Garantiefonds 2016: Markant weniger Teilnehmer, aber nur ein Schadenfall

Die neue Risikobewertung ist umgesetzt. Für Schadenfälle stehen Rückstellungen von fast 5 Millionen Franken bereit.
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Der Reise-Umsatz, der vom Garantiefonds der Schweizer Reisebranche im letzten Jahr abgesichert wurde, belief sich auf insgesamt CHF 4,93 Mia., was einem Rückgang um 12,7% gegenüber 2015 (CHF 5,647 Mia.) entspricht. Als Gründe für diese Entwicklung werden im Jahresbericht 2016 zum einen der Austritt von Teilnehmern, welche eine Verlagerung zum Hauptsitz ins Ausland gemacht haben (z.B. Ebookers.com), und zum anderen Anpassungen im Portfolio aufgeführt. So hat die Stiftung dem statuarisch festgehaltenen Bezug zur Schweiz ein stärkeres Gewicht gegeben und im Jahr 2016 damit angefangen, bei den Teilnehmern den Anteil der Geschäftsausrichtung an Konsumenten mit Wohnsitz Schweiz und die Einhaltung der Preisbekanntgabeverordnung stärker zu überprüfen.

Starker Teilnehmerrückgang
2016 stehen 22 Austritten gerade mal 8 Eintritte gegenüber. Zudem wurden 256 Filialen geschlossen, in erster Linie waren dies die SBB Bahnhofreisebüros. Per 31. Dezember 2016 waren dem Garantiefonds somit 1165 Unternehmen (inkl. Filialbetriebe) angeschlossen. Per Ende 2015 waren es noch 1435.

Intensivere Risikobewertung 
Im Berichtsjahr hat der Stiftungsrat einen Finanzausschuss gebildet, der regelmässig tagt. Die Risiken wurden neu bewertet. Die Aufnahme- sowie die Prüfungsprozesse wurden angepasst. Im Dezember 2016 hat die Geschäftsstelle die eigens entwickelte Datenbank in Microsoft Dynamics gestartet. Die Bonitätsprüfung erfolgte zum ersten Mal nach neu definierten Prozessen und Prüfungskriterien. Wichtige Kriterien sind eine Eigenkapitalquote von mindestens 15%, ein positives Nettoumlaufsvermögen sowie der Nachweis der hauptsächlichen Geschäftstätigkeit in der Schweiz.

Der Vertrag für Sicherungsscheine nach deutschem Standard ist per Ende 2016 ersatzlos ausgelaufen. Nach dem Auslauf des bisherigen Rückversicherungsvertrags mit der Generali Versicherung AG, München, hat der Garantiefonds einen neuen Vertrag mit der Axa Versicherungen AG, Winterthur, abgeschlossen. Pro Kalenderjahr deckt die Rückversicherung Schäden im Umfang von maximal CHF 6 Mio., der Eigenbehalt beträgt CHF 4 Mio.

Schadenfälle – 2016 wurde nur ein Teilnehmer zahlungsunfähig
Im abgelaufenen Berichtsjahr 2016 wurde lediglich ein Teilnehmer zahlungsunfähig: Byzance Travel et Tours Sàrl in Genf. Betroffen waren 158 Konsumenten mit Schadenzahlungen von CHF 57’257. Es bestand eine Garantiesumme von CHF 50’000 und zusätzlich wurde im Geschäftsjahr 2016 eine Rückstellung von CHF 10’000 gebildet. Innerhalb der Fortsetzung der Bearbeitung von Fällen vor 2016 wurden Rückstellungen angepasst. Im Fall von WTA-X Travel AG und ARG Viel Ferien GmbH wurden diese um CHF 380’722 erhöht. Der Fall Palm Travel AG Cham wurde abgeschlossen, Rückstellungen in Höhe von CHF 13’021 konnten aufgelöst werden. Seit der Gründung im Jahr 1994 hat der Garantiefonds für 24’236 Reisebürokunden Entschädigungszahlungen von insgesamt CHF 16,137 Mio. geleistet.

Bilanz und Erfolgsrechnung 2016 – neu fast CHF 5 Mio. Rückstellungen
Die Einnahmen aus den Eintritts- und Jahresgebühren stiegen um CHF 62’523, ein Zuwachs von 5,26%. Die Administrationsgebühr konnte mit CHF 135’500 verbucht werden und liegt damit leicht unter Vorjahresniveau. Der Gesamtaufwand konnte um CHF -94’336 auf CHF 1’109’440 reduziert werden. Die Erfolgsrechnung schliesst mit einem Einnahmenüberschuss von CHF 128’128 ab. Durch die Zuweisung dieser Summe in die Rückstellungen für Schadenfälle hält der Garantiefonds per Anfang 2017 eine Total von CHF 4’862’805.

Stiftungsrat – Marcel Bürgin wird vorerst nicht ersetzt
Marcel Bürgin (Kuoni Reisen AG) ist im August 2016 aus dem Stiftungsrat ausgetreten, seine Position wurde vorerst nicht ersetzt. Folgende Mitglieder des Stiftungsrats wurden gemäss Statuten für eine Amtszeit von drei Jahren wiedergewählt: Jacques Lathion (Vizepräsident), Martin Wittwer (Vizepräsident), lic.iur. Rolf Besser, Olivier Dupont, Walter Güntensperger, Rolf Helbling und Heinrich Marti. Ebenfalls wurde lic.iur. Till Gontensweiler als unabhängiger Obmann der Beschwerdeinstanz wiedergewählt. (UH)