Covid-19 trifft die SBB massiv

Sie verzeichnet den grössten Verlust seit der Ausgliederung vom Bund in eine Aktiengesellschaft.
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Die SBB blickt auf ein äusserst herausforderndes Jahr zurück: Nach einem guten Start ins Jahr 2020 hat Covid-19 die SBB massiv getroffen: Pro Tag wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 843’000 Reisende befördert, über ein Drittel weniger als im Vorjahr (1,32 Mio. Reisende). Die Personenkilometer sanken um 40,6%; im Fernverkehr sind sie um 43,7% gesunken und im Regionalverkehr um 32,4%.

Der starke Einbruch erklärt sich durch die behördlich festgelegten Massnahmen wegen Covid-19: Viele Pendlerinnen und Pendler arbeiteten im Homeoffice, aber auch Freizeitreisende aus der Schweiz und aus dem Ausland waren aufgrund der Einschränkungen deutlich weniger unterwegs. Im internationalen Personenverkehr ist die Nachfrage noch stärker gesunken: bei den Personenkilometern um 51,2% im Vergleich zum Vorjahr, dies aufgrund von Reisebeschränkungen und Angebotsreduktionen. 
 
Weniger Reisende und die angeordnete Schliessung von Geschäften führten zu einem starken Rückgang der Kundinnen und Kunden in den Bahnhöfen; insgesamt waren es ein Drittel weniger als im Vorjahr.

Wirtschaftliche Situation sehr angespannt 

Der Nachfragerückgang hat einschneidende finanzielle Folgen: Im Vergleich zum Vorjahr resultierten tiefere Personenverkehrserträge (−28,9%), tiefere Drittumsätze in den Bahnhöfen (−26,8%), tiefere Trassenerträge bei der Infrastruktur (−12,1%) und weniger Gütertransporte (−2,4% der Güterverkehrsleistung). Die SBB hat während des Lockdowns Mieten erlassen oder reduziert sowie zusammen mit der ÖV-Branche umfangreiche Kulanzmassnahmen für Abo-Kundinnen und -Kunden umgesetzt. 
 
All dies schlägt sich im Konzernergebnis von CHF -617 Mio. nieder (Vorjahr: CHF 463 Mio.). Es ist der grösste Verlust seit der Ausgliederung der SBB vom Bund in eine Aktiengesellschaft. Trotz der finanziell sehr angespannten Situation will die SBB die Preise stabil halten und so die Attraktivität des ÖV sichern. 
 
Die verzinsliche Nettoverschuldung ist um CHF 1,5 Mia. gestiegen. Aufgrund des tiefen operativen Cashflows (EBITDA) und der erhöhten Verschuldung liegt der Schuldendeckungsgrad bei 21,6 und damit deutlich über der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5.

Sparmassnahmen und Unterstützung durch Bund und Kantone

Die SBB hat im Frühling 2020 mit Sparmassnahmen auf die Einnahmeausfälle reagiert, etwa mit einem Einstellungsstopp in der Verwaltung, dem Abbau von Gleitzeit- und Ferienguthaben und der Verschiebung respektive Streichung von Projekten und Investitionen. Diese Massnahmen leisteten einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe. Der operative Bahnbetrieb und die Sicherheit sind durch die Sparmassnahmen nicht tangiert. 
 
Zur Absicherung der Zahlungsfähigkeit hat der Bund die Kreditlimite um CHF 550 Mio. erhöht. Zudem haben Bund und Parlament im zweiten Halbjahr 2020 eine Unterstützung für den ÖV verabschiedet, um bei den Transportunternehmen die Covid-bedingten Einnahmeausfälle in den abgeltungsberechtigten Bereichen Infrastruktur und Regionalverkehr sowie beim Güterverkehr abzufedern. In den eigenwirtschaftlichen Bereichen Fernverkehr und Immobilien muss die SBB die Einnahmeausfälle selbst tragen. 

Fokus auf Qualität

2021 fokussiert die SBB weiter auf die Qualität für die Kundinnen und Kunden. Zentral bleiben Fahrplanstabilität und bessere Baustellenplanung. Die SBB investiert in das Kerngeschäft, insbesondere verstärkt in neues Rollmaterial. 
 
Die finanzielle Lage der SBB bleibt auch in den nächsten Jahren sehr angespannt. Die SBB wird die Sparmassnahmen konsequent weiterführen und auf allen Ebenen das Kostenbewusstsein schärfen. 
 
Nach der Krise wird die Nachfrage wieder steigen; die SBB bereitet sich darauf vor. Die Mobilität bleibt eine Grundvoraussetzung für das berufliche und gesellschaftliche Leben und die klimafreundliche Bahn ein gefragtes Verkehrsmittel. Die SBB wird ihren Umweltvorteil darum weiter stärken: Mit ihrem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, und mit der Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene trägt sie massgeblich zum Erreichen der Klimaziele des Bundes bei. (TI)