Tahiti: «Eine Einreisesperre wird es nicht mehr geben»

Tahiti Tourism CEO Jean-Marc Mocellin über die aktuelle Situation und die Tourismusstrategie der Südsee-Destination.
Jean-Marc Mocellin

In einem ausführlichen Interview gibt Jean-Marc Mocellin, CEO Tahiti Tourism, Auskunft wie die Südsee-Destination die Pandemie bewältigt und mit welchen Massnahmen der Neustart gefördert werden soll.

Hans-Peter Brasser hat ihn anlässlich der Tahiti-Roadshow in Zürich befragt.


Jean-Marc Mocellin, seit dem 15.6.21 können geimpfte Besucher wieder nach Tahiti einreisen. Stellen Sie eine zufriedenstellende Anzahl Ankünfte aus dem deutschsprachigen Raum fest?

Nein und ja, denn Tahiti war eigentlich schon seit Juli 2020 für Touristen aus den USA geöffnet. Europäer konnten aber erst seit der US-Grenzöffnung am 8.11.21 wieder zu uns reisen. Wir empfangen seit dem auch tatsächlich wieder Gäste aus Europa, auch aus der Schweiz.

Was uns positiv stimmt, ist die Tatsache, dass gemäss IATA- Statistik die Anzahl nach Papeete ausgestellter internationaler Flugtickets in den nächsten Monaten 32% über denjenigen in 2020 liegen.

Zweifach geimpfte Reisende benötigen für die Einreise einen negativen PCR- oder Antigen-Test der nicht älter als 72 Stunden ist. Bei Ankunft muss nochmals ein Antigen-Selbsttest durchgeführt werden.

Dem ist nach wie vor so und wenn letzterer negativ ausfällt, kann man sich ohne irgendwelche Einschränkungen in ganz Französisch Polynesien bewegen. Was es einzig braucht ist die Registrierung auf unserer ETIS-Plattform.

Erwarten Sie in Anbetracht der Omikron-Variante Verschärfungen oder gar Einreiserestriktionen, wie dies in anderen Länder der Fall ist?

Nein, Einreisesperren oder ähnliches wird es nicht mehr geben. Der Grund dafür ist, dass wir uns dies als autonomes Überseeland Frankreichs, wirtschaftlich nicht mehr leisten können. Das Mutterland Frankreich hat uns zwar mit Krediten unterstützt, jedoch erhalten wir keine nicht rückzahlbaren Staatsbeiträge.

Wir haben alles unternommen um die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen und zu halten und im Übrigen hilft uns die Abgeschiedenheit, die Grösse unseres Territoriums im Verhältnis zur Einwohnerzahl und das Klima dabei.

Wie verhält es sich mit den touristischen Ankünften auf Tahiti?

Im Jahr 2019 zählten wir 280’000 Ankünfte in Französisch Polynesien. Im Jahr 2020 waren es noch 71’000 touristische Ankünfte. Mittelfristig wollen wir wieder auf die Zahl von 280’000, maximal 300’000 Ankünfte pro Jahr kommen.

Der Schweizer Markt ist für uns viel wichtiger, als dass es die 3800 Ankünfte (2019) scheinen lassen. Die Aufenthaltsdauer der Schweizer ist mit durchschnittlich 18 Nächten eine der längsten sämtlicher Quellmärkte und entsprechend hoch ist die Wertschöpfung.

Wie plant Tahiti die längerfristige touristische Entwicklung?

Wie bereits erwähnt, planen wir mit nicht mehr als 300’000 Besuchern jährlich und setzen dabei ausschliesslich auf Qualität und nicht auf Quantität. Strategische bauen wir auf den drei Säulen Slow Tourism mit den Themen «zurück zum Essentiellen und zurück zur Natur», Inclusive Tourism was den Einbezug unserer Bevölkerung beinhaltet und Sustainable Tourism, also nachhaltigen und umweltschonenden Tourismus.

Können Sie diese Drei-Säulen – Strategie etwas erläutern?

Wir sind überzeugt, dass sich die Menschen, wegen der Pandemie aber auch generell, auf die essentiellen Werte besinnen. Diese bestehen aus der Verbindung zu den einem nahe stehenden Menschen, aus der Verbindung zur Natur und aus der Verbindung zu den Mitmenschen. Unsere Inseln sind die ideale Umgebung um diese Werte zu leben.

Gästebefragungen haben zudem ergeben, dass der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung und deren Kultur zu den nachhaltigsten Erlebnissen eines Aufenthalts bei uns gehört. Deswegen binden wir die Bevölkerung durch Ausbildung, Training aber auch Ökologisch, z.b. mit Investitionsunterstützung, in die touristischen Entwicklung ein. Unsere Bevölkerung soll die Möglichkeit haben an der touristischen Wertschöpfung teil zu haben was deren traditionell gastfreundlichen Haltung gegenüber Besuchern noch verstärkt.

Unser Ökosystem ist fragil, weshalb wir unsere Anstrengungen in Bezug auf Klima- und Meeresschutz massiv verstärken. Ein Beispiel ist das SWACS (Seewater Air Cooling System). Aus einer Tiefe von 1000 m pumpen wir 6 Grad kaltes Wasser an die Oberfläche und nutzen dies um Innenräume in Hotels etc. zu kühlen.
Wir legen auch neue Korallenkulturen an, limitieren die Grösse der Kreuzfahrtschiffe auf max. 1000 bis 3000 Passagiere, je nach Insel, wobei 3000 Passagiere die Ausnahme ist.

Welche Werbeaktivitäten sind bereits lanciert oder geplant?

Unsere Kampagne ‘Reconnect with the World in the Islands of Tahiti’ läuft schon seit einigen Monaten, wird nun aber in den europäischen Quellmärkten intensiviert. Sie zielt grundsätzlich auf die bereits erklärte Drei-Säulen – Strategie ab.

Natürlich gehört auch unser heutiger Besuch in der Schweiz und der persönliche Kontakt mit unseren langjährigen Partner, den spezialisierten TOs und den Reisebüros dazu. Mittelfristig werden wir auch eine Kampagne mit Schwerpunkt ‘Tauchen’ starten.

Was ist Ihr persönlicher Tipp für Besucher aus der Schweiz?

Nehmen Sie sich Zeit und planen Sie Ihren Aufenthalt in unterschiedlichen Unterkünften. Darunter darf ein Vier- oder Fünf-Sterne – Resort, ein einfacheres aber sauberes Guesthouse auf einer weniger bekannten Inseln und auch eine Kreuzfahrt, beispielsweise mit der Aranui oder mit einer Segelyacht sein.

(Interview Hans-Peter Brasser)