PCR-Testpflicht: Das sagen die TO

Aktualisiert am 28.01.2021
In den Reisepreis inkludieren oder nicht – und wie sich die Testpflicht auf die Reiselust auswirkt, ist umstritten.
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Die PCR-Testpflicht für Einreisen in die Schweiz trifft in erster Linie die Reisebranche. Wer reist noch in die Ferien, wenn man für die Einreise an der Destination einen negativen PCR-Test braucht – und für die Heimreise gleich noch einmal? Reiseveranstalter stehen damit vor grossen Herausforderungen. Nicht nur kosten die Tests für einen Familie schnell einmal um die tausend Franken, sie sind auch ausgesprochen unangenehm. Wie gehen die Tour Operator in der Schweiz damit um?

TRAVEL INSIDE hat diese zwei Fragen gestellt: Werden sie PCR-Tests in Pauschalreisen zubuchbar machen oder gar inkludieren? Und wie wirkt sich die Testpflicht auf die Reiselust der Kunden aus?


Bianca Gähweiler, Sprecherin Hotelplan Suisse

«Die gestern vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen bezüglich der Einreise aus Nicht-Risikoländern in die Schweiz per Flugzeug sind für uns rational nur sehr schwer zu verstehen. Es stellt sich die Frage, worin der Unterschied liegt, wenn man per Flugzeug respektive per Bahn, Bus oder Auto in die Schweiz einreist. Diese Massnahmen werden sich definitiv negativ auf das Buchungsverhalten unserer Kunden auswirken.

Wie bereits bekannt, können unsere Kunden vor Abreise in der Schweiz bei uns ein Selbstentnahmekit erwerben, um sich – falls für die Einreise in die Zieldestination nötig – auf das Coronavirus testen zu lassen. Für die Rückreise in die Schweiz verkaufen wir keine solchen Selbstentnahmekits und inkludieren den PCR-Test auch nicht in unsere Angebote. Falls gewünscht unterstützen wir die Kunden jedoch, so dass sie vor Ort den entsprechenden Test machen können.

Wird das Selbstentnahmekit in einer Filiale gekauft und abgeholt, kostet es CHF 165. Wünscht der Kunde, dass man ihm das Kit nachhause schickt, kostet es CHF 175. Bei Onlinebuchungen kostet das Kit ebenfalls CHF 175, da eine Abholung ja nicht möglich ist.»

Deniz Ugur, CEO Bentour Reisen

«In der Türkei sind PCR-Tests bei Rückreise nach Deutschland bereits seit 6 Monaten notwendig daher gibt es etablierte und gut funktionierende Prozesse. Der Gast kann sogar im Hotel vor Abreise den Test machen. Die Gebühr ist mit USD 30 überschaubar. Die neue Einreiseregelung in die Schweiz stellt somit für die Türkei Reisen kein Problem da.

Die Tests selber sind mittlerweile kein Thema. Viel wichtiger ist, dass der Prozess in hunderten Hotels stattfindet und somit keine unangenehmen Warteschlangen entstehen, das hilft sehr. Momentan ist nur der Impfstoff noch knapp, aber auch hier wurde Gott sei Dank genug bestellt und geliefert und so gehe ich davon aus, dass bereits ab April die heimische Bevölkerung in den Tourismus Regionen komplett versorgt ist.»
Reto Amin, Geschäftsführer, Amin Travel
«Wo möglich werden wir die Kosten für den Test inkludieren und diesen auch organisieren. Natürlich ist dies eine weitere Hemmschwelle für Kunden, eine Reise zu buchen. Gerade bei günstigeren Reisen oder Badeferien fallen solche Kosten schwer ins Gewicht, insbesondere, wenn auch die Zieldestination einen Test zur Einreise will. Wer reisen will, wird sich aber wohl oder übel auch an diesen Umstand gewöhnen müssen.»
Markus Flick, Sprecher DER Touristik Suisse

«Testpflichten für die Hinreise erleichtern wir mit der Abgabe und Verrechnung von PCR-Testkits in den schweizweiten Kuoni Reisebüros (Kosten pro Person: CHF 165). Für die Rückreisen unterstützen unsere Agenturen weltweit Gäste bei der Erfüllung von Testpflichten – die Kosten unterscheiden sich je nach Zielgebiet. Wir werden auf Grundlage des neuen Entscheides zudem weiter nach Wegen suchen, damit unseren Kundinnen und Kunden die erweiterten Bedingungen für eine Ferienreise so unkompliziert wie möglich erfüllen können – beispielsweise über eine Inkludierung der Kosten eines Tests am Ferienziel in die Gesamtrechnung.

Die Ausgangslage stellt sich nicht dramatisch anders dar als vor dem Bundesratsentscheid vom Mittwoch. Test- und/oder Impfpflichten werden in diesem Jahr ständiger Begleiter von uns und unseren Kundinnen sowie Kunden sein. Wichtig ist, dass pauschale Quarantänemassnahmen für (Wieder-)Einreisende nicht zum Regelfall, sondern zurückhaltend und mit genügend Vorlaufzeit beschlossen werden. Das Buchungsaufkommen für den Frühling und den Sommer bleibt vorerst von der Pandemie sowie den behördlich getroffenen Massnahmen zur Bekämpfung geprägt und wird in diesem Jahr zu einem späteren Zeitpunkt als üblich einsetzen.»

