Rund 180 Teilnehmer fanden sich im ‘Grand Ballroom’ des Hotels Savoy in Funchal zur diesjährigen SRV-Generalversammlung ein.
Zuallererst stellten sich die Gastgeber aus der Region vor: Sara Marote, Executive Director Madeira Promotion Bureau und Filipe Silva, Senior Director Portugal Tourismus. Sara Marote hob in ihrer Eröffnungsrede das Potenzial Madeiras als Tourismusdestination hervor: Wein, tropische Früchte sowie eine malerische Landschaften würden bereits seit mehr als 200 Jahren Touristen anlocken.
Für Madeira ist die Schweiz ein Schlüsselmarkt
Die Schweiz sei ein Schlüsselmarkt für Madeira, betonten Sara Marote und Filipe Silva. Im Jahr 2023 verzeichnete Madeira fast 140’000 Schweizer Gäste. Zum Vergleich: In ganz Portugal waren es insgesamt rund 756’000 Gäste. Derzeit bieten zwei Airlines Direktflüge von der Schweiz nach Madeira an: Easyjet von Genf und Basel sowie Edelweiss von Zürich. Insgesamt sind dies 8 wöchentliche Flüge im Sommer sowie 6 wöchentliche Flüge im Winter.
Filipe Silva, Senior Director Portugal Tourismus, betonte in seiner Auftakt-Rede, dass Portugal bereits im Jahr 2017 eine nationale Tourismuskampagne startete, welche die aktuellen Herausforderungen des Tourismus angeht und den Tourismus zukunftsfähig gestalten will.
«It’s not tourism, it’s futourism»
Für einen nachhaltigen Tourismus sei es zentral, sowohl klassische Overtourism-Hotspots zu vermeiden als auch der Natur Sorge zu tragen. Dazu habe Portugal bereits früh mit der lokalen Bevölkerung zusammengearbeitet und die drei Nachhaltigkeitsthemen Energieeffizienz, Wassermanagement und Abfallmanagement gross geschrieben.
Nach der Eröffnung durch die Gastgeber begrüssten auch SRV-Präsident Martin Wittwer und Vizepräsident Stéphane Jayet die anwesenden Mitglieder offiziell zur 97. Generalversammlung des SRV.
Martin Wittwer: «Die Gesamtwetterlage ist schlecht.»
Er habe es im letzten Jahr in Parma vorausgesagt, erklärt Martin Wittwer. «Es sind dunkle Wolken aufgezogen, die Grosswetterlage war in diesem Jahr nicht ideal.» Damit meint er sowohl kriegerische Auseinandersetzungen mit abgesagten Flügen als auch der anhaltende politische Druck auf Klima- und Migrationspolitik.
Auch die Polarisierung der Gesellschaft nehme zu, meint Martin Wittwer. Sowohl die USA-Wahlen als auch die momentane Deutschland-Polarisierung würden aufzeigen, dass wir in der Schweiz bisher noch sehr gut dran seien. Auch die Digitalisierung nannte Martin Wittwer als herausforderndes Thema der Zukunft.
Die Allianz-Studie habe zudem gezeigt, dass viele Familien nicht in die Ferien gefahren sind, da ihnen schlicht und einfach das Geld gefehlt habe. Auch Träume und Realität würden auseinanderklaffen und Schweizer Reisende ziehe es mehr nach Mallorca und Italien und weniger an exotische Orte.
40% der Reisebüros in der Schweiz ohne Kundengeldabsicherung
Als grösste momentane Herausforderung nannte Martin Wittwer die Veränderung des Geschäftsmodells. Rund 1316 Reisevermittler gebe es noch, 789 davon mit Kundengeldabsicherung. Rund 40% der Reisebüros in der Schweiz seien folglich ohne Kundengeldabsicherung aufgestellt und hier in Funchal auch nicht vertreten.
Auch der Schock mit dem Hotelplan-Verkauf habe die Branche aufgewühlt und Fragen zum Geschäftsmodell der Reiseveranstalter aufgeworfen. Gemäss Martin Wittwer habe Migros nicht sehr überzeugend gehandelt, während er dem Management von Hotelplan ein grosses Lob aussprach.
Mit dem weiteren Schock der FTI-Insolvenz hält Martin Wittwer den Teilnehmenden auch gleichzeitig die USPs der Reisebüros mit Kundengeldabsicherung vor Augen. Der Garantiefonds hätte hervorragende Arbeit geleistet, sodass die Presse gar nicht darüber berichtete. Jedoch wissen gemäss Allianz-Studie nur 3% wissen, dass es eine Kundengeldabsicherung gibt, da bestehe Handlungsbedarf, resümiert Martin Wittwer.
Ausblick aufs 2025: USA, starker Franken, Wirtschaftswachstum
Martin Wittwers Aussicht auf das kommende Reisejahr lies Positives verlauten: Das SECO prognostiziere ein Wirtschaftswachstum von 1.7%, der Franken bleibe stark und die Inflationsrate sei von 1.7 auf 0.6% gesunken.
