Menschenrechte im Tourismus gehen alle etwas an

Die Fachgruppe «Umwelt & Soziales» des SRV organisierte einen Workshop und zeigte dabei die Komplexität des Themas auf.
V.l.: Nicole Sautter (Travelife), Andy Zgraggen (DER Touristik Suisse), Christoph Good (Robert F. Kennedy Foundation), Teresa Schlüter (Travelife), Christine Plüss (Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung) und Roland Schmid (SRV). Von der SRV-Fachgruppe Umwelt & Soziales nicht auf dem Bild sind Michèle Hungerbühler (Hotelplan Suisse) und Patricia Tovar (SRV).

Die Fachgruppe «Umwelt & Soziales» des Schweizer Reise-Verbandes (SRV) organisierte Anfang Februar einen praxisnahen Workshop zum Thema «Menschenrechte im Tourismus». Erfahrene Fachpersonen führten interessierte Touristiker aus verschiedenen Bereichen in das Thema ein.

Wie komplex das Thema Menschenrechte ist, zeigte Dr. Christoph Good (Robert F. Kennedy Foundation) in seinem Einstiegsreferat. So könne beispielsweise von rechtlich durchsetzbaren Menschenrechten gesprochen oder aber auch von einer rein philosophischen Diskussion ausgegangen werden. Weshalb beschäftigten sich aber Firmen damit? Weil sie sich damit auseinandersetzen können, wollen oder sollen, so die Theorie.

Für Christine Plüss (fairunterwegs.org) ist klar, dass sich Veranstalter und Reisebüros mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Menschenrechte betreffen jedoch nicht nur Unternehmen, sondern jeden Einzelnen – vor allem im Tourismus, denn dieser findet von Menschen für Menschen statt.

Einheimische würden oft nicht in Entscheide des Tourismus mit einbezogen, könnten nicht mitreden und profitierten damit nicht von diesem Wirtschaftszweig, so Plüss. Menschenrechte respektieren kann jedermann und jedes Unternehmen.

«Neue Produkte mit echter Wertschöpfung»

Andy Zgraggen (DER Touristik Suisse) betrachtete die Menschenrechte aus der Praxis. In Indien arbeiteten Chauffeure oft viel zu lange oder auf Abruf, Trinkgelder oder auch «Shopping Commissions» seien Bestandteil des Lohnes. Der Tourismus habe in Bezug auf Menschenrechte aber auch seine positiven Seiten, wie mit der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Als Beispiel kam hier die Umnutzung der ehemaligen Schiff-Handelswege in Kerala (Indien) zur Sprache. Auf diesen fahren heute Hausboote für Feriengäste. Zgraggen ermutigte Reiseveranstalter, weniger traditionell unterwegs zu sein und vermehrt neue Produkte mit einer echten Wertschöpfung ins Programm aufzunehmen. Auch die DMCs (Destination Management Companies) sollten gefordert werden, neue Ideen unter Berücksichtigung der menschenrechtlichen Rahmenbedingungen einzubringen.

Zum Schluss gaben Nicole Sautter und Teresa Schlüter (Travelife) den Teilnehmenden einen Einblick in die Zertifizierungsprozesse: 50 Auditoren überprüfen mehr als 1450 Unterkünfte auf die Einhaltung von 163 Kriterien im Nachhaltigkeitsbereich. Resultate einer unveröffentlichten Studie zeigten, welche Kriterien für Hotels schwierig umzusetzen seien. Darunter befänden sich auch Menschenrechte betreffende Kriterien, wie das Notieren von Überstunden oder die Personalunterkünfte. (TI)