
Swiss ist 2022 trotz vieler Herausforderungen zurück in die Profitabilität geflogen und hat ein operatives Jahresergebnis von CHF 456 Mio. erzielt. Optimierte Kostenstrukturen, ein stabiler Flugbetrieb im Sommer und günstige Marktvoraussetzungen haben massgeblich dazu beigetragen, wie Swiss-CEO Dieter Vranckx an einer Pressekonferenz vom 3. März erklärt.
Gegenüber Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von fast CHF 900 Millionen (2021: CHF – 405 Mio.). Die Adjusted-Ebit-Marge lag mit 10,4% wieder im zweistelligen Bereich. Die operativen Erträge betrugen CHF 4,41 Mrd. und liegen damit um das Doppelte über dem Vorjahreswert (2021: 2,1 Mrd.).
Auch im vierten Quartal 2022 konnte Swiss ihr operatives Ergebnis substantiell auf CHF 169 Mio. verbessern. Das bedeutet ein signifikantes Plus von rund CHF 200 Mio. gegenüber der Vorjahresperiode (Q4 2021: CHF – 29 Mio.). Im selben Zeitraum stiegen auch die operativen Erträge gegenüber 2021 deutlich an: Sie lagen mit CHF 1,23 Mrd. mehr als 67% über dem Wert im Vorjahr (Q4 2021: CHF 735 Mio.).
Angepasste Kostenstrukturen und Stabilität im Flugbetrieb als Erfolgsfaktoren
Das erste Quartal war aufgrund der vorherrschenden Omikron-Virusvariante und des Beginns des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine noch von grossen Unsicherheiten geprägt. Im Frühjahr kehrte jedoch das Vertrauen der Menschen ins Reisen schnell zurück und die Nachfragekurve nach Flugreisen zeigte deutlich nach oben.
Das rasante Hochfahren des Flugbetriebs führte zu grossen strukturellen Herausforderungen in der gesamten Luftfahrt. Der grosse Nachholbedarf an Flugreisen überstieg die angebotene Kapazität, was das Finanzresultat von Swiss im Jahr 2022 massgeblich beeinflusste.
Ebenfalls positiv auf das Ergebnis wirkte sich die weiterhin starke Cargo-Nachfrage und das daraus resultierende stärkste Frachtresultat der Unternehmensgeschichte aus. Darüber hinaus trugen die optimalen Kostenstrukturen basierend auf der Restrukturierung vom Vorjahr zum erfolgreichen Geschäftsgang bei.

«Trotz grösserer Herausforderungen in der gesamten Luftfahrt haben wir bereits 2022 den Turnaround geschafft und sind mit einer operationellen Stabilität von über 99% im Sommer wieder weit in die Gewinnzone hineingeflogen. Diese Flugplanstabilität als Grundlage unseres Erfolgs wird auch in diesem Jahr einer unserer Schwerpunkte sein», sagte Vranckx.
Liquiditätssituation nach Rückführung von Bankenkredit stabil
Bereits Ende Mai konnte Swiss aufgrund der positiven Entwicklung der Liquiditätssituation den vom Bund zu 85% verbürgten Bankenkredit inklusive Zinsen von insgesamt CHF 60 Mio. frühzeitig zurückführen und sich über den Kapitalmarkt finanzieren. Die Liquiditätssituation von Swiss hat sich seither weiter verbessert.

Markus Binkert, CFO von Swiss, erläutert: «Mit einer Adjusted-Ebit-Marge von über 10% ist das Ergebnis von 2022 klar besser ausgefallen als erwartet. Dies erlaubte es uns, alle unsere Stakeholder am Erfolg zu beteiligen. So konnten zum Beispiel unsere Mitarbeitenden mit über CHF 100 Mio. an verschiedenen einmaligen Prämien und variablen Lohnbestandteilen vom Ergebnis des letzten Jahres profitieren.»
Mehr als doppelt so viele Fluggäste befördert
Im Geschäftsjahr 2022 stieg die Zahl der von Swiss beförderten Fluggäste um 116% auf 12,8 Millionen. Die Anzahl der Flüge wuchs um 89% gegenüber Vorjahr auf rund 107’000. Insgesamt hat die Schweizer Fluggesellschaft auf dem gesamten Streckennetz im Jahr 2022 65% mehr Sitzkilometer (ASK) angeboten. «Das zeigt, wie gut wir uns erholt haben», sagt Vranckx.
Bei der Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) betrug die Steigerung im selben Zeitraum 145%. Der Sitzladefaktor lag bei durchschnittlich 80,9% und war damit um 26,5 Prozentpunkte höher als der Vorjahreswert. Die Auslastung auf den Interkontinentalstrecken lag leicht über dem Wert der Europastrecken.
Gute Ausgangslage für 2023 geschaffen
Im laufenden Jahr plant Swiss mit einer konservativen Kapazität von rund 85% gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Das Ziel ist weiterhin, eine grösstmögliche Stabilität im Flugbetrieb sicherzustellen. Dafür wird im Sommer 2023 wieder die gesamte Flotte von Swiss an den Standorten Zürich und Genf positioniert sein.

«Wir haben 2022 viel gemacht um unseren Kundendienst zu verbessern, sagt Swiss-CCO Tamur Goudarzi Pour. «Dank vieler Einstellungen und einem neuen Chatbot sind wir hier nun führend», sagt der CCO. Die durchschnittliche Reaktionszeit betrage weniger als 30 Sekunden.
Die Geschäftsreisen hinken den Freizeitreisen noch deutlich hinterher, sagt Goudarzi Pour weiter. «Ich erwarte eine Erholung, aber es dürfte noch etwas dauern.» Der Swiss-Kommerz-Chef ist aber überzeugt. «Es ist nicht die Frage, ob die Geschäftsreisenden zurückkehren, sondern nur wann.»
Auf die Frage, wo sich die Flugpreise in 2023 einpendeln werden, ist die Swiss-Spitze noch etwas vorsichtig: «Die Preise werden auf jeden Fall höher sein als noch in 2019, aber nicht mehr so hoch wie zu Peak-Zeiten im Oktober 2022 – dies wegen der Inflation und den hohen Investitionen in die Nachhaltigkeit der Flugzeuge», sagen Goudarzi-Pour und Vranckx.
Ausserdem erwartet die Swiss auch für dieses Jahr eine ähnlich hohe Nachfrage. «Die Reisenachfrage ist trotz wirtschaftlicher Abschwächung enorm», sagt Goudarzi-Pour. Er erwarte für 2023 ein grosses Reiseaufkommen im Transatlantik- und Europaverkehr, ausserdem werde Asien wieder aufholen.
Im Personalbereich sei seitens Kabine der Prozess für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag noch im Gange, da der erste gemeinsame Vorschlag von Kapers und Swiss von den Mitgliedern der Sozialpartnerin kürzlich abgelehnt wurde. «Da sind wir dran und hoffen 2023 eine Lösung, die alle zufriedenstellt, zu finden», so Vrankcx. Bezüglich Cockpit- und Bodenpersonal konnten sich Swiss und die Sozialpartner bereits 2022 auf neue Bedingungen einigen.
«Mit dem erfolgreichen Geschäftsgang haben wir eine gute Ausgangslage für 2023 geschaffen. Wir verfügen über die erforderlichen finanziellen Mittel, um für unsere Mitarbeitenden eine attraktive Arbeitgeberin zu bleiben, das Kundenerlebnis auf ein neues Niveau zu heben und unsere Vorreiterrolle als nachhaltige Schweizer Fluggesellschaft weiter auszubauen», so Vranckx über die Aussichten für das laufende Jahr.
(TI)








