Petition «Aktion Mayday»: Initiantin Natalie Dové erklärt

«Der Präsident wie auch der Geschäftsführer des SRV wurden selbstverständlich von Beginn an informiert.»
Natalie Dové

Die Aktion Mayday und die Petition für eine Reisebüro-Task-Force haben hohe Wellen geschlagen in der Schweizer Reisebranche. So hat sich der Schweizer Reise-Verband (SRV) öffentlich distanziert. Zu den Unterzeichnerinnen des Manifests gehört Natalie Dové, Inhaberin Nussbaumer Reisen und Vorstandsmitglied beim SRV.

TRAVEL INSIDE hat sie nach den Gründen für die Aktion und ihr Mitmachen gefragt:

Wie kam diese Aktion genau zu Stande, wer gab wann wie und warum den Anstoss?

Der Katalysator für den Start unserer Arbeitsgruppe war Ende April der Tourismusgipfel mit Frau Sommaruga, der zu vielen Unmutsäusserungen geführt hat. Daraufhin sind zahlreiche Branchenkollegen-/innen, auch auf Grund meiner Position als Vorstandsmitglied im SRV, an mich herangetreten und haben mich gebeten, ihre Interessen zu vertreten. Als Annette Kreczy mich und die anderen Mitglieder der Gruppe angefragt hat in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mitzumachen, habe ich nicht gezögert. Daraus ist eine gute Dynamik entstanden.

Gibt es externe Beratende im Hintergrund, wer?

Die fünf bekannten Initianten sind die ursprüngliche Kerngruppe. Wir haben aber zwischenzeitlich viel Zuspruch und Unterstützung von weiteren Personen erhalten.

Warum öffentlich mit der Petition statt auf dem «Dienstweg» über SRV etc.?

Weil diese Krise die gesamte Branche betrifft. Es geht um das grosse Ganze. Ich engagiere mich als besorgte, unabhängige Unternehmerin. Es geht uns ja darum, alle Stakeholder zusammenzubringen. Wäre diese Initiative im SRV katalysiert worden, hätten wir nicht die gleiche Reichweite erreicht.

Was ist die Motivation, da an vorderster Front mitzumachen?

Sehr viele langjährigen Kollegen und Kolleginnen aus der Branche und die unzähligen Gespräche haben mich motiviert mich in meiner Freizeit hierfür zu engagieren. Zudem bin ich als Unternehmerin sehr direkt und stark betroffen, und unsere Branche liegt mir wirklich sehr am Herzen.

Die Aktion ist offensichtlich nicht mit dem SRV abgesprochen – warum?

Das stimmt so nicht! Der Präsident wie auch der Geschäftsführer wurden selbstverständlich von Beginn an informiert, dass ich mich als Unternehmerin dazu entschlossen habe bei dieser Arbeitsgruppe mitzumachen. Etwas unglücklich verlief die kurzfristige Veröffentlichung der Petition an einem Sonntag, was dann zu einer Kommunikationspanne führte. Dafür habe ich mich bei Max Katz und Walter Kunz entschuldigt.

Hat es damit zu tun, dass Natalie Dové als Retailer-Vertreterin im SRV-Vorstand nicht in die Gespräche mit dem Bund (Seco/BJ) eingebunden war?

Mir ist es wichtig festzustellen, dass die Verhandlungen mit dem Seco aus unserer Sicht nicht nutzlos oder falsch verlaufen sind. Es wurde einiges erreicht und den involvierten Personen gilt unser aller Dank! Es wäre anderseits sicher nicht schädlich, wenn auch ein unabhängiger Kleinunternehmer am Tisch sitzen würde. Wenn in Bern darüber verhandelt wird, wie z.B. mit der Kurzarbeitsentschädigung von besitzergeführten Kapitalgesellschaften umgegangen wird, interessiert das Grossfirmen sicher weniger, als Kleinunternehmen.

Vertritt der SRV die Interessen der kleinen unabhängigen Retailer gut, genügend, nicht genügend oder gar nicht?

Das ist ja insbesondere die Aufgabe von meinen welschen Kollegen und mir im Vorstand. Generell würde ich sagen gut. Im Kontext der Corona Krise eher bei ungenügend. Es wäre sicher gut, wenn auch jemand von uns Kleinunternehmer-/innen in die Konsultation oder die Task Force eingebunden würde.

Interessant: Vier von fünf Initianten sind Frauen – wie kommt das?

Gegenfrage: würde diese Frage auch gestellt wären 4 Männer und nur eine Frau dabei? Ausserdem, warum ist das interessant bei 80% Frauenanteil in unserer Branche? Roland Zeller ist sozusagen unser Quotenmann. Spass beiseite! Es war definitiv kein Kriterium, ob jetzt mehr Frauen oder Männer dabei sind.

Die Aktion Mayday bzw. die Petition plädiert für ein verbandsübergreifendes Vorgehen – ist da eine weitere Stimme wie die der Aktion nicht eher hinderlich?

Nein, das finde ich nicht. Wir wollten ja die Stimmen einer grossen Mehrheit abholen und auf ein Mangel an zeitnaher Kommunikation und Transparenz hinweisen. Unser Ziel war  eine möglichst breite Mobilisierung. Das haben wir mit über 1000 Unterschriften in weniger als zwei Tagen definitiv geschafft. Die Arbeit der anderen wird damit ja nicht unterminiert.

Was sind die Feedbacks, die Ihr erhalten habt?

Von den Reisebüros habe ich so viele positive Mail und Anrufe erhalten, dass ich ehrlich gesagt überwältigt bin. Diese würden einige Seiten im TRAVEL INSIDE füllen… aber auch einige wenige kritische Fragen und Unklarheiten konnte ich in persönlichen Gesprächen ausdiskutieren und klären.

(Interview: Christian Maurer)