Air-Berlin-Poker: Thomas Cook und Niki Lauda spannen zusammen

Während das Bieterverfahren heute offiziell endet, wird die Entscheidung über die Air-Berlin-Aufsplittung offenbar verschoben.
© Andreas Wiese / Air Berlin

Überraschende Wende: Die Zukunft der insolventen Air Berlin entscheidet sich offenbar erst nach der Bundestagswahl. Ursprünglich war vorgesehen, dass der Gläubigerausschuss am 21. September tagt und dann seine Zustimmung für die bis anhin ausgehandelten Kaufverträge des Air-Berlin-Vorstands und den Insolvenzverwaltern geben muss. Nun sei der Plan, am 25. September die endgültigen Entscheidungen zu treffen und somit die Bundestagswahlen in Deutschland abzuwarten. Dies sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag zu Reuters und bestätigte damit einen Bericht des «Tagesspiegels».

Showdown: Heute endet das Bieterverfahren

So oder so endet heute Freitag jedoch das Bieterverfahren. Alle Interessenten können ihre Angebote noch bis heute einreichen. Und gestern kam gemäss dem «Handelsblatt» ein weiterer hinzu: Der frühere Energiemanager Utz Claassen habe ein 17-seitiges Angebot «zur kompletten Übernahme und expansiven Sanierung der Air Berlin» vorgelegt. Er biete angeblich einen Kaufpreis von EUR 100 Mio. und werde zusätzliche Mittel von bis zu EUR 600 Mio. einschiessen. Ein weiterer Bieter tanzt somit nun im Reigen der bereits bekannten Akteure mit; dies macht die Vorverhandlungen nicht einfacher. Sie wird wohl zusätzlich erschwert, da die Bieter weiteren Kapitalbedarf bei Air Berlin in der Übergangsphase erwarten – nicht zuletzt «dank» der Auflösungserscheinung des Flugbetriebs in den letzten Tagen. Dass der von der deutschen Regierung gesprochene Übergangskredit von EUR 150 Mio. tatsächlich bis Ende Oktober ausreichen wird, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, wird immer mehr angezweifelt.

Thomas Cook und Niki Lauda spannen zusammen

Gemeinsam ist man stärker: Nach diesem Motto haben sich der Veranstalter Thomas Cook und Niki Lauda verbündet, um im Poker um die Air-Berlin-Geschäftsteile bessere Karten zu haben. Lauda, Gründer und früherer Besitzer der Niki, sagte gegenüber der österreichischen Zeitung «Kurier», er arbeite mit Hochdruck daran, ein Angebot bis heute zu erstellen – dem letztmöglichen Datum im Bieterprozess.

Das zwischen den beiden Interessenten gebildete Konsortium will offenbar für den Ferienflieger Niki und 17 weitere Air-Berlin-Flugzeuge bieten. Dies wären dann insgesamt 38 Maschinen. Condor, die Airline von Thomas Cook, betreibt bereits 44 Flugzeuge. Niki Lauda wolle 51% des Konsortiums übernehmen und ausschliesslich touristische Ziele auf der Kurz- und Mittelstrecke anfliegen.

Thomas Cook werde zumindest im Übergangsstadium des Winterflugplans für die Abwicklung benötigt – und werde für die notwendige Auslastung sorgen, berichtet der «Kurier». Insbesondere nach den Ereignissen der letzten Tagen und Wochen ist wohl davon auszugehen, dass kaum mehr Flüge für den Winter gebucht werden und Verluste bei einer Übernahme vorprogrammiert wären – sofern nicht neues Kapital aufgetrieben werde.

Europäisches Verbraucherzentrum gibt Tipps 

Derweil hat sich nach den jüngsten Auflösungserscheinungen im Flugbetrieb das Europäische Verbraucherzentrum eingeschaltet und gibt den Passagieren, die ein Ticket von Air Berlin gekauft haben, Ratschläge. So empfiehlt das Zentrum, wenn möglich kein Gepäck aufzugeben, bei Flugausfall auf Umbuchungen zu bestehen und bei Verspätungen Gutscheine zu verlangen. (ES)