Air-Berlin-Pleite: Schweizer TOs agieren auch bei Niki vorsichtig

Hotelplan Suisse, DER Touristik Suisse, TUI Suisse und FTI Touristik erläutern ihre Szenarien.

Der Insolvenzantrag von Air Berlin lässt die Schweizer Reiseveranstalter keineswegs in Hektik verfallen. Bei der weiteren Planung geben sie sich aber sehr zurückhaltend. In der Tat kann Air Berlin mit dem von der Bundesregierung gewährten Übergangskredit mindestens noch drei Monate wie gehabt weiter operieren. Was danach kommt, weiss zur Zeit jedoch niemand. Spekulationen haben derzeit Hochbetrieb. Was in der Schweiz aber besonders interessiert, ist die Frage, welche Auswirkungen das Insolvenzverfahren auf die Winter- und insbesondere Sommerflugpläne für die Veranstalter hat.

Fakt ist: Air Berlin kann man nicht mit Niki in denselben Topf werfen – trotz der Beteiligung von Air Berlin an dem österreichischen Ferienflieger. «Es ist derzeit nicht beabsichtigt, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die Niki Luftfahrt GmbH und die Leisure Cargo GmbH zu stellen», heisst es offiziell bei Niki.

Eine gewisse Skepsis bleibt
Dennoch – eine gewisse Skepsis ist auch bei den Veranstaltern auszumachen: «Ob auch die Niki-Flieger im Falle einer Pleite von Air Berlin am Boden bleiben, ist noch nicht abzusehen», sagt Maik Gruba, Director Marketing & Sales FTI Touristik – diese Details kläre zur Zeit der Insolvenzverwalter. Seines Wissens wurde lediglich für Air Berlin Insolvenz beantragt, erklärt Tim Bachmann, Director Touroperating Dyna & Package Hotelplan Suisse, aber: «Für eine genau Beurteilung fehlen uns die notwendigen internen Informationen.»

Worst-Case-Szenario zum Winterflugplan?
Alle TOs haben, wenn überhaupt, nur wenige Kontingentsplätze für den Winterflugplan 2017/18 bei Niki. Air Berlin fliegt sowieso kaum mehr an Warmwasserziele. Falls es nun doch zum Worst Case kommt – besteht ein Plan B mit einer anderen Ferienfluggesellschaft? «Wir möchten hier nicht spekulieren», stellt Marcel Schlatter, Head of Communication DER Touristik Suisse klar. Schliesslich sei Air Berlin in Verhandlungen mit Lufthansa und anderen Partnern zum Erwerb von Betriebsteilen. «Falls es ungeachtet aller gegenteiligen Äusserungen unerwartet zu Einschränkungen im Flugbetrieb von Air Berlin kommen sollte, sind wir auf verschiedene Szenarien vorbereitet und werden Lösungen für unsere Pauschalgäste finden», sagt Schlatter.

«Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt und sehen da auch gewisse Möglichkeiten», erläutert auch Adrian Eckert, Director Revenue Management TUI Suisse. Momentan werde die Situation genau beobachtet und zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Und Bachmann von Hotelplan ergänzt: «Im Worst Case wäre es kein grosses Problem, Passagiere von Poolingplätzen bei Niki auf andere Airlines umzubuchen, da es im Winter tendenziell sowieso Überkapazitäten gibt.»

Einfluss auf die Verhandlungen für den Sommerflugplan 2018
Man sei zur Zeit in Planung des Sommerflugplanes und beobachte dafür die aktuellen Entscheidungen, sagt Eckert von TUI. «Entscheidend wird sein, wie sich die Lage um Air Berlin und Niki in den kommenden Tagen und Wochen entwickeln wird», fügen Schlatter und Gruba unisono an. Hotelplan wartet sowieso zuerst einmal ab: «Aufgrund der angespannten Lage waren wir betreffend Sommer 2018 noch nicht in Verhandlungen mit Air Berlin und Niki getreten», so Bachmann.

Einverständniserklärungen der Kunden und keine Nur-Flug-Buchungen mehr
Ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste? Zumindest bei Hotelplan Suisse wurden Massnahmen getroffen: «Unsere eigenen Filialen haben wir als Vorsichtsmassnahmen bis auf Weiteres angewiesen, keine Flüge mehr via GDS zu buchen, sondern auf Pauschalarrangements auszuweichen», sagt Bachmann. Die Charterpakete von Helvetic Tours seien für Abflüge bis und mit April bei DER Touristik Suisse buchbar, aber alle Abflüge ab Mai 2018 seien im System geschlossen, erläutert Schlatter. Und: «Nur-Flugleistungen buchen wir ab sofort nur noch nach unterschriebener Einverständniserklärung des Kunden.» TUI Suisse lässt verlauten, die Air-Berlin-Flüge sollten bis Ende Sommer 2017 regulär durchgeführt werden – im Winter setze TUI auf andere Flugpartner. Als einziger grosser Veranstalter scheint FTI keinerlei Bedenken zu hegen: «Ja, wir verkaufen auch Nur-Flüge von Air Berlin», bestätigt Gruba. (ES)

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