Boeing 737 Max: Weitere bisher unbekannte Fehler entdeckt

Das weltweit gegroundete Flugzeug wird vermutlich nicht vor 2020 wieder abheben.
© Boeing

Die Boeing 737 Max, seit dem zweiten Absturz im März mit insgesamt 346 Toten weltweit gegroundet, wird vermutlich nicht vor 2020 wieder fliegen dürfen. Dies schreibt die «NZZ» unter Berufung auf die «Seattle Times». Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat bei Tests im Juni einen grundlegenden Fehler im Software-Design des Flugzeugs entdeckt, der weit über die bis dato bekannten Probleme mit dem automatischen Trimmsystem MCAS hinausgeht.

Demnach kam heraus, dass die Boeing 737 bereits seit je über zwei Bordcomputer verfügt, die allerdings nicht gleichzeitig genutzt werden und sich gegenseitig kontrollieren, wie es nach dem in der Luftfahrt vorherrschenden Prinzip nötig wäre, sondern abwechselnd. Auf einem Flug der eine, auf dem nächsten Flug der andere. Diese Systemarchitektur besteht beim Typ Boeing 737 bereits seit den 80er-Jahren. Zum Problem wurde sie erst im jüngsten Modell, 737 Max, dessen Schwerpunkt und dessen Aerodynamik sich aufgrund der grösseren und wesentlich weiter vorn an den Tragflächen angebrachten Triebwerke grundlegend verändert haben.

Darüber hinaus gibt es weiterhin offene Fragen bei der Funktionstüchtigkeit der Bordcomputer. Jeder der beiden Bordcomputer wird unabhängig voneinander mit Informationen zweier unterschiedlicher Sensoren, etwa über den Anstellwinkel des Flugzeugs, versorgt. Die Boeing 737 Max verfügt zwar über zwei solche Sensoren, genutzt wurde bisher jedoch aus unbekannten Gründen nur einer davon.

Europäer wollen den Flieger auch noch testen

Mit weiteren Verzögerungen ist ausserdem zu rechnen, weil internationale Zulassungsbehörden wie die europäische EASA angekündigt haben, vor einer Wiederzulassung der 737 Max erstmals eigene Tests durchzuführen. Viele Airlines rechnen nicht mit einer Wiederaufnahme von Linienflügen mit dem Flugzeug vor 2020. Boeing produziert seit April nur noch 42 statt wie zuvor 52 Stück der 737 Max im Monat, derzeit sind Hunderte von neuen Flugzeugen im Wert von mehr als  USD 30 Milliarden abgestellt. Ende Juli brachte Boeing-CEO Dennis Muilenburg erstmals öffentlich einen möglichen vorübergehenden Produktionsstopp ins Gespräch. Eine solche Massnahme hätte drastische Auswirkungen auf Zehntausende von Mitarbeitern, die bei Boeing und weltweiten Zulieferern an der Produktion der 737 Max beteiligt sind. (TI)