Staat feuert TAP-Chefin

Die Übernahmekandidatin kommt nicht zur Ruhe.
© TAP Air Portugal

Die Regierung von Portugal hat die Chefin der angeschlagenen und von mehreren Skandalen erschütterten staatlichen TAP Air Portugal entlassen. Man habe sich von der französischen CEO Christine Ourmières-Widener und auch vom Verwaltungsratsvorsitzenden Manuel Beja getrennt, teilte Finanzminister Fernando Medina am Montagabend (6.3.) in Lissabon mit.

Medina lobte die Arbeit der bisherigen Firmenführung, betonte aber auch: «Es war notwendig, das Vertrauensverhältnis zwischen TAP und dem Land und den Portugiesen wiederherzustellen.» Man wolle sich nun auf die angekündigte Privatisierung der Airline konzentrieren. Alle drei grossen Airline-Konzerne Europas interessieren sich für die Airline mit den vielen Südamerika-Routen.

Die Entlassungen erfolgten nach mehreren Unregelmässigkeiten bei TAP – in erster Linie hatten sie aber mit einer umstrittenen Abfindung in Höhe von 500’000 Euro zu tun, die die ranghohe Managerin Alexandra Reis bei ihrem Weggang im vorigen Jahr erhalten hatte.

Die Generalinspektion der Finanzen (IGF) sei nach einer Untersuchung des Falls zu dem Schluss gekommen, dass diese Zahlung nicht gerechtfertigt gewesen sei, sagte Medina. «Wir mussten reinen Tisch machen.» Die Affäre habe «eine berechtigte Empörung im Land ausgelöst». Die zu Unrecht überwiesenen Beträge müssten nun zurückgezahlt werden.

Wegen des Skandals, der im Dezember von der Zeitung «Correio da Manhã» aufgedeckt worden war, verlor Reis nach nur einem Monat ihren neuen Posten als Staatssekretärin im Finanzministerium. Die linke Regierung von Ministerpräsident António Costa hatte die Airline um Erklärungen gebeten. Diese hatten Lissabon jedoch nicht überzeugt, weshalb die Untersuchung durch die IGF in Auftrag gegeben wurde

Die 1945 gegründete TAP hat als grösse Fluggesellschaft Portugals etwa 6600 Mitarbeiter – etwa 2000 weniger als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Schwarze Zahlen schrieb das Unternehmen zuletzt 2017. In den Jahren 2020 und 2021 gab es jeweils Rekordverluste. (TI)