Touristen bleiben weg: Corona-Armut im Ferienparadies

«Wenn das so weiter geht, gibt es hier Krieg», befürchten Einheimische.
Mallorca. ©zoom.me

Die soziale Not hat auf der Ferieninsel Mallorca wegen der Corona-Pandemie dramatisch zugenommen. Die Nachfrage nach Hilfsleistungen sei noch nie so gross gewesen wie in diesem Jahr, schreiben regionale Medien. Auf den Balearen fiel die Zahl der ausländischen Feriengäste zwischen Januar und Oktober um mehr als 87%. Und mit dem Ausbleiben der Touristen fehlt auch das Geld. Der Tourismus steht auf den Inseln für etwa 35% des Nationaleinkommens.

Kommen keine Touristen, gibt es auch keine Arbeit und keinen Lohn für die Einheimischen. «Ich habe weder Strom noch Wasser, und auch nichts zu essen», erzählt der arbeitslose Kellner Damian auf einem Onlineportal. Unter den Notleidenden sind auch viele Beisitzer von kleinen Hotels, Pensionen und Restaurants oder Bars. Sie sind Not nicht gewohnt, sie leiden und schämen sich.

Und ihre Aussichten sind schlecht: Wegen ständig steigender Corona-Zahlen müssen Bars und Restaurants um 18 Uhr schliessen, Läden um 20 Uhr – wenn sie mangels Kundschaft überhaupt noch öffnen. Eine nennenswerte Lockerung der Einschränkungen ist bis mindestens Februar nicht zu erwarten. Mallorca gehört zu den Regionen mit den  höchsten Corona-Infektionsraten.

Immer mehr «nuevos pobres», «neue Arme», müssen inzwischen bei Hilfsorganisationen für Nahrungsmittel anstehen. Nach einer Studie der Universität der Balearen (UIB) über die Auswirkungen des Virus hat sich die Zahl der in der Region in extremer Armut lebenden Menschen in nur einem Jahr auf rund 34’000 verdoppelt. Als arm gelten bereits 320’000 Menschen. Das heisst: mehr als jeder Vierte der 1,18 Millionen Baleáricos.

Aus den offiziellen Zahlen geht zwar noch keine Verschlimmerung der Sicherheitslage hervor. aber die Angst nimmt zu. Im Zuge der wachsenden sozialen Not gebe es auch mehr kleinere Überfälle und Einbrüche unter anderem auch auf Privathäuser, berichten lokale Medien schon seit Wochen – «verzweifelten Amateurtaten», die mit der Krise zu tun haben könnten. «Wenn das so weiter geht, gibt es hier Krieg», so eine Rentnerin auf einem Online-Portal. (TI)