SRV-Branchenumfrage: Ein kleines Licht am Ende eines langen Tunnels

Wie gross der Pandemie-Schaden ist, wird wohl frühestens in zwei Jahren klar sein.
Max E. Katz, SRV-Präsident. ©TI

Die Covid-Pandemie und die damit verbundenen regulatorischen Massnahmen hinterlassen bei den Reisebüros tiefe Spuren. Doch es zeigt sich Licht am Ende eines langen Tunnels, wie die diesjährige Umfrage des Schweizer Reise-Verbands (SRV) bei den Reisebüros zeigt.

Auch 2022 werde noch sehr schwierig bleiben, betonte SRV-Präsident Max E. Katz. Vor allem weil die Ferndestinationen weiterhin nicht bereisbar sind. Auch die Planungssicherheit sei noch nicht zurück. Für das laufende Jahr rechnet Katz mit 40 bis 50% des Vor-Corona-Umsatzes für Generalisten, mit 10 bis 25% bei Spezialisten im Fernstreckenbereich.

Nach einem Umsatzverlust im Jahr 2020 in Höhe von beinahe 70% im Vergleich zum Vorjahr und einem Mitarbeiterabbau von gut 20% wurde im Frühling 2021 wohl die Talsohle erreicht. Die Lage bleibe für die Reisebüros und -veranstalter bleibt dennoch schwierig.

Von diesem Tiefpunkt scheint es nun wieder – wenn auch verhalten – aufwärts zu gehen. Bis das vor-pandemische Geschäftsvolumen erreicht sein wird, dürfte es allerdings noch eine Weile dauern. Eine Schwalbe mache noch keinen Sommer, so Katz.

Weniger Umsatz führt zu weniger Personal

Die Resultate der alljährlichen Reisebüroumfrage des SRV zeigen die Tragweite der Covid-Pandemie mehr als deutlich. «Keine Überraschung», so SRV-Geschäftsführer Walter Kunz. Dies nach einem überdurschnittlichen Start ins Jahr 2020.

Der Umsatz der an der Studie teilnehmenden Reisebüros hat im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 68,1% von CHF 3,27 Mio. auf CHF 1,14 Mio. abgenommen. Das ist der Umsatz, den normalerweise ein Mitarbeiter allein machen sollte.

Der Umsatz pro Mitarbeiterin hat ebenfalls abgenommen, von CHF 0,925 Mio. auf CHF 0,299 Mio. (-69,4%). Als Resultat dieser Entwicklung ist die durchschnittliche Nettorendite der letzten Jahre von bereits eher mageren 1% in den tiefroten Bereich von -3,5% gesunken.

Die drastische Schrumpfung des Geschäftsvolumens führte zu einem deutlichen Abbau im Mitarbeiterbestand. Mit dem Bruttoertrag konnten nicht einmal mehr die Löhne bezahlt werden, so Kunz.

Insgesamt verloren die Reisebüros in der Schweiz im Corona-Jahr 2020 etwa 1700 Vollzeitstellen (FTE), das sind 22% gegenüber dem Bestand vor der Pandemie, als die Branche gut 8100 Mitarbeitende zählte. Es werde sich zeigen, ob nach Ende der Krise genügend Personal vorhanden sein werde. Noch unklar ist derzeit, wie viele Reisebüros aufgrund dieses Schocks für immer ihr Geschäft aufgeben müssen, da die Kurzarbeitsentschädigung und die weiteren Finanzhilfen bald auslaufen werden.

Grössere Dossiers, tiefe Marge

Dennoch ist die Branche einigermassen optimistisch. So ist der SRV-Sentiment-Index für die nahe Zukunft in Bezug auf Dossiergrösse und Preise deutlich positiv, einzig die Margen sind weiterhin unter Druck.

Das Licht an Ende des Tunnels sei zwar immer da gewesen, aber nicht grösser geworden, weil der Tunnel immer Länger wurde, erklärte Professor Christian Lässer, der den Sentiment-Index seit 22 erhebt. Er sei auch nur eine Momentaufnahme von vor rund zwei Monaten. «Wenn ich heute die gleichen Fragen stelle, bekomme ich andere Antworten.»

Generell sei zu bedenken, dass die Basis das wohl schlechteste Jahr für die Reisebüros seit dem Zweiten Weltkrieg bildet und die Zeiten weiterhin sehr volatil bleiben. Eine abschliessende Beurteilung der Schäden aus dieser Pandemie wird wohl frühestens im Jahr 2023 oder 2024 möglich sein, so Lässer.

Für den Moment, so Lässer, gingen die wissenschaftlichen Beobachter von einem generellen Preisdruck nach oben aus. Dies weil auf verschiedenen Bereichen wie Flügen oder auch Hotels eher Kapazitätsengpässe entstehen dürften als ein Überangebot. (TI)