Silvia Schembris Sitzleder zum Reisen wurde schon in ihrer Kindheit gelegt, bei den über 24-Stunden dauernden Zugfahrten mit ihrer Familie nach Sizilien. In den Zug-Couchettes war es schon wie Ferien für sie: «Ich liebte es, mich mit den anderen Reisenden zu unterhalten (meine Zweisprachigkeit Deutsch und Italienisch war ein grosser Vorteil) und zu erfahren, wie es in ihrer Heimat aussieht.»
Mit 16 Jahren und nochmals zwei Sprachen zusätzlich im Gepäck wollte Schembri Reiseleiterin werden und entschied sich für eine Lehre bei Hotelplan. Ihre erste Reise während der Lehre führte sie nach Mallorca. «Ich war sehr begeistert von der Insel und fühlte mich quasi zu Hause.» Schon im Verlaufe der Lehre wurde ihr klar, dass ihr das Produzieren von Reisen, die Verhandlungen mit den Leistungsträgern und die Katalogproduktion inkl. Preise eigentlich mehr entspricht als der Reisleiterberuf.
In den folgenden Jahren war sie als Product-Manager, Director/Senior-Product Manager, Manager Pricing/Yield tätig und führte die Einkaufsverhandlungen auch vor Ort für viele Destinationen – Spanien, Portugal, Italien, Malta, Griechenland, Zypern, Malediven, Sri Lanka, Karibik, Thailand, Kanada, Alaska, und andere. «Vieles hatte ich on the Job gelernt, nebst Zusatzausbildung zur Reisefachfrau und Kader-Nachwuchsförderungsprogramm», erklärt Schembri. Parallel dazu vergrösserte sich die Verantwortung, auch hinsichtlich finanzieller Risiken.
Im 2004 konnte sie sich den Wunsch «Leben auf meiner Lieblingsinsel Mallorca» erfüllen: «Ich zog nach Palma und war dort als Area Manager Caribbean für Hotelplan tätig. Diese Zeit war eine der besten meines Lebens. Geschäftlich wie privat durfte ich alles von Null aufbauen und habe das als Privileg erlebt.» Wieso also wieder zurück in die kalte Schweiz? «Viele zieht es ins Ausland wegen der Liebe, und mich hat sie wieder in die Schweiz geholt – inzwischen sind wir verheiratet», so Schembri. Mallorca sei und bleibe aber ihre zweite Heimat und sie pflege oft den Kontakt zu ihren Freunden auf der Insel, wovon viele im Tourismus tätig sind.
Nach ganzen 28 Jahren bei Hotelplan in verschiedenen Positionen baute sie intensiv mit beim Start-up «Charming Travel», dem der wirkliche Start dann leider nicht vergönnt war. Darauf ging es als Managing Director ins Ländle nach Vaduz zu Universal Mallorca Ferien. Dieser Wechsel zog auch einen Wohnortswechsel nach sich. Es ging von der Grossregion Zürich ins Voralpengebiet nahe des Walensees. Kaum städtisch, aber mit einem riesigen Angebot an Aktivitäten in der Natur direkt vor der Haustür und das zu allen Jahreszeiten: Der nahe Walensee, die Kanuroute Linthkanal oder stattdessen mit dem Bike, und natürlich die Wander- und Skigebiete.
Zürich bleibt laut Schembri selbstverständlich ein weiterer Angelpunkt, wenn auch mit ein wenig mehr Anfahrtsweg, bis man Grossstadtluft schnuppern und sich mit Freunden in die dortige Gastronomie oder Kultur stürzen kann. «An den meisten Tagen geht es freilich mit dem Auto in die andere Richtung, ins nicht so weit entfernte Vaduz zu Universal, wo mir das Ländle inzwischen vertraut geworden ist und wo ich mit meinem Team an jedem Tag mit frischer Motivation arbeiten kann.»
Silvia Schembri, wie wichtig ist das Reisen für Sie persönlich?
Reisen und andere Kulturen kennenlernen, ist für mich sehr wichtig. In meinem 35 Jahren Tourismus durfte ich viele Länder bereisen. Beim Reisen ist mir nicht die Quantität sondern die Qualität wichtig. Ich renne nicht von einer Sehenswürdigkeit zu anderen, sondern setze mich gerne einfach in ein Café und lasse die Umgebung auf mich wirken und unterhalte mich mit den Menschen.
Waren Sie seit dem Ausbruch der Pandemie auf Reisen – wie waren Ihre Erfahrungen?
Ich war im September in Italien. Auch wenn es aufgrund von «Corona» Einschränkungen gab, waren es sehr schöne Tage. Beeindruckt haben mich die Schutzkonzepte, welche sehr genau befolgt wurden, auch das Maskentragen war in Italien zu jener Zeit schon «Normalität». Da im August das BAG Mallorca auf die Risikoliste gesetzt hatte, konnte ich Mallorca leider nicht mehr bereisen. Die vielen positiven Feedbacks von Kunden, welche zwischen Juli und August mit uns gereist sind, haben mir bestätigt, Ferien auf Mallorca sind möglich und lohnenswert, die Schutzkonzepte funktionieren sehr gut.
Wie sind Universal Reisen und Sie persönlich geschäftlich bisher durch die Krise gekommen?
Wie die meisten Unternehmen im Tourismus sank der Umsatz gegenüber Vorjahr markant. Glücklicherweise ist das Unternehmen dank des guten Wirtschaftens in der Vergangenheit gesund. Einziger Wehrmutstropfen ist sicher, dass wir unsere drei Filialen schliessen mussten.
Spanien steht nicht mehr auf der Risikoländerliste des BAG – haben die Mallorca-Buchungen schon zugenommen?
Die Buchungen haben zugenommen, aber von einem Boom zu sprechen, wie dies anfangs in den Medien verkündet wurde, wäre sicher übertrieben. Wir verzeichnen vor allem Buchungen für den Sommer und den Herbst.
Was ziehen Sie Positives aus der Corona-Krise?
Für mich war die «persönliche Entschleunigung» positiv. In geschäftlicher Hinsicht der gute Austausch mit unserem Team sowie mit den Kollegen/innen in der Branche. Gezwungen durch Umstände konnten wir das Unternehmen in digitaler Hinsicht weiterbringen: Unsere Produkte sind nun endlich über CETS und CETS/Powersearch buchbar. Im Moment arbeiten wir auf Hochdruck daran, dass Linienflüge dynamisch buchbar sind und somit auch Flexi-Angebote direkt über CETS buchbar werden. Zusammen mit unserem neuen Geschäftsleitungsmitglied Manuel Posch, ein ausgewiesener Fachmann für E-Commerce sowie Digital- und Online-Marketing, sind wir auf dem richtigen Weg.
Wie meistern Sie Ihre Arbeit im Home-Office?
Zum Glück habe ich schon Mitte März 2020 mein Home-Office gut ausgestattet und dadurch klappt das Arbeiten von zu Hause aus sehr gut. Ich versuche, wenn immer möglich über Mittag einen schönen Spaziergang zu machen (als es viel Schnee gab, war sogar Schneeschuhlaufen direkt ab unserem Zuhause möglich) oder eine Runde Joggen zu gehen in der herrlichen Natur des Glarnerlands. Was mir aber sehr fehlt, ist der persönliche Austausch mit Kollegen-/ und Kolleginnen im Büro.
Auf was freuen Sie sich in diesem Jahr am meisten – was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich freue mich auf mehr soziale Kontakte, auf ein gutes Abendessen mit Freunden und Familie in einem Restaurant und natürlich auf meine erste Reise nach Mallorca.
(Yannick Suter)