
Der Tourismus in Südafrika hat nach der Pandemie seine alten Besucherzahlen wieder erreicht. Nun will das Land seine Vielfalt noch stärker herausstellen. Einen Schub erwartet Ministerin de Lille auch vom G20-Gipfel.

Für das abgelaufene Jahr zog die südafrikanische Tourismusministerin Patricia de Lille auf der ITB beim Blick auf die Besucherzahlen und die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus eine durchweg positive Bilanz. «2024 kamen mehr als 8,9 Millionen Gäste zu uns, ein Plus von 5,1% gegenüber dem Vorjahr. Damit haben wir 98% des Vor-Corona-Niveaus erreicht.
Der Anteil des Tourismus zum BIP des Landes beträgt mittlerweile 8,8%. «Der stärkste Auslandsmarkt bleibt weiterhin Grossbritannien, doch de Lille freut sich auch über ein Plus aus den deutschsprachigen Ländern. «Wir sind in allen wichtigen Quellmärkten präsent, denn wir wollen weltweit neue Gäste für unser Land gewinnen.»
Dafür hat die Regierung aber nicht nur die Marketingaktivitäten gesteigert, auch von der administrativen Seite war sie aktiv. Für Indien und China wurden die Visa-Bestimmungen vereinfacht. «Diese beiden Länder bieten für uns ein riesiges Potenzial.»
Förderung des mittelständischen Tourismus
Eine wesentliche Rolle spielt für de Lille und die Regierung der G20-Gipfel, der im September im Land stattfinden wird. «Südafrika ist das erste Land auf unserem Kontinent, das Gastgeber der G20 ist, ein wichtiges Datum in unserem Kalender. Dazu gehören rund 130 Meetings in Rahmen des G20 über das ganze Jahr verteilt.»
Doch das Land will sich nicht nur als Ziel für Dienstreisen, Tagungen und andere Events besser positionieren, auch auf der touristischen Seite werden die Aktivitäten fortgesetzt und ausgebaut. Auf der ITB präsentierte die Ministerin auch Ziele abseits der Metropolen Johannesburg und Kapstadt sowie von Garden Route und Kruger Park.
Sie stellte in jeder der neun Provinzen besondere touristische Highlights vor. Dazu gehörten der Astro-Tourism im Northern Cape, Einblicke in die Kultur Sowetos oder Aktivferien in Mpumalanga. Insgesamt 15 KMU mit Programmen aus diesen Segmenten waren auf der Messe mit ihren Produkten und Angeboten vertreten. Die Ministerin sieht sie als entscheidend für Innovationen, Beschäftigung und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Dabei steht eine stärkere Diversifizierung im Mittelpunkt. «Wir wollen die Angebote für Frauen und Kinder stärken und den Frauen in Südafrika bessere Chancen für den Aufbau oder den Ausbau ihrer Angebote und Produkte bieten.» Einige der KMU haben sich speziell auf Frauen zugeschnittene Produkte spezialisiert. Doch de Lille freut sich auch auf das Debüt eines globalen Veranstalters. «Im kommenden Jahr wird in Kwa Zulu Natal der erste Club Med in Afrika seine Türen öffnen.»
Ausbau der Flüge aus DACH lässt auf sich warten
Ein Nadelöhr bilden aber immer noch die Flugverbindungen nach Europa. Nach der Insolvenz von South African Airways 2020 hat die Nachfolge-Airline den Flugbetrieb aus Deutschland und den anderen europäischen Ländern noch nicht aufgenommen.
Im vergangenen Jahr hiess es, dass der Start im Herbst 2025 möglich sein könnte, dieses Datum ist aber nicht mehr im Gespräch. Lufthansa hatte im vergangenen Herbst erstmals wieder die Verbindung von München nach Johannesburg in Betrieb genommen, Ende März wird sie vorerst wieder eingestellt.
Neue Direktflüge aus den deutschsprachigen Ländern sind derzeit nicht geplant. Insgesamt gebe es aber ein Plus von 7% bei den Sitzen aus Europa auf rund 1,5 Millionen, sagt De Lille. Die Anbindungen an wichtige afrikanische Länder seien abgeschlossen.
Abseits der Flugverbindungen will sich Südafrika stärker als Kreuzfahrtziel positionieren. «Wir benötigen mehr Tiefseehäfen und kooperieren dafür mit den Häfen in Kapstadt und Durban, um sie für Kreuzfahrtschiffe attraktiver und leichter erreichbar zu machen.»
Wolfram Marx, Berlin