«Testen statt Quarantäne» war die Forderung der Reisebranche unisono mit den Kollegen aus der Incoming-Tourismusbranche seit dem letzten Herbst. «Als Mitinitiant und Unterzeichner unterstützen wir die von Schweiz Tourismus lancierte Kampagne ‘Testen statt Quarantäne», heisst es vom Schweizer Reise-Verband (SRV) seit September 2020 auf seiner Website.
Der Verband steht mit dieser Forderung keineswegs alleine da. Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, sagte schon im Oktober: «Ich plädiere gemeinsam mit der ganzen Branche weiterhin für eine Strategie des ‹Testen statt Quarantäne›». «Testen statt Quarantäne», forderte auch Annette Krecy, COO von DER Touristik Suisse, im Oktober 2020 im Gespräch mit TRAVEL INSIDE. Selbst Thomas Klühr, damaliger Swiss-CEO doppelte im Dezember auf SRF nach: «Wir haben eine klare Forderung: Testen statt Quarantäne.»
Seit einer Woche nun sind die einfachen Covid-19-Selbstschnell-Tests in der Schweiz erhältlich. Gratis, bis zu 5 Stück pro Monat und Person, werden von der Krankenkasse über die Grundversicherung bezahlt. Im Kanton Zürich können sich Betriebe sogar für eine Kampagne mit regelmässigen Tests vor Ort anmelden. Und vielerorts waren die Test-Kits schnell ausverkauft.
Hat die Reisebranche eine Vorreiterrolle?
Und wie hat es die Reisebranche mit den Selbsttests? Mit ihnen könnte die Umsetzung der Forderung «Testen statt Quarantäne» vorangetrieben werden. Schliesslich sind die in den Apotheken erhältlichen Spucktests einfach zu handhaben und sind offensichtlich genügend verlässlich.
Was empfehlen die Verbände ihren Mitgliedsfirmen – sollen sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum regelmässigen Selbsttest anhalten und so – im eigenen Interesse – eine Vorreiterrolle einnehmen? Und wie sieht es bei den Reiseunternehmen selber aus? TRAVEL INSIDE hat bei den drei Verbänden und den grossen Reiseunternehmen nachgefragt.
Von den Organisationen antwortete einzig der SRV. Und er hat keinen Rat für seine Mitglieder. «Ich sehe hier keinen Anlass Empfehlungen an unsere Mitgliedsunternehmen auszusprechen», sagt SRV-Geschäftsführer Walter Kunz. Zu unterschiedlich seien die Grössen der einzelnen Unternehmen, zu unterschiedlich auch immer noch die personelle Besetzung der einzelnen Betriebe. «Ich glaube, dass dies in den Verantwortungsbereich jeder einzelnen Firmen gehört», so Kunz.
Selbsttests sind überall freiwillig
Bei der Migros-Tochter Hotelplan hält man sich an die Vorgaben der Mutter – jedenfalls antwortet der Migros-Genossenschaftsbund, der für den ganzen Konzern offenbar eine einheitliche Linie vorgibt: «Die Migros-Gruppe hat zu den Massentests eine klare Haltung», schreibt Marcel Schlatter, Leiter der MGB-Medienstelle: «Setzt ein Kanton in der Bekämpfung des Coronavirus auf grossflächige Tests, sind wir gerne bereit, daran teilzunehmen.» Alle könnten sich aber selber entscheiden, ob sie oder er sich testen lassen wollten oder nicht. Die Antigen-Selbsttests seien für den Privatbereich vorgesehen und spielten im Arbeitsalltag der Migros-Gruppe keine Rolle.»
Bei drei weiteren grossen Reiseunternehmen mit viel Personal sieht es ähnlich aus. Auf direkte Empfehlungen oder gar eine Selbsttest-Vorschrift verzichten alle. «Aufgrund der hohen Home-Office- und Kurzarbeits-Quote sehen wir aktuell davon ab, unseren Mitarbeitenden hierzu Vorgaben oder Empfehlungen zu machen», sagt Markus Flick von DER Touristik Suisse. Am Hauptsitz stünden aber den Mitarbeitenden bei Bedarf Testkits zur Verfügung. TUI Suisse verweist auf die Vorgabe des BAG, sich regelmässig und bei Symptomen testen zu lassen.
Einzig Globetrotter Travel Service macht eine klare Ansage für den Test: «Bei direktem Kundenkontakt empfehlen wir Selbsttest, dies zur eigenen Sicherheit und der der Kunden», sagt Sandra Studer. Persönliche Kundenberatungen in den Filialen seien derzeit aber eher selten. Darum sehe man weiter keinen akuten Handlungsbedarf. (Christian Maurer)
Lesen Sie hier, wie es die TRAVEL INSIDE Leser*innen mit den Selbsttests halten.
