Opinion: «Gar keine Möglichkeit, einen PCR-Test zu machen»

TRAVEL INSIDE-Special Correspondent Hans-Peter Brasser zur kurzfristigen Einführung des PCR-Testregimes.
Hans-Peter Brasser, Senior Correspondent @TRAVEL INSIDE

Der SRV freut sich, dass der Bundesrat die vor gut einer Woche wegen der Omikron-Variante eingeführte Quarantäneliste durch ein Testregime bei Einreise ersetzte. Dem seien viele und intensive Gespräche der Incoming- und Outgoing-Branche mit den Entscheidungsträgern vorausgegangen. Auch André Lüthi (Globetrotter Group), im SRV-Vorstand verantwortlich für Politik, äussert sich gegenüber Medien, dass die Branche in diesen Apfel beissen könne.

Tatsächlich müssen Reisende für viele Destinationen (Beispiel USA, Abu Dhabi und andere) vorgängig einen PCR-Test über sich ergehen lassen und das negative Resultat beim Check-in vorweisen. Es ist deshalb absolut nachvollziehbar, dass aufgrund der neuesten Entwicklungen auch die Schweiz ein solches Regime einführt.

Die Kosten des PCR-Tests im Ausland und des PCR- oder Antigen-Test vier bis sieben Tage nach Rückkehr müssen die Reisenden selbst übernehmen. Das kann ins Geld gehen, und einige Kunden, gerade Familien, von Reisen abhalten. Wer aber bereit ist, diese Kosten zu tragen ist wohl ein hochwertiger Kunde, der auch bereit ist für seine Reise einen «Batzen» auszugeben, was den Wegfall der «Billigkunden» möglicherweise ausgleicht.

Was allerdings einmal mehr von der Realitätsfremde der Verantwortlichen in Politik und Behörden zeugt, ist die kurzfristige Einführung auf den 4. Dezember, nur knapp einen Tag nach Bekanntgabe. Sämtliche anderen Massnahmen wie Maskenpflicht für alle Veranstaltungen in Innenräumen und ab 300 Personen im Freien, Home Office – Empfehlung und Zertifikats-Empfehlung für private Anlässe ab 11 Personen usw. wurden auf den 6. Dezember verordnet. Diese Massnahmen wären problemlos auf den Tag nach Bekanntmachung umsetzbar.

Stattdessen wurde die am schwierigsten umsetzbare Massnahme, das Testregime bei Einreise, auf den Folgetag eingeführt. Dass dies zu vielen Fragen und Unsicherheiten führte, ja sogar dazu, dass Passagieren der gebuchte Rückflug in die Schweiz verweigert wurde, ist nicht verwunderlich. Viele Rückreisende hatten bei Bekanntmachung gar nicht mehr die Möglichkeit einen PCR-Test zu machen, sie waren schon auf dem Weg zum oder am Flughafen. Von ausländischen Einreisenden kann zudem auch nicht erwartet werden, dass sie die Medienkonferenz des Bundesrats live verfolgen.

Aus Rückmeldungen von Einreisenden weiss ich, dass auch die Flughafenpolizei, welche für die Einreisekontrolle (nur für Ankünfte von ausserhalb Schengen) zuständig ist, auch nicht im Bilde war.
Frage: «Haben Sie einen PCR-Testnachweis?»
Antwort: «Nein, wir hatten ja schliesslich keine Möglichkeit mehr einen zu machen. Was müssen wir jetzt tun?»
Antwort: «Ich kann es Ihnen auch nicht genau sagen. Vielleicht meldet sich der Kanton bei Ihnen. Es ist eigentlich Ihnen überlassen!»

Hätte man die anderen Massnahmen auf den 4. Dezember und diese auf den 6. Dezember eingeführt, hätten Reisende, die Reisebüros und Veranstalter und die für die Kontrolle zuständigen Stellen (Flughafenpolizei, Fluggesellschaften und deren Handling Agents) Zeit gehabt sich zu informieren und zu organisieren. Stattdessen hat leider die Realitätsfremde der Behörden einmal mehr in dieser Krise zugeschlagen!

(Hans-Peter Brasser)