Herbstferien werden zum Hauptgeschäft der Schweizer Reisebranche

Südtürkei, Tunesien und Ägypten geben ihr Comeback.

Der Herbst ist für Herrn und Frau Schweizer schon seit jeher eine beliebte Feriensaison. Die Bedeutung der dritten Jahreszeit für die Schweizer Reisebranche nimmt jedoch noch weiter zu. Nach einem teils eher verhaltenen Sommergeschäft 2019 verzeichneten die grössten Schweizer Reiseveranstalter mehrheitlich Zuwächse für den Herbst – speziell im Segment Badeferien. Zudem finden Destinationen wie etwa die Südtürkei zu alter Stärke zurück, wie eine Umfrage des Schweizer Reise-Verbands (SRV) zeigt. Bei den Städten seien vor allem kleinere Ziele im Aufwind.

Die Buchungszeit für die Herbstferien 2019 neigt sich langsam dem Ende zu. Gemäss den aktuellen Buchungsständen der grössten Schweizer Reiseveranstalter zeichnet sich eine leichte Verschiebung vom Sommer in Richtung Herbst ab. «Die Sommerferien wurden eher zurückhaltend gebucht, dafür reisen unsere Kunden vermehrt in den Herbstferien», sagt beispielsweise Bianca Gähweiler, Sprecherin von Hotelplan Suisse. Betrachte man die letzten fünf Jahre, so habe sich der generelle Anteil des Sommerferiengeschäfts von 35% auf 30% reduziert, während der Anteil des Herbstferiengeschäfts von 20% auf 25% gestiegen sei. Derzeit liege man bei Hotelplan Suisse knapp über Vorjahresniveau, was die Herbstbuchungen betreffe.

Ähnliches gilt auch für die Veranstalter von DER Touristik Suisse (u.a. Kuoni, Helvetic Tours, Railtour): «In diesem Jahr ist gerade im Badeferiengeschäft ein deutlicher Trend feststellbar, dass Ferien im Winterhalbjahr Marktanteile gewinnen», berichtet COO Verda Birinci-Reed. Nachdem die Kunden im Juli und August eher nach einer Abkühlung im Norden oder in den Bergen gesucht hätten, ziehe es sie nun doch noch an die Wärme. Für Abreisen im Oktober liege etwa die Marke Kuoni 7% im Plus, der Städtereisen-Spezialist Railtour sogar 11%.

Veranstalter legen Zusatzkapazitäten auf

Im Herbst geht es in die Südtürkei, nach Ägypten, Zypern aber auch nach Nordeuropa.
Gut laufen auch die griechischen Inseln. Darum hat etwa TUI Suisse Zusatzkapazitäten nach Kos, Rhodos und Kreta, aber auch nach Fuerteventura, in die Südtürkei und nach Zypern aufgenommen. DER Touristik Suisse hat zusätzliche Flüge nach Djerba, Fuerteventura und Kreta aufgelegt.

Wie bereits im Sommer erleben Ziele wie die Südtürkei, Tunesien und Ägypten auch im Herbst ein Comeback, wie etwa Andi Restle, Geschäftsleiter von ITS Coop Travel, berichtet. Beim Türkei-Spezialisten Bentour Reisen ist das Türkei-Wachstum besonders deutlich: «Die Herbstferien entwickeln sich zum wichtigsten Zeitraum für Reisen in die Südtürkei», sagt Bentour-Chef Deniz Ugur. Das Wachstum von 35% im Vergleich zum Herbst 2018 bestätige dies.

Auf der Langstrecke sind im Herbst der Indische Ozean, die Karibik sowie Südostasien gefragt, wie die Knecht Reisegruppe feststellt. «Zudem setzt sich der Trend fort, dass Reisende auch ausserhalb der Hochsaison nach Nordeuropa gehen», so Knecht-Sprecher Matthias Reimann. Allerdings seien dies eher Repeater und weniger Erstreisende. Beim Individualreise-Spezialisten Globetrotter Travel Service werden im Herbst – auch kurzfristig – Ziele wie die Seychellen und die Mongolei angefragt.

 Gute Preise für Kurzentschlossene

Freie Plätze für den Herbst können – auch dank Zusatzkapazitäten – alle Veranstalter noch anbieten, allerdings ist teils etwas Flexibilität seitens der Kunden gefragt. «Für Schnellentschlossene sind viele preislich attraktive Optionen vorhanden», heisst es bei den Anbietern. Einige Veranstalter haben die Preise, nicht zuletzt wegen der Kursentwicklung des Euro im Vergleich zum Vorjahr gesenkt oder bieten punktuell Aktionen an. Gerade die zuletzt im Preis gestiegenen Mittelmeer-Destinationen seien im Einkauf wieder zu vernünftigen Konditionen zu haben gewesen.

Klimadebatte hielt nicht vom Reisen ab

Warum die Kunden im Sommer 2019 zurückhaltend und eher spät buchten, dafür haben die Befragten mehrere Erklärungen. Ein Grund ist sicher der Supersommer 2018 in der Schweiz. «Man hat sich langsam an das schöne Sommerwetter bei uns gewöhnt», sagt Andi Restle von ITS Coop Travel. Die Klimadiskussion sehen die meisten Befragten derweil nicht als Hauptgrund für Zurückhaltung beim Buchen.

«Die Klimadebatte war in den Verkaufsgesprächen sicher ein Thema und hat auch dafür gesorgt, dass vermehrt Angebote mit lokalem Flair und besonderen Nachhaltigkeitskriterien gebucht wurden», weiss Martin Wittwer, CEO von TUI Suisse. «Deswegen auf die Ferien verzichtet hat gemäss unseren Zahlen aber kaum jemand». So habe TUI Suisse bei den Sommerbuchungen das starke Vorjahresniveau halten können.

Knecht Reisen (Stand 31.7.) wie auch die Veranstalter von DER Touristik Suisse (über alle Marken gesehen) mussten im Sommer derweil einen Rückgang im tiefen einstelligen Prozentbereich hinnehmen. Auch Globetrotter Travel Service liegt «leicht unter dem letzten Sommer». ITS Coop Travel blieb bei den Buchungen ebenfalls unter dem sehr guten Vorjahr.

Flexibel auf veränderte Bedürfnisse reagieren

Der SRV zeigt sich dennoch zufrieden ob der Aussagen der Veranstalter. «Nachdem der Sommer 2019 sehr verhalten gestartet ist, konnten viele dank kurzfristiger Buchungen noch aufholen, ohne sich einen völlig unrentablen Preiskampf zu liefern», sagt Geschäftsführer Walter Kunz. Der Herbst gebe der Branche nun nochmals Auftrieb. Allerdings müsse man sich künftig darauf einstellen, noch flexibler auf die sich verändernden Bedürfnisse der Kunden zu reagieren. (TI)