Muss die TUI Group Unternehmensteile verkaufen?

TUI-Vorstandschef Fritz Joussen erklärt in einer Rede am «FVW»-Kongress wie sein Unternehmen durch die Krise kommen will.
Fritz Joussen
Fritz Joussen ©TUI

In seiner Rede beim virtuellen «FVW»-Kongress machte TUI-Vorstandschef Fritz Joussen deutlich, dass er nach dem Ende der Pandemie mit einer raschen Erholung des Geschäfts rechnet. Auf dem Weg dahin könnte es bei der TUI aber zum Verkauf von Unternehmensteilen kommen. «Die Touristik ist eine gute Branche. Man muss aber erst einmal durch die Krise durch, und das schaffen wir nur gemeinsam», so Joussen am Ende des Vortrags, der unter dem Titel «Ist die Touristik noch eine Zukunftsbranche?» stand.

Zuvor hatte Joussen die zahlreichen Herausforderungen beschrieben, die der Konzern zuletzt meistern musste – und dabei auch einige Neuigkeiten mitgebracht. Zum Beispiel zu der Frage, wie man angesichts monatlicher Fixkosten von EUR 250 Mio. die Liquidität wahren will. Denn auf die staatlich zugesagten Kreditlinien von zusammen EUR 3 Mia. möchte Joussen sich nicht allein verlassen. «Wir schauen uns alles Mögliche an, man kann sich jetzt beispielsweise auch Zu- und Verkäufe überlegen», so der Vorstandsvorsitzende.

Veräussert TUI ihre Hotels?

Was er sich darunter konkret vorstellt, erläuterte er kurz danach: Ähnlich wie Hapag-Lloyd Cruises, die kürzlich an TUI Cruises verkauft wurde – ein Gemeinschaftsunternehmen von TUI und der Royal Caribbean Group –, könnten bald auch andere Unternehmensteile zumindest teilweise veräussert werden.

So nannte er in diesem Kontext Marella, die britische Kreuzfahrttochter, aber auch das Hotelgeschäft. Die Airlines hingegen stünden aktuell nicht im Fokus. «Die sanieren wir aus eigener Kraft. Wir können wir hier nicht warten.» So soll bei TUIfly die Flotte von 39 auf 17 Flugzeuge schrumpfen, die Kapazität orientiere sich am Bedarf in der Wintersaison.

Joussen rechnet mit weniger Fernreisen

Und wie stellt Joussen sich den Tourismus in der direkten Nach-Corona-Zeit vor? «Es wird einige Veränderungen geben, beispielsweise bei den Kundenwünschen. Das Sicherheitsbedürfnis wird zunehmen.» Gleichzeitig rechnet Joussen mit einem deutlichen Rückgang der Langstreckenbuchungen. «Ausserdem dürften alle Buchungen deutlich kurzfristiger erfolgen

Was die reine Zahl der Buchungen angeht, kann sich Joussen eine Normalisierung bereits im kommenden Jahr vorstellen. «Wir haben heute einen doppelt so hohen Buchungsstand für Sommer 2021 wie erwartet. Ob der noch abschmilzt, wird stark davon abhängen, wie es im Januar und Februar läuft.» Wichtig sei in diesem Kontext, ob es dann schon einen Corona-Impfstoff gibt.

Trotz Reisewarnungen viele Buchungen

In Summe zeigte sich Joussen überzeugt, dass der Wunsch der Kunden nach einer Auslandsreise ungebrochen sei. Es gebe aktuell nur hohe Hürden, etwa durch die ständig wechselnden Reisewarnungen.

«Im Grunde muss man sich fast wundern, dass es aktuell trotzdem so erhebliche Buchungen gibt. Langfristig glaube ich jedenfalls, dass es recht schnell wieder eine Normalisierung geben wird, sobald die Krise vorbei ist», gab Joussen sich zuversichtlich. (TI)