Aeropers nennt Fluglotsen-Verurteilung Rückschritt für Flugsicherheit

Für die Airline Pilots Association (Aeropers) bestraft das Urteil des Zürcher Obergerichts das letzte Glied in der Kette, während die Verursacher schadlos davonkämen.
© Skyguide

Die Airline Pilots Association (Aeropers) äussert sich in einer Medienmitteilung ablehnend gegenüber der gestrigen Verurteilung eines Fluglostsen durch das Zürcher Obergericht. Der 36-jährige Mann hatte 2011 auf dem Flughafen Zürich zwei Maschinen auf zwei sich kreuzenden Pisten die Starterlaubnis erteilt. Dafür wurde der Skyguide-Mitarbeiter am 12. Dezember wegen fahrlässiger Störung des öffentlichen Verkehrs zu einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 210 Franken verurteilt; die Probezeit beträgt zwei Jahre.

Rückschritt für die Sicherheit der Luftfahrt

Das noch nicht rechtskräftige Urteil wird von Aeropers als «Rückschritt für die Sicherheit der Luftfahrt in der Schweiz» bezeichnet. Das Hochrisikosystem «Luftfahrt» sei zur Vermeidung von Unfällen auf die zuverlässige Arbeit von zahlreichen Spezialisten angewiesen. Dieses Urteil gegen einen dieser Spezialisten würde die Flugsicherheit nicht verbessern, sondern verschlechtern, schreibt Aeropers weiter.

«Am Flughafen Zürich sind die Rahmenbedingungen aufgrund von politischen Einschränkungen und grossem Druck von Seiten des Flughafens und der Airlines möglichst viele Flugbewegungen pro Stunde durchzuführen, sehr schwierig.» Mit diesem Urteil würde das letzte Glied in der Kette bestraft und die eigentlichen Verursacher schadlos davonkommen.

«Anstatt Fehler von Mitarbeitern zu bestrafen, die aufgrund von schwierig zu beherrschenden und komplexen Systemen entstanden sind, würden die Akteure in der Schweizer Luftfahrt gut daran tun, zügig die Voraussetzungen für einen sicheren und effizienten Betrieb am Flughafen Zürich zu schaffen», so Henning M. Hoffmann, Geschäftsführer der Aeropers.

Nach Urteil: Verspätungen am Flughafen Zürich

Das Urteil sorgte nicht nur für Unmut, sondern wirkte sich auch auf den Betrieb am Flughafen Zürich aus. Skyguide reduzierte die Anflugrate am Flughafen Zürich am Tag danach um zehn Prozent. Der Grund: Viele Lotsen seien nach dem Urteil verunsichert. Reisende bekommen das zu spüren: Jeder zweite Flug ab Zürich war am Donnerstag, 13. Dezember, um mehr als 15 Minuten verspätet. (TI)