Swissport zwischen Investoren und Gewerkschaften

Trotz seiner Grösse bläst dem weltweit grössten Anbieter von Ground Handling Dienstleistungen ein rauer Wind entgegen.
©Swissport

Die Zahlen, die im Wirtschaftsteil der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) in Zusammenhang mit einem Artikel über die Problematik bei Swissport publiziert wurden, sind eindrücklich.

Sogar im Pandemiejahr 2021 wurden weltweit 2 Mio. Flüge und 5,1 Mio. Tonnen Fracht an 287 Flughäfen für 850 Kunden mit 48’000 Mitarbeitern abgefertigt. Trotzdem schreibt Swissport, ohne konkrete Unternehmenszahlen zu nennen, seit Beginn der Pandemie Fehlbeträge in Millionenhöhe. Noch im August 2021 hiess es seitens des Management, Swissport sei als zuverlässiger und finanziell stabiler Partner bereit, die Erholung der weltweiten Flugindustrie zu unterstützen.

Verhandlungen mit Gewerkschaften

Bereits beginnt die sechste Verhandlungsrunde um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der nach dem Willen der Gewerkschaften den seinerzeit wegen den massiven wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie ausgehandelten ‘Krisen-GAV’ ablösen soll.

Swissport ist, nach nicht weniger als fünf Eigentümerwechseln, seit Dezember 2020 im Besitz angelsächsischer Finanzinvestoren, die dem durch die Coronakrise angeschlagenen Unternehmen mit Krediten beistanden und es dem chinesischen Besitzer HNA abkauften.

Finanzinvestoren sind grundsätzlich nicht bekannt für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Ihnen geht es meist vielmehr um eine rasche Profitabilitätssteigerung um das Unternehmen gewinnbringend an einen Finanz- oder strategischen Investor weiterzuverkaufen. Entsprechend soll die Profitabilität Ende Jahr wieder auf Vorkrisenniveau sein. Der Standort Zürich jedenfalls wird dieses Ziel 2022 deutlich verfehlen.

Die Gewerkschaften bestehen auf der Rückkehr zum GAV von 2019 und bekräftigten dies mit einer Protestaktion am Flughafen Zürich. Swissport auf der anderen Seite besteht auf der Beibehaltung der mit den Gewerkschaften definierten und unterzeichneten Krisendefinition für 2022 und will ab 2023 entweder einen neuen GAV aushandeln. Andernfalls käme nur die Ausstellung von Einzelarbeitsverträgen in Frage.

Zusätzliches Personal

Weltweit entliess das Unternehmen rund 25’000 Mitarbeitende, was nicht wenig Kritik einbrachte. Seit Dezember 2021 wurden in der Schweiz 950 zusätzliche Stellen geschaffen. Bis Ende des Jahres sind in Zürich weitere 150 und in Genf weitere 100 Stellen geplant.

Um die Gewinnziele der Investoren zu erreichen, bis 2025 Euro 430 Mio. und eine Gewinnmarge von 11,5 Prozent, wie aus einem Investoren-Update der amerikanischen Börsenaufsicht hervorgeht, muss eine Effizienzsteigerung durch mehr Automatisierung und weniger Personal and den weltweit gut 280 Flughäfen erzielt werden. Wie sich dies mit den Forderungen der Gewerkschaften verträgt, wird sich zeigen.

 

Marco Bötschi, Stationmanager von Swissport in Zürich gegenüber der NZZ: «Wir sind zuversichtlich, eine Einigung bis Ende Jahr zu erzielen, und bekennen uns zur langjährigen Sozialpartnerschaft.» (BRA)