Opinion: «Tourismus und Gesundheitsmanagement sind kein Widerspruch»

Die Fitur 2022 war geprägt von einer optimistischen Aufbruchstimmung.
Hans-Peter Brasser, Senior Correspondent @TRAVEL INSIDE

Bin ich bereit das Risiko einzugehen, mich und andere Menschen trotz dreifacher Impfung mit Omikron zu infizieren und schlimmstenfalls in Madrid festzusitzen? Diese Frage stellte ich mir selber bis kurz vor dem Abflug am 18.1.22 auf dem Weg zur Fitur, der wichtigsten Tourismusmesse Spaniens, die vom 19.-23. Januar 2022 in Madrid stattfand.

«Hay que dar cara!»
Das spanische Königspaar Felipe VI und Letizia beim traditionellen Eröffnungsbesuch ©Fitur

«Man muss sein Gesicht zeigen», sagen die Spanier und tatsächlich, zu diesem Schluss kam ich auch. Obwohl viele Kontakte aus den DACH-Märkten auf den Besuch verzichteten, entschied ich mich, Omikron hin, Test vor Rückreise her, nach zwei Jahren wieder einmal eine touristische Fachmesse zu besuchen. Wie wollen wir als Touristiker an den Aufschwung in unserem Geschäft glauben, wie wollen wir die Konsumenten überzeugen, dass Reisen möglich ist, wenn wir uns selbst nicht trauen, uns mit Kollegen und Kolleginnen aus unserem Business an einer Messe zu treffen?

Wie soll der Aufschwung zustande kommen, wenn sich die Protagonisten des Tourismus nicht endlich wieder einmal treffen und austauschen, neue Kontakte knüpfen, bestehende Kontakte pflegen und über neue Projekte diskutieren und neue Produkte präsentieren können?

Optimistische Aufbruchstimmung

Gesundheitssicherheitstechnisch (was für ein Wort!?) war die Fitur bestmöglich organisiert. Der Eintritt wurde einem nur mit 2G und einer FFP2-Maske, die von den tausenden Besuchern konsequent getragen wurde, gewährt. Wie überall und schon immer in dieser Pandemie, war auch hier die Eigenverantwortung gefragt und wichtig.

Natürlich waren weder so viele Aussteller noch so viele Teilnehmer wie in früheren Jahren anwesend und in den Messehallen gab es, auch eine der Sicherheitsmassnahmen, genügend Platz. Aber diejenigen die anwesend waren, nahmen sowohl die gesundheitlichen als auch die geschäftlichen Aspekte sehr ernst.

Förmlich zu spüren war die Motivation, die Freude, ja die schiere Lust der Teilnehmer, sich endlich wieder zu treffen und auszutauschen. Von mir befragten Aussteller und Fachbesucher bestätigten denn auch, dass sie sehr viele interessante, fruchtbare Gespräche führen konnten, und die anfangs spürbare, gespannte Erwartung schlug bereits im Laufe des ersten Messetag in eine optimistische Stimmung um.

«Embracing the world. We are tourism.» 

Natürlich ist Spanien, als Land mit den zweitmeisten internationalen touristischen Ankünften und normalerweise 2,2 Mio. direkt im Tourismus beschäftigen Arbeitnehmern, auf eine funktionierende und florierende Nachfrage angewiesen. Dies ist sicher der Hauptgrund, weshalb sowohl die Landesregierung als auch die Behörden von Provinz und Stadt Madrid, die Durchführung bewilligten, und daran trotz wegen Omikron wie überall steigender Infektionszahlen festhielten.

Es ging darum, ein Signal in die Welt zu senden, dass Tourismus und Gesundheitsmanagement kein Widerspruch sind, dass Spanien und die Welt den Tourismus, sicherlich in vielfach nachhaltigerer Form, brauchen und dass man bereit ist für den Aufschwung.

Der Aufschwung wird kommen, bald, da waren sich an der Messe alle einig. Einig waren sich aber auch alle, dass es sehr bedauerlich ist, dass die ITB Berlin dermassen früh abgesagt wurde.

War es das Risiko wert? Absolut, zumal ich trotz vieler Kontakte mit einem negativen Test nach Hause geflogen bin!

Hans-Peter Brasser, Madrid