Schweizer Touristiker streiten: Incoming vs. Outgoing

Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus und André Lüthi, Chef von Globetrotter im Streitgespräch.
Martin Nydegger (Schweiz Tourismus) und André Lüthi (Schweizer Reise-Verband).

Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus und André Lüthi, Chef von Globetrotter diskutieren in einem Interview in der «SonntagZeitung» unter anderem über die CHF 40 Mio., welche die nationale Vermarktungsgesellschaft vom Bund erhalten hat, wohingegen die Reisebüros leer ausgegangen sind.

Die Branche ist zwar dieselbe, doch vertreten Martin Nydegger und André Lüthi nicht dieselben Interessen. Lüthi stösst sich beispielsweise daran, dass Schweiz Tourismus Geld erhalten habe, um «ein bisschen Kommunikation» zu machen. Er geht derweil davon aus, dass ein Drittel der hiesigen Reisebüros in den nächsten Monaten in Konkurs gehen werden und somit Tausende Arbeitnehmende ihre Stelle verlieren. Martin Nydegger sieht das, aus naheliegenden Gründen, ganz anders: «Die Reiseveranstalter generieren ihre Wertschöpfung vor allem im Ausland, und es ist nicht Aufgabe des Bundes, dies zu unterstützen.»

André Lüthi ärgerte sich zudem über die Aussage von Bundesrat Ueli Maurer, dass die Leute ihre Ferien in der Schweiz verbringen sollten. Er relativierte dann aber, dass der Bundesrat ja lediglich von den Sommerferien gesprochen habe.

Die Tourismusanbieter in der Schweiz und in den umliegenden Ländern können davon ausgehen, dass sie Gäste begrüssen können, einfach auf einem tiefen Niveau. Dass jedoch der Tourismus ausserhalb von Europa in den kommenden Monaten richtig in Gang kommen wird, davon gehen beide nicht aus. Und Lüthi fügt hierbei an, dass Globetrotter derzeit noch 3500 USA-Buchungen in den Büchern für den Zeitraum von Juli bis September habe. «Wenn die USA die Grenze dichthalten, nur Reisen in einzelne Staaten erlauben oder krasse Reiseristriktionen verhängen, müssen alle diese Reisen storniert werden. Das würde Globetrotter wirtschaftlich empfindlich treffen.»

Die beiden Tourismusprofis gehen davon aus, dass die Fliegerei noch lange nicht in Schwung kommen werde. Zumal man damit rechnen müsse, dass die geplanten Schutzmassnahmen die Leute vom Fliegen abhalten werden. Beide finden jedoch, mit Vorbehalt, dass die Unterstützung des Bundes für die Swiss richtig sei.

Auf die Frage, wo sie ihre Sommerferien verbringen werden, antworteten beide, dass sie in der Schweiz bleiben werden. (DOE)