aber es gibt immer noch welche und da finde ich es besonders schade, dass die Kunden die Möglichkeit nicht nutzen.

Wie sind Ihre Erwartungen für das Sommer- und Herbstgeschäft?

Für Juli sind die Erwartungen bescheiden. Für August hoffen wir auf eine Steigerung und im September/Oktober erwarten wir wieder mehr Kunden. Oktober ist traditionell immer ein guter Ferienmonat. Unser zweiter Sommer sozusagen. Darauf hoffen wir.

Welche Kundentypen buchen im Moment am ehesten wieder Mallorca?

Im Gegensatz zur Schweiz sind die Clubs auf Mallorca geschlossen, deshalb ist der Partygänger dieses Jahr eher selten anzutreffen. Es war meiner Meinung nach aber eine gute Entscheidung die Clubs nicht zu öffnen. Man will verhindern, dass sich das Virus verbreitet und in Clubs ist das Risiko sehr hoch, da die Abstände nicht eingehalten werden können. Es gibt sicher auch dieses Jahr junge Leute, aber vor allem Familien und Paare. Es sind aber auch solche, die gerne schon im Frühjahr nach Mallorca reisen wollten und nun wieder hinreisen können.

Wie hat Universal Reisen diese Krise bis hierher gemeistert?

Es war sehr schwierig, da man schlicht nichts beeinflussen konnte. Für ein Unternehmen ist es wichtig die Dinge steuern zu können. Mit dieser Pandemie war das absolut nicht möglich. Ausserdem konnten wir auch nie abschätzen, was noch kommt. Wir mussten Woche für Woche nehmen. In der Schweiz, aber auch in Spanien haben sich die Regeln und Bestimmungen ständig geändert, was es noch schwieriger gemacht hat. Es herrschte eine stetige Unsicherheit.

Hat sich diese Unsicherheit nun etwas gelegt?

An sich schon. Es ist jetzt bekannt, wie was läuft. Es wurden Konzepte erarbeitet. Was bieten wir den Gästen, wie lösen wir die Probleme der Sicherheit. Wie sind Ferien auf Mallorca möglich, ohne das eine Spitalatmosphäre herrscht. Wir haben diese Zeit genutzt und hoffen jetzt, dass auch die Kunden merken, dass Ferien in Mallorca möglich sind.

Es herrscht also wieder etwas mehr Optimismus?

Ja, das darf auch nicht anders sein. Wir hoffen natürlich ganz fest, dass wir von einer zweiten Welle verschont bleiben. Dies würde alles extrem in die Länge ziehen. In Mallorca waren die Infektionszahlen nie hoch und das soll auch so bleiben.

Wie hat Mallorca die Schutzmassnahmen Ihrer Meinung nach umgesetzt?

Mallorca ist eine typische Tourismusdestination, deshalb mussten sich die Verantwortlichen genau überlegen, wie was durchgeführt und umgesetzt wird. Wie schützt man die Reisenden und das Personal und kann gleichzeitig die gewohnte Ferienatmosphäre beibehalten. Der Tourismus ist der Motor der Insel. Es ist sehr wichtig, dass die Menschen hier Ferien machen. Die Schwierigkeit war, dass sich auch bei den Schutzmassnahmen immer wieder die Regeln geändert haben. So musste auch ständig wieder vieles neu angepasst werden. Für uns Hoteliers und Reiseunternehmen war das alles andere als einfach. Aber ich finde, es wurde ganze Arbeit geleistet. Am Flughafen, im Flieger und in den Bussen müssen zwar Masken getragen werden, aber im Hotel spürt man von den Massnahmen nicht viel. Sie sind zwar da, aber sehr diskret. Als Gast wird man nicht auf Schritt und Tritt damit konfrontiert, sich schützen zu müssen. Trotzdem bieten die Massnahmen die nötige Sicherheit.

Müssten die Massnahmen in den Hotels bei einem Ansturm auf die Insel wieder verschärft werden?

Wir dürfen die Kapazitäten gar nicht auf 100 Prozent erhöhen. Im Moment liegen sie bei etwa 80 Prozent. Hier spielt aber auch die Rentabilität eine Rolle. Ein Hotel rentabel zu führen, das nur zur Hälfte ausgelastet ist, ist sehr schwierig. Dazu kommt auch noch, dass die ganzen Sicherheitskonzepte nicht umsonst waren. Wir können also sehr gut noch Kunden vertragen. Das sollte auch kein Problem sein, da sich die Menschen hier gut verteilen können und sich meist draussen aufhalten.

Wo muss der Kunde im Moment noch mit Einschränkungen rechnen?

