Philipp von Czapiewski: «Wunsch nach Reisen grösser denn je»

Für den Sommer 2022 rechnet TUI Suisse mit einem Volumen von 80-90% gegenüber 2019.
Philipp von Czapiewski, Managing Director TUI Suisse @ TI

Das Geschäftsjahr des TUI-Konzerns, und somit auch dasjenige von TUI Suisse, dauert bekanntlich von Oktober bis September. Philipp von Czapiewski, CEO TUI Suisse AG, zieht am Media Breakfast vom 23.3.2022 eine Halbjahresbilanz für die Wintermonate Oktober bis März und erklärt die Trends für die Sommermonate April bis September des Geschäftsjahrs 2021/22.

Kurzfristige Nachfrage im Winterhalbjahr

Nach dem der traditionell starke Oktober von einer starken Kurzfristigkeit geprägt wurde, setzte sich dieser Trend auch im Winterhalbjahr fort. Das Aufkommen der Omikron-Variante Anfang Dezember verursachte eine Nachfragedelle, welche sich aber nach dem Wegfall der Rückreise-Testregimes wieder ausglich.

Der Winter 21/22 lag somit deutlich über demjenigen von 20/21. Insbesondere wurden in der Mittelstrecke Ägypten, die Kanaren und zu einem gewissen Grad die Kapverden, in der Fernstrecke die Karibik, die Malediven und die Arabischen Emirate nachgefragt.
Der Winter lag volumenmässig noch stark unter dem Niveau von vor der Pandemie.

Starker Nachholbedarf und Frühbuchungstrend

«Niemand hätte gedacht, dass sich die Welt dermassen verändert», sagt von Czapiewski zu dem Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen. Die TUI startete das Hilfsprogramm ‘Helping Hands for Ukraine’ im Rahmen der TUI Care Foundation und schoss initial EUR 100’000 ein. Dieser Betrag wurde dank Spenden von TUI-Mitarbeiter*innen bis heute verdreifacht.

«Gleichzeitig und vor allem nach zwei Jahren Pandemie, welche für grosse Reiseeinschränkungen sorgte, ist der Wunsch nach Reisen, Ferien und Erholung grösser denn je», hält er fest und sieht einen starken Nachholbedarf, einen positiven Buchungstrend und Stand heute noch keine grundsätzliche Veränderung der Nachfrage.

Der üblicherweise buchungsstärkste Monat Januar war bereits sehr stark und im Februar wurden die Buchungszahlen von 2019 übertroffen. Dieser Trend setzte sich auch im laufenden Monat fort. Aufgrund der Beratungsgespräche und auch aufgrund des Online-Verhaltens stellt TUI einen Trend zum längerfristigen Buchen bereits für die Ferienmonate Juli, August und sogar September und Oktober fest. Gefragt sind eigentliche Badeferien, insbesondere von Familien, wobei das Interesse an den Kinderfestpreisen (Kinder reisen ab CHF 99.-) überproportional hoch ist.

Generell rechnet von Czapiewski im Sommer 2029 mit einem Volumen von 80-90% von demjenigen in 2019.

Die Top-Ziele im Sommer 22
Mittelstrecke Fernstrecke
1. Mallorca 1. USA
2. Südtürkei, stark am Aufholen 2. Malediven
3. Kreta 3. Dominikanische Republik
4. Kos 4. Dubai / VAE
5. Rhodos 5. Kanada
6. Hurghada 6. Mexico
7. Zypern 7. Sansibar
8. Gran Canaria 8. Mauritius
9. Teneriffa 9. Seychellen
10. Marsa Alam 10. Thailand

 

Trend zu Reisevielfalt
Philipp von Czapiewski: «Die Vielfalt des Reisens kehrt zurück!» @ TI

Der bereits vor der Corona-Krise festgestellte Trend zu mehr Erlebnis setze wieder ein. Städte- und Rundreisen, Fly/Drives und Camper werden wieder stärken nachgefragt. Auch in den Destinationen wird nach mehr Erlebnis nach dem Motto ‘Experience is the new Luxury’ nachgefragt.

