Alle wollen ein Stück vom Air-Berlin-Kuchen

Investor Wöhrl offenbart seine Pläne, Ryanair-Chef O’Leary wittert eine Verschwörung – und alle wollen die begehrten Slots.
Air Berlin Airbus A321-200

«Ich würde es begrüssen, wenn die Lufthansa grössere Anteile von Air Berlin übernimmt.» Diese Aussage der deutschen Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hörte Investor Hans Rudolf Wöhrl gar nicht gerne. Schliesslich hegt er selbst Ambitionen, um Teile der maroden Air Berlin zu übernehmen. So entgegnete er in einer Pressemitteilung: «Um ehrlich zu sein, bin ich entsetzt! Was in den letzten Tagen passierte, ist einer marktwirtschaftlich ausgerichteten und demokratischen Nation unwürdig. Ich kann gar nicht aufzählen, gegen wie viele Regeln verstossen wurde und vermutlich noch wird.»

Michael O’Leary ist «not amused» – aber interessiert

Diese Auffassung teilt Michael O’Leary, Chef des Billigfliegers Ryanair. Er bezeichnete die Verhandlungen bereits kurz nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin vergangene Woche als «abgekartetes Spiel», durch das lediglich der Marktführer Lufthansa noch mehr gestärkt werde, und legte eine Beschwerde bei der zuständigen EU-Kommission ein. «Wir wären sehr froh, ein Gebot für die gesamte Air Berlin abzugeben», sagte O’Leary. Ryanair habe bislang aber keinen Zugang zu den Wirtschaftsdaten von Air Berlin erhalten. Deshalb sei laut O’Leary auch unklar, wie viel Geld für eine Restrukturierung notwendig wäre. Dem widersprach Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann: Der Datenraum sei bereits seit rund drei Monaten allen Interessenten zugänglich.

Die deutsche Bundesregierung weist derweil den Vorwurf zurück, sie wolle die Position der Lufthansa im Verkaufsprozess bevorzugen. «Wir sind weder für noch gegen einen bestimmten Interessenten», sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Montag.

Auf jeden Fall hat Wöhrl bei den Insolvenzverwaltern bereits eine konkrete Absichtserklärung abgegeben. Neben einem starken innerdeutschen Netz würde er demnach den Fokus auf die Ferienfliegerei legen: «Bei der Langstrecke stünden ausschliesslich touristische Ziele im Flugplan – möglichst solche, die man 52 Wochen im Jahr anfliegen kann», so Wöhrl.

Auch die Airline aus Altenrhein schielt auf die Slots

Die meisten Interessenten schielen jedoch primär auf die begehrten Air-Berlin-Slots. So meldete gestern auch People’s Viennaline ihr Interesse an. Finanzchef Thomas Mary signalisierte gegenüber der «Wirtschaft Regional», dass, wenn sich interessante Slots ergeben sollten, man sich diese sicher genau anschauen werde. (ES)