Martin Nydegger: «Niemand kann präzise voraussagen, was geschehen wird»

Der Direktor von Schweiz Tourismus reagiert auf die Zolltarife von US-Präsident Donald Trump.
Martin Nydegger ©Schweiz Tourismus

Die Ankündigung des US-Präsidenten über weltweite Zölle verunsichert Märkte, Staaten und Branchen. Auf seinem Linkedin-Profil gibt Schweiz Tourismus Direktor Martin Nydegger eine Einschätzung für den Schweizer Tourismus ab, insbesondere da die USA der zweitwichtigste Auslandmarkt für die Schweiz ist.

«Niemand kann präzise voraussagen, was geschehen wird, aber die gemachten Erfahrungen und Analyse von Fakten und Märkten führen mich zu folgender Beurteilung», so Nydegger:

  • Einen direkten Einfluss auf den Schweizer Tourismus haben die Zölle nicht, denn wir Touristiker exportieren Dienstleistungen und nicht Güter, die im Fokus des Zollregimes stehen.
  • Indirekt beeinflussen die Zölle den Tourismus trotzdem tendenziell negativ:
    • Die Konsumentenstimmung in den USA kann kippen, da die Amerikaner die Zölle in Form von Preiserhöhungen spüren werden. Auch wenn der Grossteil unserer treuen US-Gäste weniger preissensibel ist, wird es den Reisemarkt treffen.
    • Unvorhersehbare und teils wieder rückgängig gemachte Zollbeschlüsse sorgen für Unsicherheit. Angst vor Kaufkraftverlust, Inflation (oder gar Stagflation) und Arbeitslosigkeit wächst. Verunsicherung und Furcht sind bekanntlich Gift für die Wirtschaft und können auf die Reiselaune schlagen.
    • Vermögensverluste an der Börse treffen besonders die Zielgruppe, welche die Schweiz besucht. Der US-Aktienmarkt ist traditionell ein Seismograph für die touristische Nachfrageentwicklung in der Schweiz.
    • Der US-Incoming-Tourismus leidet bereits unter den strengen Einreisekontrollen und seinerseits ungünstigen Reputation. US-Fachmedien und Tour Operators vermelden bereits Rückgänge bei Reisen in die USA, insbesondere aus Kanada. US-Tourismus-Dienstleister sind eingeschüchtert. Mein Amtskollege Fred Dixon von Brand USA ist wirklich nicht zu beneiden.
Was jetzt?
  • Noch sind keine starken Buchungsschwankungen bemerkbar, die Situation ist zu neu und ungewiss. Vereinzelte Schweizer Destinationen und Hotels spüren zwar einen leichten Nachfrageschwund aus den USA, aber aktuell gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren.
  • Die touristische Schweiz ist dank ihres breiten Marktportfolios solide aufgestellt und wird die aktuellen Turbulenzen gut überstehen. Hektik oder überstürzte Massnahmen (oder gar ein Exit aus der eminent wichtigen US-Märktebearbeitung) sind überhaupt nicht angebracht.

(MICE-tip)