
Wer schickt seine Kundinnen und Kunden wie klimaverträglich in die Ferien? Das wollte der verein Klima-Grosseltern Schweiz herausfinden und hat die Angebote von 13 Schweizer Reiseanbietern geprüft.
Gemäss der Studie der Klima-Grosseltern gäbe es durchaus ein paar Perlen, daneben aber auch ‘Nachzügler, die dem Klima kräftig einheizen’ würden, dabei wäre durchaus Potenzial vorhanden, erklärt der Verein in seiner Mitteilung.
«Die aktuellen Ferienmessen in Bern und in Zürich locken mit Südseeromantik und Antarktisabenteuer. Gleichzeitig klettern die globalen Temperaturen von Rekord zu Rekord», erklären die Klima-Grosseltern weiter.
«Flugreisen sind in der Branche immer noch das Mass der Dinge»
Der 2014 in Lausanne gegründete Verein, der seit 2019 auch in der Deutschschweiz aktiv ist, hat deshalb ein Projektteam mit einem Rating beauftragt: Dieses zeige grosse Lücken zwischen dem Anspruch vieler Firmen, nachhaltige Reisen anzubieten, und der Realität. «Die mit einem stabilen Klima unvereinbaren Flugreisen sind in der Branche immer noch das Mass der Dinge», lautet das Fazit der Klima-Grosseltern.
Zwar setze die Reisebranche heute primär auf (freiwillige) CO2-Kompensation und neuerdings auch auf Sustainable Aviation Fuels (SAF). Aber gemäss den Studien hätten diese beide Ansätze nur einen sehr begrenzten Effekt auf die CO2-Emissionen, sagen die Klima-Grosseltern. Dennoch gäbe es ein paar gute Beispiele aus der Branche.
Good-practice-Beispiele
Good-practice-Beispiele finden sich gemäss den Klima-Grosseltern etwa in Angeboten von Travelhouse, Railtour und Ship’n’Train Travel.
‘Nachhaltige Reisen’ von Travelhouse: Die Angebotskategorie ‘Nachhaltige Reisen’ von Tavelhouse beinhaltet Reisen, die keine emissionsintensiven Leistungen wie Helikopterflüge, Flugsafaris, Touren mit einem 4×4 Fahrzeug oder Rundreisen mit dem Wohnmobil beinhalten. Die Angebote weisen zudem den verursachten CO2-Fussabdruck aus, resümieren die Klima-Grosseltern.
‘Städtereisen in Europa’ von Railtour: Auch Im Railtour-Katalog ‘Städtereisen in Europa’ werde übersichtlich gezeigt, welche Städte in Europa innert welcher Zeit mit dem Zug erreichbar sind und wo Nachtzüge verkehren, merkt der Verein an. Bei jeder Destination weise zudem ein Kästchen darauf hin, wieviel geringer der CO2-Ausstoss der Bahnreise ist im Vergleich zum Flug. Mit diesem Service stehe Railtour bis heute allein da.
Zudem würden sich in der Broschüre überzeugende Argumente finden, warum der Flug längst nicht immer die schnellere und die Bahnreise in der Regel die bequemere und erlebnisreichere Variante sei.
Filter ‘Züge’ bei Ship’n’Train: Bei den Angeboten von Ship’n’Train sei der Weg mindestens so wichtig ist wie das Ziel. Wählt man in der Suchmaske als Zielkontinent ‘Europa’ und unter den Reisearten ‘Öffentliche Züge’, erhält man aktuell 15 Vorschläge, erklärt der Verein Klima-Grosseltern. Denn nicht allen sei bekannt, dass Marokko, Lappland oder Georgien von der Schweiz aus mit Zug und Fähre erreichbar sind.
Bewertungskriterien des Ratings
Die Bewertung fokussiert gemäss dem Verein darauf, wie einfach es die Reiseanbieter ihrer Kundschaft machen, eine klimaverträgliche Wahl zu treffen. Geprüft wurde diese Frage anhand der auf den Internet-Portalen verfügbaren Informationen:
- Haben Kund*innen eine Auswahl an klimaverträglichen Produkten? Können diese Produkte leicht gefunden werden?
- Werden Informationen zu klimafreundlichen Anreisemöglichkeiten geboten oder Beratungsangebote gemacht?
- Wird auf das Angebot besonders klimabelastender Produkte (wie z.B. Kreuzfahrten, Rundreisen im Wohnmobil oder im 4×4-Fahrzeug) verzichtet?

Zusätzlich erfasste das Rating, ob die Anbieter über die Klimabelastung der einzelnen Angebote informieren und ob sie Rechenschaft ablegen über die Entwicklung der Klimaemissionen, die sie mit ihren Produkten mitverursachen.
Die Bewertungskriterien lehnen sich gemäss den Klima-Grosseltern eng an Vorarbeiten des deutschen Reisebüroverbands Forum Anders Reisen an.
Das Rating zeigt gemäss den Klima-Grosseltern, dass klimaverträgliche Produkte, beispielsweise Reiseziele innerhalb Europas, heute bei rund der Hälfte der bewerteten Anbieter Teil des Sortiments sind.
Diese würden bei Reisen in Mitteleuropa auch aktive Unterstützung für eine klimafreundliche Anreise anbieten. Weitere Anbieter würden es der Kundschaft immerhin ermöglichen, das Angebot nach Reisen mit der Bahn zu filtern. Doch damit sei das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft, erklären die Klima-Grosseltern. (TI)