«Singapur bietet einen einzigartigen Mehrwert»

Es wird eine Weile dauern, bis sich der Tourismus in Singapur erholt hat. Doch das Land ist vorbereitet.
©SingaporeTourismBoard - Carrie Kwik, Executive Director, Singapore Tourism Board

Nach der schmerzlichen Absage der ITB Berlin blieben viele Gespräche, Treffen und Interviews auf der Strecke oder wurden vorübergehend auf Eis gelegt. TRAVEL INSIDE hat das in Berlin geplante Interview mit Carrie Kwik, Executive Director vom Singapore Tourism Board, nun nachgeholt:

Wie haben Sie das Coronavirus in Singapur gespürt und wie sind Sie für die Zukunft gewappnet?

COVID-19 hat den Tourismus auf der ganzen Welt hart getroffen. Die Tourismusindustrie Singapurs ist ebenfalls direkt davon betroffen. Seit dem Beginn der Krise ist unsere oberste Priorität die Sicherheit und Gesundheit der Menschen. Die Regierung Singapurs hat eine Reihe von Massnahmen eingeführt, um das Risiko importierter Krankheitsfälle zu reduzieren und die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Eine unserer wichtigsten Prioritäten ist nach wie vor, unsere Partner in Singapur und weltweit kontinuierlich und detailliert zu informieren, um ihnen die Möglichkeit zu geben, fundierte Entscheidungen angesichts der sich entwickelnden Situation zu treffen.

Wie unterstützen Sie betroffene Unternehmen und Reisebüros in der Krise?

Bereits am Anfang der Krise haben wir sofortige und gezielte Massnahmen eingeleitet, um die Tourismusindustrie zu unterstützen, wie zum Beispiel den Verzicht auf Lizenzgebühren für Hotels, Reisebüros und Touristenführer sowie die Unterstützung von Hotels, denen durch die Aufnahme von Menschen mit einer bestätigten und vermuteten COVID-19-Erkrankung erhöhte Reinigungskosten entstanden sind. Wir haben auch eine Tourism Recovery Action Task Force (TRAC) ins Leben gerufen, bestehend aus Vertretern der privaten und öffentlichen Tourismuswirtschaft. Sie entwickeln gemeinsam Recovery-Strategien für die Branche und setzen diese entsprechend um. Zudem wurde das SG Clean-Zertifizierungsprogramm eingeführt, das der Öffentlichkeit zeigen soll, dass unsere lokalen Unternehmen höchste Sauberkeits- und Hygienestandards einhalten. Bislang wurden mehr als 13.000 Betriebe zertifiziert.

Ist auch Geld geflossen?

Ja, die Bereitstellung von 90 Millionen Singapur-Dollar (rund 57,3 Millionen Euro) für das lokale und internationale Recovery-Marketing. Das STB hat ausserdem das sogenannte «Marketing Partnership Programme» in Höhe von 20 Millionen Singapur-Dollar (rund 12,7 Millionen Euro) ins Leben gerufen, um Tourismusunternehmen bei der Vermarktung ihrer Services zu unterstützen und die Nachfrage zu steigern, sobald die weltweite Reisetätigkeit wieder aufgenommen wird.

Können Sie allgemein etwas zur Tourismus-Recovery in Singapur sagen?

Es wird eine Weile dauern, bis sich der Tourismus in Singapur erholt hat. Singapurs Tourismusindustrie wird nach und nach in Abstimmung mit dem Rest der Wirtschaft wieder geöffnet. Unsere Grenzen werden ebenfalls schrittweise unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmassnahmen wieder geöffnet. Dabei wird genau zwischen gesundheitlichen Belangen sowie den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Bevölkerung abgewogen. Wir sind nicht in Eile. Wenn es dann soweit ist, können sich unsere Besucher sicher sein, dass alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, um ihre Gesundheit zu schützen. Unser derzeitiger Fokus liegt darauf, Vertrauen zu schaffen. So soll zum Beispiel die aktuelle „SG Clean”-Kampagne den Menschen zeigen, dass Sicherheit und Gesundheit in Singapur oberste Priorität haben und dass der Stadtstaat alles dafür tut, um den Alltag der Menschen wieder sicher zu gestalten, sowohl jetzt als auch in Zukunft. Wir werden die Branche weiterhin unterstützen, um ihr bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zu helfen, zum Beispiel durch Webinare und Trainings für Reisebüros. Wir stehen nach wie vor fest an der Seite unserer Partner in der Schweiz und sind dankbar für ihre fortwährende Unterstützung.

Was hat sich in den letzten Jahren in Singapur massgeblich verändert?

Das STB wird auch weiterhin das Wachstum und die Weiterentwicklung der Tourismusindustrie durch neue Angebote und überarbeitete Konzepte fördern, damit Singapur auch in Zukunft ein attraktives Reiseziel bleibt. 2019 hat Singapur seinen pulsierenden Einzelhandel weiter ausgebaut und Anfang 2019 das Design Orchard eröffnet, das einheimischen Designern eine Bühne bietet. Im August feierte die Löwenstadt die grosse Wiedereröffnung des berühmten Raffles Hotels. Weitere Hotels, die 2019 neu eröffneten oder nach ihrer Renovierung Wiedereröffnung feierten, sind zum Beispiel das Village Hotel Sentosa (Januar 2019), The Outpost Hotel (April 2019), Capri by Fraser, China Square Central (Mai 2019) sowie das lyf Funan Singapore (September 2019).

Welche Tipps haben Sie, um Singapur der Kundschaft noch besser anzupreisen?

Singapur bietet einen einzigartigen Mehrwert, der anderswo so nicht zu finden ist. Wir werden unser breites Angebot an Attraktionen und Veranstaltungen auch weiterhin ausbauen und unsere vielfältigen Stadtviertel, die nach wie vor ein Besuchermagnet sind, weiterentwickeln. Zu unseren neuen Tourismusangeboten zählen das Mandai Nature Precinct und die Tourismusentwicklung im Jurong Lake District. Etablierte Sehenswürdigkeiten – wie die Orchard Road, die „Integrated Resorts“ und die Wildlife Reserves Parks – werden ebenfalls erneuert. Die Greater Southern Waterfront ist eine vielversprechende Lifestyle-Destination. Hier ist zum Beispiel die Neugestaltung von Pulau Brani und Sentosa geplant. Diese Projekte machen Singapur nicht nur für neue Besucher attraktiv, sondern sprechen auch Reisende an, die Singapur schon kennen.

Wie viele Schweizer reisten 2019 nach Singapur?

Im Jahr 2019 hiess Singapur 97’933 Besucher aus der Schweiz willkommen.

(Interview: Yannick Suter)