Rail Europe: «Unsere Partner haben nun Zugriff über API»

Rail Europe präsentiert zum ersten Mal mit einem eigenen Stand ihr neues Angebot an der ITB.
© Rail Europe

In diesem Jahr war es so weit: Zum ersten Mal war Rail Europe mit einem eigenen Stand auf der ITB vertreten, das Team um President und CEO Björn Bender präsentierte in Berlin neue technischen Lösungen und ihr Konzept des weltweiten Vertriebs der europäischen Bahnen.

Seit März 2022 ist Rail Europe nach der Übernahme durch Hivest Capital Partners ein Privatunternehmen. Bis vor einem Jahr gehörte Rail Europe zu SNCF Connect, Hauptanteilseigner waren SNCF und die SBB.

Einfacherer Zugriff auf Bahnleistungen für Veranstalter
Björn Bender – ©Rail Europe, Benoit Billard

Rail Europe brachte eine Lösung für den Verkauf von Tickets, Pässen und weiteren Bahnprodukten durch Reiseveranstalter mit nach Berlin. «Unsere Partner haben nun Zugriff auf die Angebote über eine API. Wir wollen sowohl den Kunden als auch der Reiseindustrie die Komplexität der Bahnangebote und der Struktur hier in Europa verringern und das Buchen der Züge erleichtern», nennt Bender Ansatz und Ziel des Unternehmens.

Es gehe auch um eine Positionierung im Bereich Travel Technology. Die Veranstalter könnten so Bahnpakete aufbauen, sie erhielten durch das API direkten Zugriff auf die Bahnleistungen. In die Pakete könnten sie auch Ancillary Services wie beispielsweise Gepäcktransporte integrieren. „Wir werden aber kein Veranstalter“, stellt Bender klar.

Wachsende Nachfrage aus aussereuropäischen Ländern

Rail Europe könne so den Eisenbahnen und den Veranstaltern einen Beitrag zu einer Gewinnung von Neukunden liefern. Die europäische Bahnindustrie habe zwischen 2019 und 2022 acht Prozent Kunden gewonnen, dieser Trend solle sich fortsetzen.

Ein Grossteil des Handels werde heutzutage ausserhalb Europas erzielt, 70% des Wachstums stammten aus aussereuropäischen Quellländern. So lägen die Zuwächse in den USA bei über 100%, in China bei rund 10%. Die Buchungen für den Gruppenbereich aus Japan, Südkorea und Australien überträfen das Niveau von 2019. Dabei gebe es viele Wiederholer, die in der Folge zu Einzelreisen nach Europa kämen. Rail Europe sei mit den Standorten in New York, Schanghai, Melbourne und Mumbai auf diese Entwicklung vorbereitet.

Für 2023 schaut Bender optimistisch in die Zukunft und erwartet in diesem Jahr Umsatzzuwächse. In der Schweiz würden die Panoramazüge integriert, die Schweiz sei der wichtigste Markt für Reisende aus aussereuropäischen Ländern.

Für Interrail und die Eurail-Pässe gebe es nun auch Platzreservierungen. «Noch vor der Sommersaison gehört das komplette Angebot der ÖBB zu unserem Portfolio, dann sind alle grossen europäischen Bahn vollständig buchbar.»

Nachtzüge fördern das Bahnwachstum

Als eine der wichtigen Entwicklungen stuft Bender den Markt der Nachtzüge ein. «Die Nachfrage wächst stark, es ist eines der Themen der 20er Jahre. Dabei spielt auch die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Neue Strecken sind in vielen Fällen bereits ausgebucht. Aber das Angebot wächst nur langsam, bei neuen Zügen und Strecken steht die ÖBB an der Spitze.»

Das in den vergangenen Jahren stark angestiegene Angebot bei den Fernbussen hat nach Einschätzung von Bender aber keine Auswirkungen auf Bahnverkehr und das Geschäft von Rail Europe. «Fernbusse richten sich an eine preissensible Gruppe und haben die Mobilitätswende eher beschleunigt. Es hat keine Umsatzrückgänge gegeben, eher sogar ein Plus.»

Wolfram Marx, Berlin