SRV: Andreas Aebi for President?

Der SRV selber hält sich bedeckt – der amtierende höchste Schweizer scheint nicht abgeneigt.
Andreas Aebi. © parlament.ch

Die Reisebranche rätselt, wer Ende Jahr Max E. Katz als Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV) ablösen wird. Der Verband selber macht ein grosses Geheimnis aus der Arbeit der Findungskommission unter Führung von Katz, die seit Anfang Jahr auf der Suche nach einem Kandidaten – oder einer Kandidatin – ist.

«Wir werden über den laufenden Prozess nichts kommunizieren», so Präsident Katz auf jede Anfrage. Klar ist aber: Der nächste SRV-Präsident muss in der Politik sehr gut vernetzt sein. In der Branche selber ist das nur einer, André Lüthi.

Der aber hat in einem Interview mit TRAVEL INSIDE kürzlich abgewinkt. Er hat mit seiner Globetrotter Group auf unabsehbare Zeit genügend offene Baustellen, die ihn absorbieren dürften. Wie alle anderen aktiven Führungskräfte von grossen und kleinen Unternehmen wird auch für ihn gelten: Ist die Krise, hoffentlich bald, abgeklungen, werden sie zuerst den Neustart des Reisebusiness organisieren müssen.

Eine Politik-Person soll es richten

Also muss idealerweise ein Mann oder eine Frau aus der Politik her. Entsprechende Gespräche zwischen der SRV-Findungskommission sollten inzwischen stattgefunden haben. Namen gibt es einige: Die Berner FDP-Nationalrätin Christa Markwalder, als Autorin der berühmte Motion zur Kundengeldabsicherung im Pauschalreisegesetz und auch familliär mit der Reisebranche verbunden.

Oder der Liberale (FDP) Nationalrat Christian Lüscher aus Genf, der als Anwalt auch für Reiseunternehmen tätig ist. Und der aufstrebende Berner SVP-Nationalrat Lars Guggisberg, der sich im Parlament schon für die Reisebranche eingesetzt hat.

Max E. Katz, SRV, Andreas Aebi und André Lüthi, SRV.
© zVg/màd/SRV

Der prominenteste allerdings ist natürlich Andreas Aebi, derzeit Nationalratspräsident, sonst SVP-Nationalrat aus dem Kanton Bern und selber Reiseunternehmer.

Ein Mann, der weiss wovon er spricht, wenn es um die Sorgen kleiner Reiseunternehmen geht – in einer Zeit, in der gar nichts mehr geht. Und ein SVP-Vertreter, der das Ausland nicht nur vom Hörensagen und Strandferien kennt, sondern als Aussenpolitiker und gelegentlicher Reiseführer auch vielfältig persönlich erlebt.

Andreas Aebi hätte nach seinem Präsidialjahr als höchster Schweizer sicher genügend Zeit für das SRV-Präsidium. Seinen Hof hat der Landwirt bereits einem Sohn übergeben. Verschiedene andere Verbandspräsidien hat er abgegeben oder schon gar nicht mehr erst angenommen.

Bundesrat Ueli Maurer, Globetrotter-CEO André Lüthi, SVP-Nationalrat Andreas Aebi, SRV-Präsident Max E. Katz (v.l.)

Wer mit ihm redet, spürt seine Leidenschaft fürs Reisen und auch eine grosse Bereitschaft, sich weiterhin für die Reisebranche einzusetzen. «Eine Herzensangelegenheit» sei sie, sagte er kürzlich im Gespräch mit TRAVEL INSIDE. Und ja, auch ein SRV-Präsidium könne er sich vorstellen.

 

Qual der Wahl?

Hat der SRV jetzt die Qual der Wahl? Ein Politiker an der Spitze wäre ein Paradigmenwechsel. Bisher standen dem grössten Verband der Reisebranche Männer aus der Branche vor, praktizierende oder ehemalige Reiseprofis, gut verwurzelt und bekannt in den Reisebüros und bei den Tour Operators. Andere Verbände wie der Schweizer Tourismus-Verband (STV) setzen längst auf Politiker, jetzt gerade ist Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini Präsident.

Ein Parlamentsmandat öffnet Türen, das hat Andreas Aebi für die Reisebranche bei vier Bundesräten gemacht. Auch bei der Verwaltung, wo die Umsetzung von politischen Entscheiden vorgespurt werden, ist das Gehör für Parlamentarier grösser.

(Christian Maurer)


Die Reisebranche hat viele politische Baustellen

Corona hat gezeigt, dass die Reisebranche eben doch politische Anliegen hat und dass sie sich mit anderen mehr oder weniger verwandten Branchen zusammentun muss, um diese Anliegen durchzusetzen. Kurzarbeit, Härtefallhilfe, Erwerbsersatz, Ein- und Ausreisevorschriften, Corona-Zertifikat und Impf-Programme – das alles geht und ging auch die Reisebranche viel an. Mit dem Abflauen der Pandemie werden diese Themen nicht einfach verschwinden.

Und es werden neue politische Themen auf die Reisebranche zukommen. Ohne starke Polit-Vertretung und professionelles Lobbying ist nicht an eine Revision des Pauschalreisegesetzes zu denken. Weil es ein Konsumentenschutzgesetz ist, hätte jede Änderung im Sinne der Reisewirtschaft im Parlament einen schweren Stand. Es braucht grosses Feingefühl und genaue Kenntnisse der Polit-Mechanik in Bern für den Versuch aus dem unglücklichen PRG ein vernünftiges Reisegesetz zu machen.

Auch Nachhaltigkeit und mit ihr der Klimaschutz wird die Reisebüros und Tour Operators mit ihren Kunden noch über Jahre beschäftigen. Die Regeln, wie nachhaltiges Reisen aussehen wird, etwa mit welchem Sprit und zu welchem Preis man zum Beispiel fliegen wird, liegt ebenfalls in den Händen der Politik.

Ausgeheckt wird das Konkrete von der Verwaltung. Wie die genaue Ausgestaltung der neuen Flugsteuer, die im Falle der Annahme des CO2-Gesetz eingeführt wird. Die Ausführungsbestimmungen sind jetzt gerade in der Vernehmlassung, und können mit entsprechendem Druck vielleicht noch im Millimeterbereich beeinflusst werden.

Es gibt viel zu tun, in und für die Reisebranche. Im November findet die SRV-Präsidiumswahl statt. Da bleibt nicht mehr viel Zeit. Noch vor den Sommerferien sollten Nägel mit Köpfen gemacht sein. Nur der beste ist gut genug!

(CM)