Condor-Übernahme in Gefahr

Versuchen die Polen aus dem Kaufvertrag herauszukommen?
©Montage: TRAVEL INSIDE

Die LOT-Mutter PGL leidet, wie viele andere Fluggesellschaften, brutal unter der Coronavirus-Krise. Deshalb stellt sie für die Condor-Übernahme gemäss einem Bericht hohe neue Forderungen, die einen Deal verhindern könnten, wie deutsche Medien schreiben. 

Es schien alles unter Dach und Fach zu sein. Im Januar gab Polish Aviation Group (PGL) bekannt, Condor zu übernehmen. Die LOT-Mutter skizzierte neben einer Flottenerneuerung auch Expansionspläne für die künftige deutsche Tochter. Am 12. März gaben die Gläubiger grünes Licht für die Übernahme. Der Plan wurde abgesegnet, nach dem der Ferienflieger den Schutzschirmverfahren verlassen und den Kredit von EUR 380 Mio. zurückzahlen konnte. Doch dann fiel das Coronavirus in Europa ein und sorgte dafür, dass nicht nur Condor immer weniger fliegen konnte. LOT stellte sogar vorübergehend den gesamten Betrieb ein. 

«Extreme Forderungen» aus Polen 

Angesichts der Coronavirus-Krise bemühte sich die Condor deshalb zuletzt um eine Verlängerung der Frist zur Rückzahlung des Kredites. Einen entsprechenden Antrag habe der Ferienflieger bereits gestellt, heisst es. Und das ist offenbar nicht alles: Wie das Magazin «Spiegel» schrieb, stellten die Polen, laut einem Bericht, «extreme Forderungen» an das deutsche Wirtschaftsministerium. Sie sollen versuchen, sich fast die ganze Investition staatlich absichern zu lassen. Ein Verhandlungsteilnehmer vermutet gemäss dem Bericht gar, dass die Hürden bewusst sehr hoch gewählt worden seien, um aus dem Kaufvertrag wieder herauszukommen. 

Den Airlines geht das Geld aus

Auch bei harmloseren Bedingungen wäre es fraglich, ob die deutsche Regierung den Polen bei Condor helfen würde. Immerhin handelt es sich bei PGL um ein Staatsunternehmen. Die Lage der Condor ist deshalb äusserst unbequem. Der Deal droht zu scheitern und gleichzeitig hat derzeit wohl kaum ein anderer Luftfahrtkonzern genug Geld, um eine andere Airline zu übernehmen, so «aerotelegraph.com».

Condor müsste sich daher wieder eher nach Finanzinvestoren als Geldgeber umsehen. Solche hatten wiederholt Interesse gezeigt. Auch sie haben allerdings wegen des Börsensturzes inzwischen mitunter viel Geld verloren. (TI)