Portemonnaie statt Pandemie

Was dieses Jahr die Reiseintensität belastet.
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Nebst den aufsehenerregenden Reisepreisen ist dieses Jahr sowohl die Zuversicht als auch die Reiseintensität weiter gestiegen. Die Anzahl Reisen mit mindestens 3 Übernachtungen hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen, wie diesjährigen Ausgabe der Allianz Travel Reisestudie zeigt. Sie liegt jedoch immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau.

Die Schweizer Reisebevölkerung träumt allerdings auch wieder von Fernreisen. Von Hawaii, Japan oder Thailand. Sie reist jedoch noch immer relativ lokal. Populäre Reisedestinationen sind beispielsweise Deutschland, Italien oder Österreich.

Um das Fernweh so kostengünstig als möglich zu stillen, versuchen Schweizer:innen zurzeit ein potentielles Sparpotential zu nutzen: Die Buchung weiter im Voraus. Das Pandemieverhalten und entsprechende Unsicherheiten rücken dabei zusehends in den Hintergrund.

Verändertes Buchungsverhalten aus verschiedenen Perspektiven

Die Reisebranche befindet sich weiterhin im Wandel. So wird beispielsweise die Verwendung von Online-Buchungskanälen und Sharing Economy Plattformen zunehmend beliebter. Im Jahr 2022 hat noch ein Fünftel über Sharing Economy Plattformen gebucht. Im Jahr 2023 bucht bereits ein Viertel.

Gleichzeitig meiden über 37% das Reisebüro aufgrund der Kosten und fast ein Fünftel zieht eine selbstständige Buchung vor. Dennoch haben Reisebüros weiterhin eine bedeutende Rolle, insbesondere für Reisende, die persönliche Beratung und umfassenden Service schätzen.

Die Schweizer Reisebevölkerung sucht für die Ferien das Optimum. Nebst dem besten Preis-/Leistungsverhältnis suchen sie sich auch Reiseziele aus, die individuelle Erlebnisse und Einzigartigkeit fördern.

Beim Thema Overtourismus gibt ein Fünftel der Befragten (21%) an, bereits auf eine Reisedestination verzichtet zu haben, um ihn zu vermeiden. Knapp ein Fünftel (18,9%) ist sogar bereit, mehr zu bezahlen für eine gewisse Exklusivität.

Annullierungskostenversicherung auf dem Prüfstand

Die Absicherung von Annullierungskosten wird nach wie vor als bedeutendste Leistung einer Reiseversicherung wahrgenommen. Im Fokus steht vor allem die kostenlose Annullierung im Krankheitsfall, die als Hauptgrund für den Abschluss einer Reiseversicherung gilt.

Auch Serviceleistungen werden geschätzt. Die Umfrage verdeutlicht, dass nahezu die Hälfte der Befragten besonderen Wert auf eine Ansprechperson bei medizinischen Notfällen legt, wobei dieser Aspekt im Vergleich zum Vorjahr signifikant an Bedeutung gewonnen hat.

Interessanterweise zeigt sich auch hier bei den Nichtversicherten, dass generelle Sorglosigkeit wieder steigt. Auch das Kosten/Nutzenverhältnis wird stärker in Frage gestellt, um allenfalls die gestiegenen Reisekosten abzufedern.

Preissteigerung tut weh

Die Preissteigerung zeigt sich gleich mehrfach. In der vorangehenden Travel Confidence Study von Allianz Partners war ersichtlich, dass die Reisebudgets in der Schweiz um mehr als 30% gestiegen sind im Vergleich zum Vorjahr. Es zeigt sich nun aber, dass mehr als 8 von 10 Befragten ihre Ausgaben aus diesem Grund aktiv anpassen müssen, um sich das Reisen weiterhin leisten zu können.

Fast die Hälfte der Befragten Personen (45,6%) antworten, dass sie den höheren Preisen mit einer intensiveren Suche nach dem besten Angebot entgegenwirken. Ein Drittel nimmt bewusst Abstriche bei der Unterkunftsart in Kauf und nur für 30% ist in den Ferien das Budget zweitrangig und der Genuss und die Entspannung im Vordergrund.

Nachhaltigkeit – nur heisse Luft?

Wie beeinflusst die Nachhaltigkeit die Reiseplanung von Schweizerinnen und Schweizer? Die Umfrage zeigt, dass dieses Thema für einige Kontroversen sorgt. Nachhaltigkeit finden die Befragten wichtig. Jede dritte Person sieht Nachhaltigkeit und Reisen jedoch generell als gegensätzlich an. Für einen Viertel steht die Nachhaltigkeit beim Reisen hinten an und wird ganz ausser Acht gelassen.

Aber nicht alle teilen diese Meinung: Ein Viertel der Reisenden besucht bewusst Reiseorte mit speziellen Naturschutzbemühungen und Programmen. Knapp 13% der Reisenden kompensieren ihre CO2-Emissionen mit entsprechenden Klimaprogrammen bei der Fluggesellschaft. Dies immer noch vor der Beachtung von Umwelt-Gütesiegel: Nur gerade 11,9% setzen auf Unterkünfte mit entsprechenden Nachweisen.

Während der Reise begnügt man sich aktuell noch primär mit Greenwashing des eigenen Gemüts, solange es nichts kostet. Angefangen vom Verzicht auf überquellende Teller vom Hotelbuffet bis hin zum Verzicht auf das Röhrli im Cocktail.

Jene Gruppe, die Nachhaltigkeit während der Reise als wenig relevant erachtet und sich primär auf das Geniessen und Konsumieren fokussiert (5%) ist noch grösser als die Nachhaltigkeits-Helden vor Ort. Die Ergebnisse zeigen somit, dass in puncto Nachhaltigkeit noch Verbesserungspotential nach oben existiert. (TI)