 

Daraus leitet sich die Strategie ab, die die Reisevielfalt in den Vordergrund stellt und sich auch im Markenauftritt widerspiegelt. Gerade das in Zürich verkehrende, auf TUI gebrandete Tram, soll positive Erlebnisse und Emotionen, jetzt da die Menschen wieder auf in der Stadt unterwegs sind, transportieren.

Grösstes Produkteangebot aller Zeiten

Heute bietet TUI das grösste Produkteangebot aller Zeiten an, welches rund 80’000 Unterkünfte, ein auch kapazitätsmässig ausgebautes Flugangebot, mehr Aktivitäten und sowie Mietwagen und Camper umfasst.

Zu den Unterkünften zählen die 13 TUI Blue Hotels mit dem neuen TUI Blue Ohlhuveli auf den Malediven, die beiden neuen Riu Hotels, das Riu Baobab in Senegal und das Riu Times Square in New York, sowie die TUI Kids Clubs in Kos, Antalya und Venetien.

Die Flugkapazitäten ab der Schweiz wurden zu den Hauptreisezeiten im Sommer und Herbst aufgestockt und gleichzeitig werden neue Verbindungen wie beispielsweise diejenigen von Aegean und die Langstreckenziele von Edelweiss ins Angebot genommen. In Bern ist TUI wieder mit Charterkapazitäten in Zusammenarbeit mit Helvetic Airways nach Kreta, Kos, Mallorca und Antalya und in Basel mit solchen von Enter Air mit Kreta, Kos, Rhodos, Fuerteventura, Gran Canaria, Korfu und Teneriffa wieder präsent.

Eine der Folgen der Pandemie und der schwierigen Versorgungslage ist die generelle Verknappung des Angebots an Mietfahrzeugen. Diesem wirkt TUI mit direkten Schnittstellen, auch zu neuen Anbietern, entgegen. Es empfehle sich aber gerade Mietwagen früh zu buchen.

Wegen der noch immer verhaltenen Nachfrage im Geschäftsreisebereich können vor allem preislich attraktive Städtereisen angeboten werden. Eine Neuheit sind die Aktivitäten unter dem Brand TUI Collection. Ausflüge, Walking Tours und Aktivitäten mit Fokus auf Nachhaltigkeit, in kleinen Gruppen und von lokalen Guides geführt, exklusiv für TUI-Gäste.

Nachhaltigkeit und Sicherheit

Beide Themen haben, trotz oder wegen der Pandemie, an Bedeutung gewonnen.

In Bezug auf Nachhaltigkeit setzt TUI stärker auf direkt wirksame Massnahmen und weniger auf Kompensationsmodelle. Nachhaltige Hotels, wovon es bereits rund 2’200 gibt, werden den Systemen IRIS.plus und CETS mit dem Label des GSTC (Global Sustainable Tourism Council) hervorgehoben.

Der TUI Flex Tarif, welcher kostenloses Umbuchen oder Stornieren ermöglicht, wird bereits von rund 50% der Gäste gebucht. Allerdings werden die Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten wenig angewendet. Auch die TUI Protect-Pakete erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Sowohl an den Destinationen wie auch in den Call Center wurde die Zahl der Mitarbeitenden aufgestockt. Das Service-Level ist heute höher als vor Corona und basiert auf dem persönlichen Ansprechpartner vor Ort, dem persönlichen Service in den Destinationen, dem digitalen Service mit Unterstützung sowie auf dem digitalen Self-Service. Bereits hätten 100’000 Nutzer die TUI App herunter geladen.

Preisentwicklung

Generell soll es keine Preiserhöhung geben und auch die TUI wird auf bereits ausgestellte Tickets keine nachträglichen Treibstoffzuschläge erheben. Allerdings ist die Preisentwicklung sehr dynamisch in Bezug auf Angebot und Nachfrage. Das Ausbleiben von Touristen aus Russland und aus der Ukraine wird sich allenfalls in besseren Verfügbarkeiten, kaum aber in tieferen Preisen auswirken.

Hans-Peter Brasser