Das Öl-Land Saudi Arabien will zu einer gewichtigen Feriendestination werden. Bis in knapp 10 Jahren sollen 100 Millionen Touristen das Land besuchen – und zwar nicht nur Pilger, welche die heiligen Stätten von Mekka und Medina besuchen.
Angepeilt sind Touristen mit hohen individuellen Bedürfnissen und eher grossem Budget. Auf Veranstalterseite sind vor allem kleinere und spezialisierte Veranstalter im Fokus.
Die Tourismus-Offensive geht auf den Kronprinzen Mohammed bin Salman zurück, der dem Land wirtschaftlich nachhaltige neue Dimensionen neben der Ölförderung erschliessen will. Nachdem sich das Land nach der Jahrtausendwende nach einer kurzzeitigen Öffnung wieder verschlossen hatte, startete die Regierung in Riyadh vor rund zwei Jahren eine neue Offensive und erleichterte die Visa-Erteilung.
Saudi-Arabien will das Land für den Neustart nach Corona vorbereiten
Rund 400’000 E-Visa seien zwischen Herbst 2019 und dem internationalen Corona-Lockdown im Frühling 2020 erteilt worden, hiess es an einer virtuellen Veranstaltung der Saudi Tourism Authority (STA) am Dienstag (23.2.).
Die Pandemie hat den Öffnungselan abrupt gestoppt, jetzt will das Land aber den Neustart nach Corona vorbereiten. «Wir sind die aufregendste neue Tourismus-Destination», ist STA-CEO Fahd Hamidaddin überzeugt. Saudi Arabien, bisher nicht als Reise- und schon gar nicht als Feriendestination bekannt, setzt vorläufig auf neugierige Touristen und auf sein Image als bisherige «terra incognita» nur wenige Flugstunden von Europa entfernt.
«Saudi Arabien ist eine der letzten Destinationen, die noch niemand kennt», erklärt Abdullah Al Dakhil von der STA. Zielpublikum sind vorläufig kulturinteressierte Individualreisende in kleinen Gruppen. Dies kann auch die derzeitige Infrastuktur verkraften. Im ganzen Land sind derzeit nur rund 70 DMC tätig, und zwar kleine bis höchstens mittelgrosse.
Gebaut wird noch am Hotelangebot
Das Highlight für Reisende in Saudi Arabien ist die bereits vor Corona gepushte Oase Al Ula, ein Unesco-Welterbe. Dazu kommen die heiligen Stätten von Mekka und Medina mit ihren reichen Kulturschätzen, die Stadt Jeddah und die sandigen Hügel, auf denen Sandboarding – angelehnt an Snowboard – für Abenteuerlustige angeboten wird. Neue Resortprojekte sollen ausserdem an der Küste des Roten Meers entstehen. Diese sollen dann Saudi Arabien für grössere Massen erschliessen.
Gebaut wird noch am Hotelangebot. So hat Accor, der grösste Anbieter im Land, derzeit rund 10’000 Zimmer in der Pipeline, bei einem derzeitigen Angebot von 14’000 Zimmern, wie der Regionalverantwortliche Mark Willis an der Online-Veranstaltung sagt. Saudi Arabien werde zu einer der fünf Topdestinatinen werden, meint Willis sogar.
Potential für den Tourismus in Saudi Arabien sieht auch Mark Pey, Lokalmanager der Lufthansa Gruppe in Riyad. Bisher sei der klassische Passagier von Europa nach Saudi Arabien ein Business Traveller gewesen. Mit der steigenden Zahl an Expats im Land sei auch das Segment VRF (Visiting Relatives and Friends) start angestiegen. Und jetzt stehe das FIT-Segment (Frequent Individual Traveller) an. Das Land habe sehr viel Potenzial, ist Pey überzeugt. Und es habe sich in den letzten Jahren stark gewandelt und sei viel offener geworden.
(Christian Maurer)