Alitalia braucht dringend Investoren – doch alle winken ab

Alle Versuche, einen weiteren Partner für die restlichen 40 Prozent an Bord zu holen, schlugen fehl. Nun drängt die Zeit.
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Im Endlos-Drama um die Rettung der seit Jahren defizitären Alitalia läuft den Beteiligen die Zeit davon. Zwar haben sich der staatliche Bahnkonzern Ferrovie dello Stato, das Finanz­mi­nis­te­rium und Delta Air Lines bereit erklärt, mit insgesamt 60% bei Alitalia einzusteigen. Alle Versuche, einen Partner für die restlichen 40% zu finden schlugen aber fehl. Lufthansa hat nach anfänglichen Interessensbekundungen genauso abgewunken wie Easyjet, welche ursprünglich zusammen mit dem Bahnunternehmen Ferrovie dello Stato und Delta ein Konsortium gründen wollte. Alitalia sei als Ganzes und in der jetzigen Form unsanierbar, hiess es.

Benetton soll Alitalia retten – und winkt ab

Luigi Di Maio, der Industrieminister Italiens, wollte sich eigentlich als Retter des nationalen Carriers in Szene setzen. Doch gut zwei Wochen vor der Europawahl bringt der ewige Stillstand den Minister in eine unangenehme Lage. Denn vergangene Woche musste er zum vierten Mal die Frist für die Vorlage einer Übernahme­offerte verlängern. In der Not umwirbt er nun den den privaten Infrastrukturkonzern Atlantia, der von der Industriellendynastie Benetton rund um Luciano Benetton kontrolliert wird. Dies berichtet der «Tages-Anzeiger». Pikantes Detail: Mit Benetton soll nun also ausgerechnet jener Konzern die Fluglinie retten, der für den Einsturz der Autobahnbrücke in Genua verantwortlich gemacht wird. Doch selbst Benetton winkt ab – man sei derzeit an so vielen offenen Fronten gebunden, dass man überhaupt nicht an ein Engagement in einer so komplexen Angelegenheit wie Alitalia denken könne, sagte gemäss «Tages-Anzeiger» der Unternehmenschef Castellucci.

Die Kosten für den Steuerzahler bisher: rund acht Milliarden Euro 

Also spitzt sich das Drama um die Pleiteairline weiter ungehindert zu. Da hilft es auch wenig, dass die italienische Regierung die Rückerstattungspflicht des Überbrückungskredits von EUR 900 Mio. unlängst per Dekret aus der Welt schaffte. Sprich: Dem Steuerzahler aufbürdete. Sie berappen nun das Notfallszenario, das Alitalia seit über zwei Jahren künstlich in der Luft hält. Ironischerweise haben die Steuerzahler ja mehr als genügend Erfahrung darin: Es wird geschätzt, dass die Italiener bisher rund EUR 8 Mia. für die Krisenairline ausgegeben haben. Seit zwei Jahren steht Alitalia unter Zwangsverwaltung.

Wenn das Verkaufsverfahren nicht endlich abgeschlossen werde, bliebe den Kommissaren nur eine Liquidation des Unternehmens, mahnte gemäss «Tages-Anzeiger» der Konkursverwalter Daniele Discepolo im März vor dem Parlamentsausschuss. Di Maio hat nun die Frist zur Einreichung der Interssensangebote ein x-tes mal verlängert, diesmal auf den 15. Juni 2019. (ES)