Rino Schmid: «Der Aufwand hat extrem zugenommen»

Rino Schmid, Account Manager und Betreuer von Reisebürokunden seitens SBB, über die Nachfrage nach Zugreisen, die Sorgen der Kunden und über das Reisen allgemein.
Rino Schmid, ©SBB/Alessandro della Valle

Schon früh war für Rino Schmid klar, dass er einmal in der Tourismusbranche tätig sein möchte. So verwundert es nicht, dass er die KV-Ausbildung im SBB Reisebüro am Bahnhof Zürich-Stadelhofen absolvierte. Nach diversen Stationen an verschiedenen Bahnhöfen im Kanton Zürich als Reiseverkäufer, Berufsbildner und Filialleiter bot sich ihm die Möglichkeit, intern zu wechseln und in Zukunft als Account Manager die Vertriebspartner der SBB zu betreuen. Diese Chance liess er sich nicht entgehen.

Seither betreut er unter anderem Touroperators und Reisebüros und durfte schon verschiedene Studienreisen per Zug begleiten. Daneben wird auch die sogenannte Trainrallye für Interessenten aus der Tourismusbranche durchgeführt: Reisebüromitarbeitende und -lernende können einen Blick hinter die Kulissen werfen, werden über die verschiedenen internationalen Topzüge informiert und können einige davon sogar gleich selbst testen.

Rino Schmid besitzt Abschlüsse als eidg. diplomierter Marketing- & Verkaufsfachmann. Privat kann man Rino Schmid oft an den Ufern der Limmat joggen sehen und auch sonst ist er gerne draussen und sportlich aktiv. Als frischgebackener Vater verbringt er sehr gerne Zeit mit der Familie und geniesst zur Entspannung gerne ein gutes Essen inkl. den passenden Getränken.  


Herr Schmid, wie wichtig ist das Reisen für Sie persönlich?  

Das Reisen hatte für mich schon immer einen sehr hohen Stellenwert und ich wusste früh, dass ich eines Tages in der Tourismusbranche tätig sein möchte. Als Kind habe ich die verschiedenen Reiseprospekte studiert und mich gedanklich an die verschiedensten Destinationen begeben. Zum Glück blieb es nicht nur bei gedanklichen Reisen. Ob Rundreisen im Camper, Wandern in der Schweiz, Outdoorferien in Skandinavien, 5-Sterne Hotels in Las Vegas, Fischen in Kanada, Ferien in einem Bungalow in der Toskana oder einer Villa auf Bali: Es sind die Gegensätze welche mich am Reisen faszinieren.  

Waren Sie in diesem Jahr bereits im Ausland unterwegs? Wie waren Ihre Erfahrungen?  

Anfang Mai wurde ich zum ersten Mal Vater und durfte mich über die Geburt meiner Tochter freuen, daher hat es dieses Jahr leider noch nicht mit Ferien im Ausland geklappt. Das «Abenteuer Kleinfamilie» entschädigt jedoch dafür und ist nicht minder spannend. 

Was ist für die Sommerferien geplant?  

Wir werden meinen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub in einem Rustico im Verzascatal verbringen und regelmässig Familie & Freunde als Gäste empfangen.  

Ziehen Sie auch Positives aus dieser Krise – wenn ja, was?  

Jede Krise hat auch positive Seiten. Für mich war es das wieder schätzen lernen von Dingen, welche vor der Krise selbstverständlich waren: Ein Besuch im Restaurant, das Familientreffen, der Ausgang mit Freunden oder ein Feierabendbier mit den Arbeitskollegen beispielsweise.  

Wie schwierig ist das Verkaufen von Reisen geworden?  

Auch wenn ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann: Man merkt, dass der Aufwand extrem zugenommen hat. Selbst nach einer erfolgreichen Buchung besteht noch ein grosses Risiko, dass das Dossier aufgrund von veränderten Bestimmungen mehrmals umgebucht oder gar annulliert werden muss. Aber: Die Reiselust ist nach wie vor da und man sieht langsam aber sicher ein Licht am Ende des Tunnels.  

Was sind die grössten Sorgen der Kunden – wo liegen die Sorgen bei den Reisebüros?  

Ich würde sagen, dass beide Seiten am meisten mit der Ungewissheit zu kämpfen hatten (und teilweise noch haben). Sich ständig ändernde Rahmenbedingungen haben dafür gesorgt, dass die Unsicherheit immer grösser wurde. Die Entwicklungen der letzten Wochen gehen jedoch in die richtige Richtung und lassen hoffen.  

Online- oder Live-Events – wo sehen Sie persönlich Vor- und Nachteile?  

Die Mischung machts. Wir hatten nun mehr als genug Zeit, uns mit alternativen Kommunikationskanälen auseinanderzusetzen und haben dabei gelernt, für was sich welche Kommunikationsform am besten eignet. Der persönliche Kontakt ist (zum Glück) unersetzlich. Nichtsdestotrotz kann der gezielte Einsatz von Onlinelösungen zu Effizienzgewinn oder gar einer besseren Work-Life-Balance führen. Wir müssen lernen, das Beste aus beiden Welten für uns zu nutzen und optimal zu kombinieren.  

Wie schätzen Sie die Nachfrage nach Zugreisen für 2021 und 2022 ein?  

Die Erholungsphase wird zweifellos einige Zeit in Anspruch nehmen, die Reiselust ist wie oben erwähnt jedoch nach wie vor da. Auch die Nachfrage nach nachhaltigem Reisen hat schon vor der Pandemie stark zugenommen und wird dies auch weiterhin tun. Immer mehr Reiseanbieter bündeln ausserdem die Schnittstellen der Bahnen auf einer Plattform, um ihren Kunden das Buchen von Zugreisen zu vereinfachen. Alles in allem blicke ich daher positiv in die Zukunft, verzichte aufgrund der Umstände jedoch auf eine genauere Prognose. 

(Interview: Yannick Suter)