Milica Vujcic, Sprecherin TUI Suisse

«TUI bietet bereits seit mehreren Monaten in Zusammenarbeit mit Viselio einen Corona-Testkit für Zuhause an. Unser Kunden können sich bequem zuhause selber testen und anschliessend in die Zielgebiete reisen, wo ein negativer PCR Test verlangt wird. Bisher haben unsere Kunden nur positive Rückmeldungen gegeben und auch überall problemlos einreisen können. Die Tests kosten zwischen CHF 165 und CHF 279 je nachdem wie schnell das Resultat vorliegen soll.

PCR-Tests waren bereits heute für viele unserer Kunden kein Hindernis um in die Ferien zu reisen. Ob auf die Malediven, nach Dubai oder auf die Kanaren – ein PCR-Test hat nicht von der Reise abgehalten. Die Pflicht des Vorweisens nach Rückkehr fördern ausserdem den Sicherheitsaspekt, sodass man weiss dass beispielsweise in einem Flugzeug sicherlich alle negativ getestet wurden.»

Carmen Doré, Managing Director FTI Schweiz

«Wir bieten unseren Gästen volle Unterstützung bei der Organisation der Tests in der Ferienregion vor ihrer Heimreise an, die Kosten laufen jedoch nicht über uns. Über die möglichen Bezahlprozedere in der jeweiligen Destination informieren wir unsere Gäste natürlich vorab und detailliert.

Wir müssen die weiteren Pandemie-Entwicklungen abwarten. Die Erfahrungen, die FTI letztes Jahr zum Beispiel im deutschen Quellmarkt mit der Türkei gemacht hat, wo Gäste auch vor Rückreise vor Ort einen PCR-Test machen mussten, waren äusserst positiv und auch die Nachfrage war trotz der Test-Auflage erfreulich gut. Selbstredend erwarten wir am Schweizer Markt aufgrund der neuen Auflagen zunächst keinen Buchungspush, wir sind aber optimistisch, dass sich die Reiselust bei einer Besserung der Corona-Situation sehr schnell in Buchungen umschlägt.»

Matthias Reimann, Sprecher Knecht Reisen

«Im Sinne einer möglichst transparenten Preispolitik werden wir den PCR-Test nicht im Reisepreis inkludieren. Mit unserer gruppeninternen Firma Knechtcare sind wir im Gespräch, um unseren Kunden einen bestmöglichen Service anbieten zu können.

Ja, wir glauben dass gebucht werden wird, nachdem nun mit diesem nicht unerwarteten Entscheid eine gewisse Klarheit und Berechenbarkeit für Reiseinteressierte gegeben ist. Die bundesrätlichen Entscheide von gestern Mittwoch sind zumindest deutlich praktikabler als der Vorschlag, den die vereinigten Parteipräsidentinnen und –präsidenten am vergangenen Wochenende präsentiert haben.»

Michael Grütter, CEO ETI

«Wir planen nicht die PCR-Testkosten in den Reisepreis zu integrieren. Einerseits weil wir nicht wissen für wie lange diese Massnahme gültig ist und andererseits um alles im Interesse des Kunden so günstig wie möglich zu halten. Es macht keinen Sinn in eine Buchung mit Abreise Mai PCR-Testkosten einzukalkulieren, wenn bereits ab April keine Einreisetests mehr verlangt werden. Was wir jedoch mit grösster Aufmerksamkeit und Empathie machen, ist die Organisation der Tests vor Ort, so dass sich kein Kunde selber darum kümmern muss. Wir werden, wenn immer möglich den Arzt in die Hotels bringen, damit dort die Tests kurz und schmerzlos durchgeführt werden können

Das Buchungsverhalten ist schon sehr zurückhaltend. Zuviel Angst, Unsicherheit und die Quarantäne-Sichel schwebend über den Köpfen. Kein Kunde hat Lust, sich auf ein «Abenteuer» einzulassen. Seit bald einem Jahr werden Auslandsreisen als «unverantwortliches Abenteuer» taxiert. Wer trotzdem reist und den bundesrätlichen Anweisungen trotzt, erkennt erst dann wie gut eine Pause vom «Pandemie-Wahnsinn» tut. Die Minderheit macht es, die Mehrheit bleibt zu Hause.

Wie vieles in dieser pandemischen Zeit, kann man bundesrätliche Entscheidungen nur schwer verständlich interpretieren. Erdgebundene Ein- und Ausreisen (Bus, Zug, Auto) sollen ohne Auflagen möglich sein und für Flugreisen aus nicht Risikogebieten muss ein PCR Test vorgelegt werden. Es ist nicht alleine der verlangte PCR-Test für die Einreise in die Schweiz (ohne Zeitangabe bis wann diese Massnahme gültig ist, übrigens…) sondern eine weitere Message zum Kunden: «reis nicht, bleib zu Hause»! Ich wünsche mir, dass die breite Öffentlichkeit erkennt, dass die Ansteckungsgefahr an einem schönen, sonnigen, ruhigen und gut auf Corona eingestellten Feriengebiet häufig geringer ist als zu Hause.»

(Christian Maurer)