SRV-GV: Honorare, Klima und Garantiefonds

Drei Workshops behandelten heisse Themen der Reisebranche.
Gebühren/Honorare: Das Diskussionsteam (v.l.): Natalie Dové, Walter Kunz und Jacqueline Ulrich.

Mit zwei Workshops hat der SRV am Nachmittag nach seiner Generalversammlung zwei heisse aktuelle Themen aufgenommen: Gebühren und Honorare sowie nachhaltiges Reisen. Zudem gab es Erklärungen zum neuen Gebührenmodell des Garantiefonds.

Die beiden Vorstandsmitglieder Natalie Dové und Jacqueline Ulrich beleuchteten in einem von SRV-Geschäftsführer Walter Kunz moderierten Seminar über «(Neue) Geschäftsmodelle Gebühren und Honorare». Vorab: Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen könne der SRV keine Gebühren oder Honorare vorschlagen, die Wettbewerbskommission würde eine solche Preisliste des Verbandes nicht tolerieren, so Kunz.

Die Frage ist, wie Gebühren und Honorare den Kunden erklärt werden. Natalie Dové erklärte, wie sie in der Corona-Zeit ihre AGB so geändert hat, dass ihre sie für ihre Arbeit Ticketinggebühren, Dossierpauschalen, Beratungsgebühren einbehalten kann. Das Kundenfeedback sei positiv und verständnisvoll gewesen: «Wir haben von niemandem gehört, dass das nicht gehe,» so Dové.

«Zeit ist Geld», sagt auch Jacqueline Ulrich. Sie verlangt seit Anfang Jahr nach einem Anfangsgespräch eine sofort fälliges Honorar von mindestens CHF 60. Folgt eine Buchung, wird das Honorar angerechnet. Bucht der Kunde woanders, bleibt das Honorar bei Ulrich. «Die Kunden bezahlen gern für den Service», so Ulrich. Und bei Stammkunden werde sie nicht in jedem Fall sofort verlangt.

Als Reisebüro müsse man selbstsicherer auftreten und den Kunden zeigen, dass die Arbeit einen Wert habe, so die Message von Dové und Ulrich. In der Diskussion zeigte sich allerdings, dass viele Reisebüros zwar Gebühren und Honorare kennen, sich etliche aber schwer tun damit, ihre Politik konsequent anzuwenden.

Kunz warnte allerdings vor Fallstricken bei der Verrechnung von Aufwand. «Man muss sich bewusst sein, wenn man eine Pauschalpaket eines TO verkauft und nur schon den Preis ändert, wird man selber zum Veranstalter und steht in der Pflicht gegenüber dem Kunden, nicht mehr der TO.»

Nachhaltige Tipps und teure Kompensation
Nachhaltig unterwegs: Mike Jakob (Railtour), Rino Schmid (SBB) und Roland Schmid (SRV).

Unter dem Titel «Nachhaltig und bewusst reisen, aber wie?» Roland Schmid, Fachexperte Umwelt und Soziales, legte den Reiseprofis vor allem die 5 Tipps für nachhaltiges Reisen ans Herz. «Wir haben es in der Hand, sie auch den Kunden näher zu bringen»: Die Reise planen und vorbereiten, das Reiseziel und Transportmittel wählen, eine nachhaltig geführte Unterkunft vorziehen, die Natur, Umwelt und Tiere respektieren sowie Begegnungen unterwegs – Menschen- und Kinderrechte achten.

Was theoretisch tönt, kann auch praktisch werden, zeigte der abgetretene SRV-Präsident: «Was würden Sie persönlich tun, um Ihren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern», fragte Max E. Katz die anwesenden Reiseprofis. «Kalt duschen, dann dusche ich weniger lang», war eine beklatschte Antwort. «Für meine Geschäftstermine das Velo benützen», war eine andere. Er selber wolle mindestens einen Tag pro Woche vegetarisch essen, versprach Katz.

Kritisch angemerkt wurde, dass Myclimate-Kompensationen, die das Reisebüro bucht, viel teurer seien als jene, die der Kunde direkt bei der Airline bucht. Das benachteilige einmal mehr die Reisebüros. Das Problem sei bekannt, und er werde es im Gespräch mit Myclimate wieder aufnehmen, versprach Roland Schmid. Viele Airlines hätten eben spezielle Deals mit der Kompensationsfirma.

Mit dem Flug zum Zug

Mike Jakob von Railtour Suisse strich die Vorzüge der Bahn heraus. Sie schneide emmissionsmässig am besten ab im Vergleich mit anderen Transportmitteln wie Flug, Auto oder Bus. Der Entscheid für oder gegen ein Transportmittel hänge auch von der Praktikabiliät und dem Preis.

Aber bis 700 Kilometer werde die Bahn in Zukunft bevorzugt werden, ist Jakob überzeugt. Im Bereich 500 bis 700 Kilometer stimme auch das Vorurteil nicht, die Bahn sei teurer. Der Bahn helfe auch die corona-bedingte Fokussierung auf Europa. «Der Kunde wählt auch neue Destinationen mit dem Zug aus», so Jakob. Etwa in Norditalien oder Norddeutschland, aber auch weiter weg, nach Lissabon.

Er sieht darin auch einen neuen Wertschöpfung aus dem Bahn-Trend, wenn etwa in der 1. Klasse der Bahn in die Toskana gefahren werde und dort ein 5-Sterne-Hotel buche oder mit dem Zug an die Amalfi-Küste fahre. Das ergebe schnell einmal ein lukratives Dossier. Ausserdem: «Zugfahren ist auch Lifesyle», so Jakob.

Kombinierte Mobilität heisst das Schlagwort gerade für die Reisebüros und -veranstalter. Das richtige Transportmittel für bestimmte Reiseabschnitte zu wählen. Rino Schmid von den SBB machte Werbung für die Kombi-Angebote Flug und Zug. Und dabei gehe es nicht nur um «Zug zum Flug», sondern auch «Flug zum Zug», also etwa eine Flugreise mit Anschluss per Bahn an die Enddestination.

Marco Amos, Garantiefonds

Schliesslich erklärte Marco Amos das neue Gebührenmodell des Garantiefonds. Ab kommendem Jahr bezahlt der Kunde insgesamt 2,5 Promille des Pauschalreisebetrags für die Sicherheit, die Leistungen aus dem Pauschalreisegesetz zu erhalten. Damit trägt neu der Kunde selber die Kosten, welche der Reisebranche aus den Auflagen des als Konsumentenschutzgesetz ausgestalteten Pauschalreisegesetz erwachsen.

(Christian Maurer, Ras al Khaimah)