Lufthansa-Deal geplatzt: Niki insolvent und gegroundet

In der Schweiz sind rund 300 Veranstalter-Passagiere sowie natürlich zahlreiche Individualkunden betroffen. Niki-Mitarbeiter waren in der Schweiz keine stationiert.

Die österreichische Fluggesellschaft Niki hat ihren Flugbetrieb eingestellt. In den letzten 48 Stunden haben sich die Ereignisse bei der Airline überschlagen. Der Überblick:

  • Am Dienstag geben die EU-Wettbewerbshüter grünes Licht für die Teilübernahme von Air Berlin durch Easyjet. Dadurch erhofft man sich, dass auch die Niki-Übernahme durch Lufthansa einfacher genehmigt werden könnte.
  • Der Air-Berlin-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus betont zu diesem Zeitpunkt nochmals, dass der einzige valide Kaufinteressent für Niki die Lufthansa sei. Die IAG habe kein Interesse mehr und das Konsortium um Thomas Cook könne kein tragfähiges Angebot abgeben.
  • Am Mittwochmorgen teilt Lufthansa dann mit, dass sie auf Niki verzichte. Sie reagiert damit auf die Signale der EU-Kommission, dass eine Übernahme und Integration von Niki in die Eurowings-Gruppe aktuell nicht genehmigungsfähig sei. Lufthansas Zusagen, dass man u.a. auf diverse Slots verzichten wolle, reichten nicht aus. Die deutsche Regierung rechnet mit einer baldigen Insolvenz von Niki.
  • An der Übernahme der Luftfahrtgesellschaft Walter hält Lufthansa indes fest. Auch dort will sie auf zahlreiche Slots verzichten, um die Freigabe in der so genannten «Phase-1-Prüfung» zu erreichen.
  • Am Mittwochabend dann die Gewissheit: Niki muss Insolvenz anmelden, die Flotte wird gegroundet, der Flugbetrieb per heute Donnerstag eingestellt. Niki teilt auf ihrer Website mit, dass mehrere Airlines derzeit eine Rückholaktion auf Standby-Basis und gegen ein geringes Entgelt aus dem Ausland nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz organisieren. Dies gilt für Passagiere, die ihren Flug direkt bei Niki gebucht haben. «Tuifly wird sich zu unserem Bedauern nicht an dieser Lösung beteiligen», so Niki.

Die Auswirkungen:

  • Rund 1000 Mitarbeiter verlieren ihren Job, zehntausende Flüge fallen aus, mehrere Hunderttausend Tickets werden ungültig.
  • Niki war bekanntlich auch im Schweizer Ferienfluggeschäft aktiv. Das Winterprogramm bestand aus Flügen nach Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura, Lanzarote, Palma, Brindisi und Faro.
  • Mitarbeiter sind in der Schweiz keine betroffen, da diese unter Belair-Verträgen arbeiten und sich sowieso schon im gekündigten Verhältnis befinden. Per Ende Oktober sind fast alle Schweizer Mitarbeiter aus dem Unternehmen ausgetreten, die letzten werden Belair im Januar sowie im März/April verlassen. Die Niki-Flüge ab der Schweiz wurden von österreichischen Crews geflogen.
  • TUI Suisse hat 72 betroffene Gäste, die aktiv informiert werden. Wo es alternative Flugmöglichkeiten gibt, können die Kunden kostenlos umbuchen. Wo keine Alternative gefunden wird, können Kunden ihre Reise kostenlos stornieren und erhalten eine Rückerstattung. Für Kunden, die bereits in den Feriengebieten sind, organisiert TUI einen alternativen Rückflug. «Die Heimreise wird in jedem Fall sichergestellt», sagt TUI Suisse CEO Martin Wittwer.
  • Hotelplan Suisse hatte den Verkauf via GDS bereits vor längerer Zeit eingestellt und in den letzten Wochen nur noch die Pooling-Plätze von Niki im Verkauf – und auch dort nur Flüge bis und mit 7. Januar 2018. «Dadurch sind die negativen Auswirkungen auf unser Geschäft zum Glück begrenzt. Hotelplan Suisse hat aktuell rund 100 Pauschalreisegäste auf Niki-Flügen», sagt Tim Bachmann, Direktor TO Dyna & Package, «unser Operation-Team ist mit Hochdruck daran, für die Kunden Ersatzlösungen zu finden. Das ist für die kommenden Feiertage nicht ganz einfach. Dennoch sind wir zuversichtlich, für die meisten Gäste passende Alternativen zu finden. Die ersten Gäste fliegen am Samstag, diese wurden bereits umgebucht.»
  • Bei DER Touristik Suisse sind rund 100 Kunden betroffen. Auch hier werden alternative Fluglösungen gesucht. Wir haben Niki schon frühzeitig per Mitte Januar 18 vom Angebot entfernt, weil wir auf das jetzt eingetroffene Szenario vorbereitet sein wollten», sagt Mediensprecher Markus Flick. (SJ)