Swisscleantech-Chef redet der Reisebranche beim Klima ins Gewissen

Nicht alle glauben, dass der technische Fortschritt den Klimawandel bremsen kann.
©Armin Grässl

Launig und unterhaltsam, aber nicht minder dramatisch, hat Christian Zeyer die Auswirkungen des Reisen auf das Klima aufgezeigt. «8% der Treibhausgase kommen aus dem Tourismus», stellte der Chef von Swisscleantech in seinem Referat am Swiss Travel Summit fest. Das entspreche in etwa dem Anteil des Tourismus am weltweiten Bruttosozialprodukt und sei darum nicht überraschend viel. «Sorgen macht aber die jährliche und weiter zu erwartende Steigerung des Tourismus weltweit», warnte er eindringlich.

Und er machte die Auswirkungen des Klimawandels an einem Beispiel fest: «Wenn der Meeresspiegel steigt und an der Küste keine Leute mehr wohnen, herrscht dort Krise und es werden auch keine Kreuzfahrtschiffe mehr dort anlegen können.» Es sei drum höchste Zeit, etwas zu unternehmen, denn «je länger wir warten, desto teurer werden die Massnahmen.»

Die Reisebranche müsse ihre Kunden deshalb in deren eigenem Interesse antizipierend beraten: «Langsamer, länger, lokaler» seien die Stichworte für nachhaltiges Reisen. Denn nicht mehr zu reisen, sei keine Lösung, hielt Zeyer fest. Freiwilligkeit allerdings auch nicht. «Die Leute versprechen zwar, weniger zu fliegen, halten das aber genauso wenig ein, wie gute Vorsätze zum Neuen Jahr. Deshalb müsse die Politik die Rahmenbedingen für Steuerungsmassnahmen setzen.

Niemand will nicht reisen

Allein mit technischem Fortschritt lasse sich der Klimawandel nicht bremsen, ist Zeyer überzeugt. Ihm widersprach an der anschliessenden Podiumsdiskussion die FDP-Nationalrätin Doris Fiala: «Ich bin fest davon überzeugt, dass wir technische Lösungen etwa bei umweltverträglichen Treibstoffen oder beim Abbau von CO2 finden werden.» Ihre neue Kollegin im Parlament Corina Gredig von der Grünliberalen Partei teilte ihre Auffassung mindestens teilweise. Auch sie möchte nicht gänzlich auf Reisen verzichten, will aber auch nicht «auf Kosten der nächsten Generationen fliegen».

Jürg Müller vom Board of Airline Representatives in der Schweiz und Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises, wehrten sich gegen zusätzliche Klima-Abgaben und die Verteufelung des Flug- und Kreuzfahrt-Tourismus. Sie erinnerten daran, dass die Industrie derzeit sehr viel unternehme, die Immissionen von Flugzeugen und Schiffen so gut wie heute möglich zu minimieren. (CM)