Istanbul-Anschlag trifft Tourismus ins Mark

Türkei-Spezialist Bentour rechnet mit deutlichen Buchungs-Einbussen.
Istanbul
Istanbul

Mindestens zehn Tote und 15 Verletzte – das ist die traurige Bilanz des Terrorangriffs von gestern Dienstag mitten in Istanbul. Das Schlimme für den Tourismus: Der Attentäter hat gezielt westliche Feriengäste angegriffen und zwar im touristischen Zentrum der Stadt. Alle Opfer waren Touristen, acht davon Deutsche.

Deniz Ugur, Geschäftsführer von Türkei-Spezialist Bentour, äussert sich in der deutschen «FVW»: Es habe keinerlei Anfragen oder Stornierungswünsche gegeben. Alle Kunden seien wohlauf. Für das Türkei-Geschäft rechne er in den kommenden Tagen mit deutlichen Einbussen. «So ein Unglück ist natürlich eine Buchungsbremse. Bei uns sind die Zahlen heute nach dem Anschlag um 25% nach unten gegangen», so der Veranstalter, der sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz Reisen verkauft. Doch Ugur ist von der Sicherheit in der Türkei überzeugt. «Der Staat wird jetzt alles tun, um die Sicherheitsmassnahmen zu verstärken.» Insofern sei es möglich, dass die Buchungen schon bald wieder anziehen. Zumal die Reisenden auch wüssten, dass die Riviera weit von Istanbul entfernt liege. Am Ende des Buchungstags gestern war Ugur allerdings überrascht, dass die Buchungslage sich eigentlich recht normal dargestellt habe. «Die Leute buchen ihre Badeferien trotzdem», so Ugur gegenüber TRAVEL INSIDE. Istanbul sei ohnehin kein typisches Reisebüro-Ziel mehr.

Für die Generalisten unter den Schweizer Tour Operators spielt Istanbul als Städteziel keine herausragende Rolle. TUI Suisse zum Beispiel hat mit drei Gästen Kontakt aufgenommen, die bis am 18. Januar reisen wollen, ihnen hat man eine kostenlose Umbuchung angeboten. Sie gehen laut TUI aber trotzdem. Zurzeit seien gar keine Gäste in Istanbul. Auch Hotelplan Suisse hat keine Gäste in der Stadt, eine Hand voll wollen bis Ende Januar reisen. Ihnen biete man individuelle Lösungen an. Der deutsche Studienreise-Spezialist Studiosus hat eine Istanbul-Reise für den 13. Januar abgesagt.

Laut dem EDA (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) muss trotz erhöhter Sicherheitsmassnahmen im ganzen Land mit Anschlägen gerechnet werden. Bereits am 10. Oktober 2015 hatte ein Anschlag auf eine Demonstration in Ankara um die hundert Todesopfer und mehrere hundert Verletzte gefordert. Seit Anfang 2015 sind in Istanbul Attentate gegen einen Polizeiposten und die Justizbehörden sowie gegen ausländische Interessen (Generalkonsulat der USA) verübt worden. Erstmals traf es allerdings in der Türkei – nach Tunesien und Ägypten – gezielt den Tourismus.