Die Reiselust sei ungebrochen und Schweizer Kunden seien bereit, für Qualität mehr zu bezahlen. Aufgrund der kürzlichen US-Präsidentschaftswahlen erwartet Martin Wittwer einen Einbruch bei USA-Reisen.
Auch SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa meldete sich mit einem Jahresrückblick zu Wort. Sie zeigte sich erfreut darüber, trotz ihres Mutterschaftsurlaubs hier sein zu können und bedankte sich insbesondere bei allen Ressortleiterinnen und Ressortleiter für ihren Einsatz in diesem Jahr.
Ressortpräsentationen durch Ressortleiter*innen
Die jeweiligen Ressortleiter*innen des SRV gaben Einblick in ihre jeweiligen Zuständigkeitsgebiete.
André Lüthi, Ressortleiter Politik, sprach das Thema an, welches in aller Munde ist: Die Härtefall-Gelder, welche vom SECO zurückverlangt werden. Insgesamt handle es sich um CHF 261 Millionen Gelder, damit befinde sich die Schweiz in den Top 3 von Europa. Mit einem persönlicher Appell richtete er sich an die Reiseexperten: Man solle zuerst persönlich das Gespräch mit dem SECO suchen, bevor man mit Anwälten drohe.
Auch die geplante Revision der EU-Pauschalreiserichtlinie war Thema: Der SRV hat deshalb Rat im Bundeshaus eingeholt. Die beiden Bundesräte Elisabeth Baume-Schneider und Beat Jans haben dem SRV signalisiert, vorerst abzuwarten; und dies werde der SRV auch tun, versichert André Lüthi.
Nicole Pfammatter, Ressortleiterin Aus- und Weiterbildung, beschäftigten die neu KV-Reform, welche komplex sei. Ziel sei das Wachstum. Die KV-Lehre in Reisebüros solle wieder beliebt werden. Auch die SRV Academy entwickle sich ständig weiter und solle zukünftig auch in der Romandie stattfinden.
Roger Geissberger, Ressortleiter Flug, war nicht anwesend und wurde von Andrea Beffa vertreten, welche kurz die wichtigsten Punkte zusammenfasste.
Sonja Laborde, Ressortleiterin Nachhaltigkeit, machte auf die in diesem Jahr eingeführte Sustainable Travel Challenge, aufmerksam: Die 12 Lernmodule über nachhaltiges Reisen, waren mit über 500 Anmeldungen erfolgreich.
Jahresrechnung und Geschäftsbericht 2023/24
Die Jahresrechnung und der Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2024 wurden einstimmig angenommen. Der budgetierte Ertrag wurde auf CHF 793.50 festgesetzt, der tatsächliche Gewinn belief sich jedoch auf CHF 4’133.74.
Geschäftsführerin Andrea Beffa begründete, weshalb unter anderem leicht über Budget abgeschlossen wurde: Im Ressort Aus-und Weiterbildung sei nur eine anstelle von zwei Berufsmessen durchgeführt worden. Auch seien weniger Rückstellungen für die Reform angesetzt worden. Im Ressort Kommunikation wurden hingegen CHF 800 mehr eingesetzt als budgetiert.
Der Vorschlag, dass die Geschäftsführerin entlastet werden soll, wurde einstimmig angenommen. Auch das Jahresbudget 2024/2025 wurde einstimmig genehmigt.
Martin Wittwer erneut zum Präsidenten gewählt
Die Stimmberechtigten stimmten über folgende Erneuerungswahlen ab:
- Erneuerungswahlen Präsident (Martin Wittwer)
- Erneuerungswahlen Revisionsstelle (RVS AG, Schaffhausen)
Martin Wittwer hielt fest, dass er sich auch zukünftig mit Herzblut für die Branche einsetzen wolle. Er wurde einstimmig wiedergewählt. Das Gleiche gilt für die Revisionsstelle.
Anträge Barbara Wohlfarth polarisierten
Martin Wittwer bat Barbara Wohlfarth auf die Bühne, wo sie ihre zentralen Anliegen noch einmal präsentierte.
Anträge bezüglich Anonyme Abstimmungen Finanzen
Die Statutenänderungen zu Artikel 14.2 und 21.4 wurden einzeln zur Abstimmung gebracht.
Ergänzung zu Artikel 14.2.:
Festsetzung der Jahresbeiträge, Erhöhung der Vorstandsentschädigungen und allfälliger Eintrittsgebühren.
Ergänzung zu Artikel 21.4:
Abstimmungen und Wahlen erfolgen durch Erheben der Stimmrechtsausweise, es sei denn, die Versammlung beschliesse geheime Abstimmung oder Wahl. Abstimmungen über die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sowie die Erhöhung der Vorstandsentschädigungen innerhalb des Budgets werden in jedem Fall anonym durchgeführt.