Martin Wittwer auf dem «Heissen Stuhl»

Der CEO von TUI Suisse sass am Swiss Travel Summit auf dem «Heissen Stuhl» und stellte sich den Fragen von TRAVEL INSIDE-Chefredaktor Angelo Heuberger.

Martin Wittwer hat eine bemerkenswerte Karriere, unter anderem bei Kuoni, hingelegt, bevor er 1999 an die Spitze von TUI Suisse wechselte. Auf die Frage, was sich in den letzten 20 Jahren bei TUI Suisse verändert habe, nahm Martin Wittwer ein altes Nokia-Handy aus der Hosentasche und erklärte am Beispiel des Wandels bei den Handys, dass sich vor allem der Vertrieb in den Reisebüros komplett gewandelt habe. «1999 haben wir noch mit solchen Geräten telefoniert. Und heute läuft alles über das Handy.» Diese Entwicklung habe auch der Vertrieb in den Reisebüros durchgemacht. Das Internet habe einen riesigen Stellenwert erhalten. «Am Schluss ist es egal, wo der Retail stattfindet, Hauptsache, er findet statt.»

Das Konsumverhalten wird sich noch mehr verändern

Einen Blick in die Zukunft warf Martin Wittwer insofern, dass sich das Konsumverhalten der Leute noch mehr verändern werde. Das hat er im vergangenen Sommer festgestellt, als er mit dem Fahrrad durch die Schweiz fuhr und die TUI-Filialen besuchte. «Es gibt kleinere Städte, die sind tot, da gibt es kaum mehr Läden. Und meine Mitarbeitenden sitzen in den Filialen und warten darauf, dass Kunden in den Laden kommen. Das kann es wirklich nicht sein.» Die Margen seien zwar mit 15% immer hoch, aber die sinkende Nachfrage der Kunden sei ein Problem. Obwohl Wittwer kein Freund des stationären Vertriebs sei, habe man die neuen Concept Stores eingeführt. «Diese Stores führen aber nicht dazu, dass die Kunden wieder eher ein Reisebüro betreten», behauptete Angelo Heuberger. Wittwer dementierte: «Diese Läden sind heller, freundlicher und vor allem moderner. Sie werden viel besser frequentiert, als die klassischen Reisebüros.»

«Die Kunden müssen erkennen, dass sie von der Kundengeldabsicherung profitieren, wenn sie in Reisebüros buchen.» Darauf führte Angelo Heuberger die Pleite von Thomas Cook ins Feld. Martin Wittwer meinte dazu lakonisch: «Ein Player weniger auf dem Markt.» Wittwer ist davon überzeugt, dass die grossen Reisebüros in der Schweiz, insbesondere TUI, genügend abgesichert sind. «Wir betreiben eigene Hotels, Flugzeuge und Schiffe, das ist unser klarer Vorteil gegenüber anderen Playern.» Die Airline-Flotte sei sogar grösser als diejenige der Swiss. Aber natürlich habe die Pleite von Thomas Cook dazu geführt, dass das Vertrauen in die Reisebüros gelitten habe.

Turnaround in ein erfolgreiches Reiseunternehmen geschafft

TUI Suisse hat vor 20 Jahren mit riesigen Verlusten gekämpft, man sprach damals in den Medien von 30 Millionen jährlich, so Angelo Heuberger. Heute erwirtschaftet TUI Suisse geschätzte 430 Mio. Umsatz, schätzte der Interviewer, was indes der TUI Suisse Chef nicht kommentieren wollte. Wittwer darf sich zu Zahlen nicht äussern: «TUI ist ein börsenkotiertes Unternehmen», erklärte Wittwer dazu. TUI Suisse liege aber betreffend Umsatz in der Schweiz immer noch hinter Hotelplan und DER Touristik Suisse an dritter Stelle.

In den letzten 10 Jahren habe TUI 50% der Mitarbeitenden abgebaut. «Soviel ich weiss, waren es vor allem ältere Mitarbeitende», so Angelo Heuberger. Wittwer dementierte nicht direkt. «Wir brauchen Mitarbeitende, die eine gute Leistung bringen, egal in welchem Alter sie sind.» Auf die Frage, wie es denn mit den Frauen in den Führungspositionen aussehe, erklärte Wittwer, dass sie durchaus Frauen in Führungspositionen hätten. «Auch hier muss die Leistung und nicht das Geschlecht stimmen.» Er sei durchaus dafür, dass die Frauen gefördert werden. «Und wer weiss, ob nicht dereinst eine Frau meine Nachfolge übernimmt.»

Ich will immer noch etwas bewirken

Das Alter sei ein gutes Stichwort, meinte Heuberger: «Sie sind nun 58 Jahre alt. Werden sie gemeinsam mit André Lüthi und Fabian Cancellara durch Afrika radeln?», fragte er und fügte scherzhaft hinzu: «Ah nein, André Lüthi ist ja jünger als sie…» Martin Wittwer lachte: «Nein, viel jünger ist er nicht, aber sicher fitter.»

Für ihn sei sein Alter nicht relevant sondern, dass er am Morgen ins Büro gehen könne und nach wie vor etwas bewirken wolle. «Wenn das nicht mehr der Fall ist, dann höre ich auf. Aber mein Job erfüllt mich nach wie vor.» (DOE)