Wie erwähnt, ist das Nachtleben nur eingeschränkt möglich. Die Clubs sind geschlossen. Gewisse Ausflüge finden nicht statt. Das Animationsprogramm wurde reduziert. Es sind eher leichte und diskrete Sachen, die bei uns in den Hotels noch geändert haben. In der Bibliothek gibt es beispielsweise keine Bücher mehr.

Wie schlimm ist es für Mallorca, dass die Clubs geschlossen bleiben?

Die Zone um Playa de Palma und Magaluf lebt von diesen Touristen und für die ist es natürlich sehr schwierig. Insgesamt betrachtet ist dies aber kein grosser Bereich. Direkt Betroffene leiden bestimmt darunter, aber auf die gesamte Insel hat das keinen grossen Einfluss.

Ist das möglicherweise der endgültige Untergang des Sauftourismus auf Mallorca?

Es könnte natürlich auch eine Chance sein. Die Regierung setzt sich schon lange dafür ein dieses Image loszuwerden. Dies trägt nun unfreiwillig dazu bei, dass dieses Jahr vielleicht ein Sinneswandel stattfindet.

Kriegen Ihre Kunden in diesem Jahr eine Art Sonderbehandlung in Bezug auf die Gastfreundschaft?

Bei uns wird Gastfreundschaft seit je grossgeschrieben, aber es ist natürlich so, dass es im Moment nicht selbstverständlich ist, dass wir Kunden in unseren Hotels begrüssen dürfen. Deshalb ist es schon so, dass wir uns gerade in diesem Jahr noch mehr Mühe geben und die Gastfreundschaft noch mehr pflegen als sonst.

Wie stehen allgemein die Prognosen – Was denken Sie?

Das beschäftigt uns sehr. Dieses Jahr nehmen wir, was wir noch bekommen. Wir rechnen nicht mehr mit allzu viel. Nächstes Jahr sind wir verhalten positiv. Das Problem ist einfach, dass es noch keinen Impfstoff gibt und keine Medikamente. Man kann zwar besser mit der Situation umgehen, die Massnahmen sind aufgestellt, aber es wird auch im nächsten Jahr nicht so wie 2019.

Was heisst das in Zahlen?

Wenn wir 2019 als 100 Prozent nehmen, dann rechnen wir in diesem Jahr mit 30-40 Prozent und im nächsten Jahr mit 50-60 Prozent. Für 2022 hoffen wir darauf, dass sich die Lage wieder normalisiert hat.

Was bedeuten diese Einbussen für Ihr Unternehmen – kann das Universal Reisen überleben?

Ja, ich glaube schon. Wir konnten in den letzten Jahren ein anständiges Polster anlegen. Wir waren auch mit den Ausgaben immer vorsichtig. Alles was eingenommen wird, fliesst wieder in Renovationen und bleibt somit im Unternehmen. Wir haben eine schlanke Organisation. Dieses Jahr ist heftig. Es wird kein Gewinn herausschauen. Aber jammern nützt nichts, wir versuchen nun mit Marketing, Pressereisen und Aktionen für Reisebüroprofis den Markt wieder zu animieren.

Wurde auch Kurzarbeit eingeführt?

Ja. Hier in Spanien und auch in der Schweiz. Die Kurzarbeit dauert noch an, je nachdem wie sich die Lage verändert. Ich bin der Erste, der wieder Vollzeit anstellen wird, sobald es möglich ist. Aber dafür muss noch mehr gebucht werden.

Wie sieht es mit Entlassungen aus?

Bisher mussten wir zum Glück noch keine Person entlassen.

Sind dafür auch die nächsten zwei Wochen ausschlaggebend?

Ich würde sagen, die nächsten 3-4 Wochen sind sehr wichtig.

Thema: Ferien in der Schweiz – Was ist Ihre Meinung dazu?

Es wurde natürlich viel Propaganda gemacht für Ferien in der Schweiz, was auch gut ist. Ich mache auch gerne Ferien in der Schweiz. Aber es gibt auch viele Menschen, die es ins Ausland zieht und das sollte auch respektiert, unterstützt und gewürdigt werden.

Was ist Ihr persönlicher Tipp für Mallorca?

Ich würde es auf jeden Fall empfehlen Ausflüge zu machen. Wir bieten Inselrundfahrten an. Oder ein Auto zu mieten und selbständig in die Berge zu fahren und die schönen, etwas versteckten Buchten anzuschauen. Gäste werden garantiert viel weniger Leute antreffen als in anderen Jahren und das sollte ausgenutzt werden. Mallorcas Geheimtipps waren in den den letzten Jahren ebenfalls überlaufen. Nun sind sie wieder echte Geheimtipps. Das sind Dinge, die wir unseren Kunden vermitteln wollen. Dieses Gefühl der Ruhe hatte man auf der Insel vielleicht das letzte Mal vor siebzig Jahren.

(Interview: Yannick Suter, Mallorca)