Philipp von Czapiewski: «Reisende geben mehr Geld aus»

Der TUI Suisse-Chef freut sich über einen positiven Buchungstrend.
TUI Suisse - CEO Philipp von Czapiewski zur Nachhaltigkeitsagenda des TUI Konzerns (BRA)

In seinem Résumé zum abgelaufenen Geschäftsjahr der TUI Suisse AG (Oktober 21 – September 22) mit einer starken Sommersaison zeigt sich Philipp von Czapiewski  zuversichtlich für die Wintersaison 2022/2023.

Im Sommer 2022 waren die klassischen Mittelmeerziele Südtürkei, Mallorca, Kreta, Kos und Rhodos und insgesamt Badeferien am stärksten nachgefragt. Aber auch die bereisbaren Überseeziele Dominikanische Republik, Malediven, Vereinigte Arabische Emirate, Mexico und Sansibar wurden laut dem TUI Suisse-Chef häufig gebucht.

Trotz steigender Nachfrage schafften es die USA, wegen der eher späten Öffnung und wegen Kapazitätsengpässen bei Mietwagen und Campers nicht unter die Top 5. Generell wurden im Geschäftsjahr 2021/2022 80% des Volumens von 2018/2019, im Segment Kreuzfahrten jedoch nur 60%, erreicht.

Weniger Kurfristigkeit und mehr Geld

Im Buchungsverhalten der Kunden zeigt sich nicht ein Trend zu einer ‘neuen Normalität’ sondern zu einer generellen Normalisierung. Die Kurzfristigkeit im Buchungsverhalten ist rückläufig, liegt heute bei rund 90 Tagen, gegenüber 60 Tagen in 2021 hingegen 120 Tagen vor der Pandemie.

Im Durchschnitt geben die Kunden für die Winterferien 10-20% mehr aus als vor der Pandemie – für längere Reisen, für höhere Hotel- und Zimmer-Kategorien und auch für teurere Reiseziele, wie z.B. die Malediven. Die gestiegenen Reisekosten haben dabei natürlich einen gewissen Einfluss. Dieser hält sich aber, wegen des starken Schweizer Franken und der tiefen Inflationsrate hierzulande, in moderaten Grenzen.

Mit der zunehmenden Öffnung vieler Reiseziele gerät der Aspekt Sicherheit und Flexibilität etwas in den Hintergrund, ist aber nach wie vor ein wichtiges Verkaufsargument.

Produkteausbau im Nah- und Fernbereich

Die Top-Destinationen im Nahbereich sind die Kanarischen Inseln, Ägypten, die Kapverden, die Türkei und Portugal und im Fernbereich ist Thailand wieder die Nummer Eins, gefolgt von den Malediven, der Dominikanischen Republik, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Mexiko.

Das Produkteangebot wurde an diesen Zielen ausgebaut. So sind auf den Kanarischen Inseln rund 1000 Hotels (+100), in Ägypten 400 Hotels (+100), in Thailand 1700 Hotels, in der Karibik und in den VAE je 600 Hotels, und auf den Malediven 100 Hotels buchbar. Auf den Kapverden reklamiert TUI Suisse für sich die Marktführerschaft.

Speziell erwähnt der TUI Suisse Chef die Hotels der konzerneigenen Marken Robinson, TUI Blue, TUI Sueno, Magic Life, TUI Kids Club und Riu, welche an den einzelnen Zielen im Portfolio sind.

Mehr Privatsphäre gefragt

Im Premiumsegment der Marke Airtours wird ein Trend hin zu einzigartigen Erlebnissen und mehr Privatsphäre festgestellt. Privatsphäre steht bei den Reisenden im Luxus-Bereich an vorderster Stelle, besonders Villen oder Suiten mit Privatpool werden gerne gebucht. Statt Luxus im klassischen Sinn legen die Kunden vor allem Wert auf ein entspanntes
Erleben der Feriendestination und auf individuelle und intensive Naturerlebnisse an der jeweiligen Destination.

Safaris mit Aufenthalten in Luxus-Lodges in Afrika und seit neustem Sternebeobachtungen mit erfahrenen Astronomen sind Erlebnisse die immer mehr Anklang finden.

Erholung bei Kreuzfahrten

Im Kreuzfahrtbereich verzögert sich die Erholung im Vergleich zur restlichen Touristik und wird vollständig erst für das Geschäftsjahr 2023/2024 erwartet. Im Sommer 2022 war insbesondere Nordeuropa beliebt, im Winter sind es die Kanarischen Inseln und die Karibik, wobei die Buchungseingänge noch immer eher kurzfristig sind.

Erlebnis, Flexibilität, Sicherheit und Nachhaltigkeit

Seit der Übernahme des Start-ups Musement gehört die Anreicherung der Reisen durch durchgängig buchbare Erlebnisse am Reiseziel zur Strategie des Konzerns. Bei TUI Collection sind bereits 650, exklusiv TUI-Kunden vorbehaltene Ausflüge, buchbar. Die meisten dieser Ausflüge schliessen ein Nachhaltigkeitsthema, vielfach die Unterstützung lokaler Gewerbe oder Instutionen, mit ein.

Beibehalten wird der wegen der Pandemie eingeführten TUI Flex Tarif, der optional buchbar ist und kostenloses Annullieren und Umbuchen erlaubt.

Keine Präsentation eines Touristik-Managers kommt heute um das Thema Nachhaltigkeit herum. ‘Tourism – a force for good’ ist ein Ansatz des TUI Konzerns, denn Tourismus fördert Verständnis, Toleranz, Frieden, Diversität, Inklusion, ermöglicht Bildung, schafft Arbeitsplätze, ist in vielen Zielen Haupttreiber für Entwicklung und Wohlstand. Aber er hinterlässt auch einen Fussabdruck mit Emissionen, Abfall, Energieverbrauch etc.

Ziel der TUI-Nachhaltigkeitsagenda ‘People, Planet, Progress’ ist es, die positiven Aspekte zu fördern und die negativen Auswirkungen zu mildern, wobei dies immer ganzheitlich, d.h. mit Blick auf Umwelt, Soziales und Wirtschaft geschehen soll.

Ein Fokusthema der Agenda ist unter anderem, Kunden nachhaltige Angebote einfach und transparent vor der Buchung aufzuzeigen, damit sie entsprechend nachhaltigere Ferien-Entscheidungen treffen können. Rund 1000 Hotels sind mit dem Label ‘Green & Fair’ wurden nach den Kriterien des Global Sustainable Tourism Councils (GSTC) zertifiziert. Diese Label ermöglicht es den Kunden entsprechend nachhaltige Ferien-Entscheidungen zu treffen. Auch 200 Touren und Aktivitäten werden seit kurzem entsprechend zertifiziert und mit dem ‘Green & Fair’-Label versehen.

Hans-Peter Brasser