Mehr als die Hälfte aller Buchungen erfolgt nach wie vor Online

Die neuesten Zahlen des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) zeigen, dass sich die Buchungslage weiter erholt und vor allem der Trend zu Digitalen Buchungen anhält.
Michael Buller ©zVg

Der Reisemarkt in Deutschland hat die schwersten Auswirkungen und Zeiten der Coronakrise überstanden und befindet sich auf dem Weg zurück zum Niveau vor der Pandemie.

Dabei zeigt sich auch, dass sich während der Pandemie angestiegenen Nutzungsquoten des Internets als Buchungs- und Informationskanal in der Touristik auch in der Zeit danach fortsetzen. Diese Entwicklungen zeigen sich in den neuesten Zahlen des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) zum Online-Reisemarkt, die der Verband wie jedes Jahr zur ITB vorstellt.

„Wir haben wieder zurück zu einem Stückchen Normalität gefunden und das zeigen auch die Zahlen“, lautet die Nachricht von VIR-Vorstand Michael Buller an die Branche. Das vergangene Jahr habe eine ähnliche Entwicklung wie 2019 gezeigt. Es zeige sich, dass der Wunsch nach Reisen ungebrochen sei.

Für deutsche Verbraucher lägen die Urlaubsreisen bei der Einstufung ihrer Konsumausgaben weiterhin auf dem zweiten Platz, eine wichtigere Rolle spielten nur die Lebensmittel. An dieser Reihenfolge hätten auch die höheren allgemeinen Kosten nichts geändert.

Nach den Berechnungen des Verbands lagen die Ausgaben für die Haupturlaubsreisen 2022 mit über 78 Milliarden Euro um rund 20 Prozent über dem Niveau von 2019 und erreichten einen neuen Höchstwert. Da die Zahl der Reisenden mit 52,9 Millionen aber niedriger sei als vor der Pandemie (55,2 Millionen), zeige sich, dass sich die Kunden oft für höherwertige Produkte entschieden hätten, aber auch höhere Kosten auf Seiten der Anbieter.

Bei der Zahl der Urlaubsreisen habe es 2022 noch ein Defizit von mehr als drei Millionen gegenüber 2019 gegeben. Höhere Ausgaben gebe es mit rund 27 Milliarden Euro aber auch bei Kurzreisen, 2019 habe das Volumen bei 23,6 Milliarden Euro gelegen. Insgesamt seien 75 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung mindestens einmal pro Jahr in den Urlaub gefahren, 2020 habe der Anteil bei 63 Prozent, 2019 bei 78 Prozent gelegen.

Mehr als die Hälfte der Buchungen erfolgt online

Dabei setzten die Urlauber aber im Vorfeld ihrer Reisen öfter und stärker auf die Online-Suche als in der Vergangenheit und erledigten dann auch die Buchungen über das Internet, so eines der Ergebnisse der Reiseanalyse 2022 der FUR. Primär nutzten Urlauber das Internet als Informationsmedium über die Reiseziele, gefolgt von Unterkünften und für Preisvergleiche.

Im vergangenen Jahr hätten sich mehr als die Hälfte der Urlauber für eine Online-Buchung entschieden, stellt Ulf Sonntag, Geschäftsführer des NIT und verantwortlich für die Reiseanalyse, fest. Bei den Urlaubsreisen ab fünf Tagen habe die Untersuchung einen Anstieg der digitalen Buchungen von 44 auf 51 Prozent zwischen 2019 und 2022 ermittelt, zusammen mit Buchungen per E-Mail liege der Anteil bei 57 Prozent.

Bei den Kurzurlaubsreisen bis vier Tage seien 79 Prozent der Buchungen über beide digitale Wege erfolgt. Insgesamt entschieden sich die Verbraucher bei 60 Prozent aller Reisen mit mindestens einer Übernachtung für eine Buchung im Internet. Die Entwicklung der Buchungen nach einer persönlichen Beratung sei von 39 auf 34 Prozent rückläufig gewesen. Acht Prozent der Reservierungen liefen im vergangenen Jahr über beide Buchungswege, analog und digital, ein Anstieg gegenüber 2021 mit sieben und 2019 mit sechs Prozent.

Hohe Buchungszahlen bei Familienreisen

Dabei erfolgten bei den Urlaubsreisen 35 Prozent der Pauschalreisen digital, der niedrigste Wert bei den unterschiedlichen Reiseformen, bei den Bausteinreisen liege der Wert bei 72 Prozent, 75 Prozent der einzelnen Unterkünfte würden online gebucht. Bei den Kurzurlaubsreisen wiesen alle Reisetypen höhere Werte im Vergleich zu den Urlaubsreisen mit einer Länge über fünf Tage auf.

Besonders populär sei die Online-Buchung bei den Familienreisen mit einer Quote von 71 Prozent, ein Plus von zehn Prozentpunkten gegenüber 2019. Für die Städtereise liege der Wert bei 68 und beim Aktivurlaub bei 67 Prozent. Vergleichsweise selten buchten die Kunden mit einem Anteil von 27 Prozent ihren Gesundheitsurlaub online, was aber einen Anstieg von acht Prozentpunkten gegenüber 2019 bedeute.

Geringe Bedeutung für die sozialen Medien

Es sei zu erkennen, dass sich der langanhaltende Trend zum Informations- und Buchungsverhalten über digitale Kanäle in der Reisesaison 2022 weiter fortgesetzt habe, so Sonntag. Es gebe eine klare Linie hin zu mehr Digital, wobei das Internet aber auch von den Reisebüros stärker eingesetzt werde.

Eine niedrige Quote gebe es für die sozialen Medien. Diese kämen nur auf einen Anteil von rund zwölf Prozent und es habe auch keine großen Anstiege gegeben. „Es scheint, dass ihre Bedeutung überschätzt wird“, meint Sonntag. Aber dennoch seien Präsenz und Aktionen auf allen Medien erforderlich.

Abhängigkeit zwischen Alter und Buchungsweg

Bei der Untersuchung von Buchungsverhaltensund -strukturen werde aber eine starke Abhängigkeit vom Alter der Reisenden deutlich, erläutert Sonntag. In der Altersgruppe über 70 Jahre habe der Anteil der digitalen Buchungen bei 38 Prozent gelegen, bei allen jüngeren Verbrauchern über 50 Prozent, am stärksten in der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen mit 68 Prozent.

Bei den Unter-70-Jährigen seien heutzutage fast alle online. „Das wird sich weiter auswirken“, gibt Sonntag zu bedenken. Früher sei das Internet als exotisch eingestuft worden, nun gelte es mehrheitlich als normal.

Europäische Destinationen sind Digitalziele

Auch bei einer Untersuchung der einzelnen Destinationen stellen die Marktforscher Zuwächse bei den digitalen Buchungen fest. An der Spitze stehen hier die Niederlande mit einem Anteil von 88 Prozent, gefolgt von acht europäischen Ländern bis Griechenland mit 47 Prozent.

Rückläufig sei die Quote für die Fernziele, 46 Prozent 2022 von 51 Prozent 2019. Sonntag erklärt dies mit dem hohen Anteil der Pauschalreisen bei den Fernreisen. Es gebe aber bei fast allen Reisezielen einen stärkeren Einsatz der digitalen Kanäle.

Wolfram Marx, Darmstadt