Die 14. Ausgabe des Swiss Travel Management Forum (STMF) wartete am Donnerstag mit hochkarätigen Referenten und Podiumsteilnehmern auf. Insgesamt nahmen rund 200 Personen am Forum im Zürcher Marriott Hotel teil, etwa ein Viertel davon Travel Manager. Nach einem Grusswort von Christoph Carnier, VDR-Präsident, führten die beiden Tagesmoderatoren Adrian Matt und Willy Schnyder durch die diversen Vorträge, Break-out Sessions und Elevator Pitches. Und es stand bereits das erste kontroverse Thema auf dem Programm: «NDC und Direct Connect – ist dieser neue Marktplatz noch transparent und kontrollierbar?».
«Es geht um enorm viel Geld»
Den Impulsvortrag hierzu hielt Jörg Martin, Geschäftsführer von CTC Corporate Travel Consulting. Seine provokante These: «Direct Connect ist eigentlich eine Riesenblase, da nur eine Handvoll Unternehmen eine wirkliche direkte Anbindung besitzen.» Und was hat Direct Connect mit NDC zu tun? «Nichts», so Martin schlicht. NDC sei schliesslich ein Datenstandard und keine Anbindung. Das Problem: Die unterschiedlichen Interessenlagen von Airlines, Unternehmen, OBE, GDS und TMC. «Und dabei geht es um enorm viel Geld», bilanzierte Martin.
Angeregte Diskussion zum Thema NDC
In der anschliessenden Podiusmsdiskussion traten naturgemäss komplett verschiedene Sichtweisen zutage – schliesslich standen sich Vertreter von Travelport, Egencia, der Lufthansa Group und Roche gegenüber. So stellte Christian Jobst, Head of Distribution Global Market Purchase Points, Lufthansa Group eine «zunehmende Akzeptanz» für NDC in der Geschäftswelt fest: «Die Firmenkunden profitieren von unseren Smart Offers und Contineous Pricing, das nun in Planung ist.»
Dieter Rumpel, Managing Director DACH bei Travelport hingegen monierte, NDC sei ein Standard, der kein wirklicher und einheitlicher Standard sei. Die Vertreter der TMC sahen sich vor Herausforderungen gestellt, wie NDC ihr Business Modell oder die Incentives verändert; «aber wir müssen die Prozesse skalierbar machen – und dies ist momentan für uns enorm schwierig», wie Verena Funke, Sr. Director EMEA/Global Account-Mgmt, Egencia, ausführte. Zudem sei NDC momentan nur betreffend Verfügbarkeit der Preise relevant.
«Die Spannweite der Kundengruppen wird immer grösser»
Jürg Müller, Travel Manager Siemens Schweiz, sprach im zweiten Impulsvortrag über die Herausforderungen durch die zunehmende Komplexität und Fragmentierung der Buchungsprozesse und ob das noch zu bewältigen sei. In der Podiumsdiskussion diskutierten daraufhin Piero Belsito, Head of Travel & Lodging bei Swisscom, Christian Rosenbaum, Head of Strategic Vendor & Partner Relations FAO Group und Katharina Turlo, Senior Director Program Management Central Europe CWT.
End-to-end Prozesse seien die Lösung
Belsito und die anderen Teilnehmer haben anerkannt, dass diese Fragmentierung eine «riesen Challenge» für die Travel Manager sei. Laut Belsito muss man Hand in Hand mit den Partnern gehen und neue Technologien zusammen entwickeln. End-to-end Prozesse seien die Lösung. Aus Verbandssicht, so Rosenbaum, müsse man neue Anbieter gezielt ins Boot holen und zusammen daran arbeiten, um die neuen Technologien in den Griff zu bekommen. Laut Turlo ist es ein grosser Spagat zwischen den vorhandenen Tools und den Erwartungen der Kunden. Die Technologie müsste an die Kundenbedürfnisse angepasst werden. Die Zukunft sehe so aus, dass alles voll integriert sei, aber man nicht alles selber entwickeln müsse, so Rosenbaum. Es werde aber nicht einfacher für die Travel Manager, da die Spannweite der Kundengruppen immer grösser werde. Dies müsse man in der zukünftigen Strategie berücksichtigen.
«Die Unternehmen wollen globale Lösungen von den TMCs»
Philippe Chérèque, Präsident von American Express GBT, sprach in der abschliessenden Key Note über die Herausforderungen und Zukunftsaussichten der Corporate Business Travel Industry generell. Die Unternehmen wollen «globale» Lösungen von den TMCs, doch die Anbieter machen das Ganze nicht einfacher: «NDC etc. machen unser Leben und das der Geschäftskunden nicht einfacher», so Chérèque. Lösungen müssten her, um die Fragmentierung zu unterbinden.
Bisher habe GBT sich auf die Herstellung einer «Core»-Technologie fokussiert, in Zukunft gehe der Fokus aber von B2B auf B2H (business-to-human) Lösungen. Dies bedeute, dass man weiterhin einen Service durch Menschen benötige, wenn der Kunde dies wünsche und ein Bedürfnis habe – und Technologie in allen anderen Fällen während der Reise. Man wolle zudem bessere und umfassendere Technologie für SMIs anbieten. Er sehe auch keinen grossen Unterschied zwischen NDC & GDS; was habe man in Zukunft durch NDC, was man heute nicht schon hat, so Chérèque. Heute sei NDC zu sehr auf grosse Unternehmen fokussiert. Man müsse mehr Service für kleinere und mittlere Firmen anbieten. (ES/MAZ)
Fotos: ©Armin Grässl