Boeing verliert Milliarden-Bestellung

Immer mehr Ungereimtheiten im Zusammenhang mit den Abstürzen der zwei B737 Max 8 kommen ans Licht.
© Boeing

Der US-Flugzeughersteller Boeing gerät wegen der beiden Crashes von B737 Max 8 immer mehr unter Druck. So hat Indonesiens staatliche Fluggesellschaft Garuda Indonesia ihre Bestellung von 49 Maschinen dieses Typs storniert. In Listenpreisen gerechnet verliert Boeing damit ein Auftrag über EUR 4 Mia. Erwartet wird, dass die Airline auch ihre einzige B737 Max 8 aufgeben wird.

Anders reagiert LOT Polish Airlines, die derzeit fünf dieser Maschinen in der Flotte hat.  «Wir werden Schadenersatz für die Unkosten und für den Verlust an Einnahmen fordern», sagte LOT-Sprecher Adrian Kubicki der Tageszeitung «Dziennik Gazeta Prawna». Zuvor hatte ausserdem schon die polnische Enter Air Entschädigungsforderungen angekündigt.

Glück im Unglück?

Derweil heizt ein Bericht über eine weitere Beinah-Katastrophe die Gerüchteküche weiter an: Die indonesische Lion Air Group, derzeit der grösste Betreiber für Boeing B-737max-Jets, habe wahrscheinlich einen Tag vor dem Absturz der Maschine im vergangenen Oktober den Absturz einer weiteren Maschine desselben Typs knapp verhindern können: Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, dass ein dritter Pilot im Cockpit einer Lion-Air-Maschine das Problem in der automatischen Steuerung richtig erkannt habe. Er habe der Crew geholfen, das System abzuschalten und das Flugzeug sicher auf den Boden zu bringen. Dies bestätigte der Chef der indonesischen Flugsicherheitsbehörde, Soerjanto Tjahjono, nun in Jakarta. Der Mann sei im Rahmen der laufenden Ermittlungen befragt wurde.

Inzwischen wurde noch eine weitere Ungereimtheit bekannt: Weil sie nur gegen einen Aufpreis zu haben waren, haben die Fluggesellschaften der beiden abgestürzten Boeing 737 Max offenbar darauf verzichtet, zwei sicherheitsrelevante Funktionen, darunter eine Warnleuchte, in die Flugzeuge einbauen zu lassen. Diese hätten auf Fehler im sogenannten MCAS-System hindeuten können. Zumindest das zusätzliche Warnlicht solle künftig standardmässig Bestandteil der Technik sein, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.  (TI)