Ostafrika: «Es wäre die beste Saison je geworden»

Interview mit Christian Strebel: Er betreibt in Nairobi mit Yellow Wings ein kleines Flugunternehmen. Mit Cessna Caravans fliegt er Touristen in die Nationalparks und Lodges in Ostafrika.
Christian Strebel vor seiner Yellow Wings Cessna.

Christian Strebel war ursprünglich Stationsmechaniker der Swissair in Nairobi. Seit 1997 betreibt er dort unter dem Namen «Yellow Wings» ein kleines Flugunternehmen. Mit Cessna Caravans fliegt er hauptsächlich Touristen in die Nationalparks und Lodges in Ostafrika. Neben Tourismus macht Christian Strebel auf Auftragsflüge für grosse Firmen wie auch Spezialaufträge für die Regierung und das Luftamt.


Christian Strebel, wie wirkt sich die Corona Krise auf Kenia aus?

Seit fünf Wochen befindet sich Kenia im Lockdown. Von 19 Uhr bis 5 Uhr gilt eine Ausgangssperre. Im Vergleich zur Schweiz scheinen wir glimpflich davon zu kommen. Es gibt zurzeit rund 600 positiv getestete Covid 19 Fälle. Interessant ist, dass nur 25 Prozent davon überhaupt Symptome haben oder hatten.

Was heisst das nun für Sie und «Yellow Wings»?

Wir dürfen seit fünf Wochen nicht mehr in die Luft. Wir haben noch einzelne Aufträge für Diplomaten-Flüge ins Ausland aber der Tourismus ist total zusammengebrochen. Wir hatten volle Auftragsbücher. Es wäre die beste Saison je geworden – alles storniert. Es gibt aber Licht am Ende des Tunnels. Die meisten Kunden haben um ein Jahr verschoben und es gibt auch schon neue Buchungen für das kommende Jahr.

Mit anderen Worten: Sie sind in der gleichen Situation wir viele Reiseunternehmen in der Schweiz. Die Einnahmen tendieren gegen Null.

Im Gegensatz zur Schweiz ist hier Hilfe vom Staat nicht zu erwarten. Ich musste meine Piloten in den unbezahlten Urlaub schicken. Kurzarbeit kennt man hier nicht. Dank einem finanziellen Polster können wir bis auf weiteres überleben. Toll ist der Zusammenhalt in der Community. Man hilft einander. Hätte ich ein ernsthaftes Problem könnte ich jederzeit Ressourcen mobilisieren, die weit über das Normale hinausgehen. Wir haben auch ein sehr gutes Verhältnis mit den Flugzeug-Herstellern und deren Finanzierungsabteilung. Es werden Lösungen gefunden, welche helfen, damit unsere Firma langfristig überleben kann.

Solidarität ist also kein leeres Wort?

Nein, und das hängt auch damit zusammen, dass nichts von der Regierung kommt und wir auf uns selbst gestellt sind. Das ist aber nichts Neues, man muss damit klar kommen. Ansonsten ist man in Afrika fehl am Platz. Jede schwierige Zeit testet uns, zeigt uns aber auch immer wieder neue Wege.

In Afrika sind wir immer wieder mit schwierigen Situationen konfrontiert. Wir werden auch diese Situation überleben – sehr wahrscheinlich mit etwas weniger Geld auf dem Konto. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Hauptproblem hier nicht das Virus ist. Das Hauptproblem sind die wirtschaftlichen Folgen für einen grossen Teil der Bevölkerung. Für diejenigen, die von der Hand in den Mund leben und jetzt, speziell auch durch den fehlenden Tourismus, keine Einkünfte mehr haben, kein Geld mehr haben, um Lebensmittel zu kaufen und dadurch Hunger leiden.

Aber Sie sind weiterhin optimistisch?

Ich bin, von meinem Charakter her, ein Optimist. Ich hoffe, dass ich unternehmerisch nicht alles falsch gemacht habe. Ich freue mich jetzt schon darauf, wieder Kunden aus der Schweiz zu empfangen und ihnen Kenia aus der Luft zeigen zu können.

 

(Interview: Kurt Schaad)