Deutliche Worte: Niki Laudas offener Brief

Seine Laudamotion GmbH habe sowohl ein AOC wie auch eine Betriebsgenehmigung und könne die Niki-Slots sofort übernehmen.
© Angmokio

In einem offenen Brief wendet sich Niki Lauda an die Mitarbeiter – und findet dabei deutliche Worte. Insbesondere die Insolvenzverwalter Lucas Flöther und Frank Kebekus, die den ursprünglichen Deal mit Lufthansa eingefädelt hatten, kriegen ihr Fett weg. Lauda holt jedoch nicht einfach zum Rundumschlag aus, sondern zeigt in einem Acht-Punkte-Plan auch ganz konkret auf, wie es mit Niki unter seiner Führung weitergehen würde. Denn seine Laudamotion GmbH hat sowohl ein AOC wie auch eine Betriebsgenehmigung und könnte die Slots sofort übernehmen. Lauda zeigt sich optimistisch und schliesst mit den Worten: «Ich bin überzeugt, dass die österreichische Insolvenzverwalterin und das Insolvenzgericht objektiv entscheiden werden.»

Anbei der offene Brief in seiner vollen Länge. Die TI-Redaktion hat hierbei keinerlei Änderungen vorgenommen:

«Liebe Niki-Mitarbeiter,
zunächst wünsche ich euch allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2018! Ich habe mich mein Leben lang, sei es im Motorsport, sei es in der Luftfahrt, für Wettbewerb eingesetzt und dem Wettbewerb gestellt. Nicht zuletzt habe ich mit Eurer Hilfe Ende 2003 – viel belächelt von der Konkurrenz – Niki aus der Taufe gehoben und ein erfolgreiches, profitables Unternehmen aufgebaut. Das erfolgreiche Geschäftsmodell einer österreichischen Airline mit eigenen Flugzeugen und niedrigen Leasekosten, mit Sitz in Österreich und der Bedienung des Linien- und Charterverkehrs aus Österreich heraus habe ich mit meinem Team entwickelt. Weshalb dieses Modell aufgegeben wurde und die Crews nunmehr zu horrenden Kosten kreuz und quer durch Europa geschickt werden oder Niki in den vergangenen Jahren ihr Cash und praktisch ihre gesamten Kapitalreserven an Air Berlin ausgeschüttet hat, müssen andere beantworten.
Als Niki nach dem Niedergang von Air Berlin zum Verkauf angeboten wurde, habe ich mich im Sinne der Erhaltung des Wettbewerbes um den Rückkauf beworben und mich mehrfach dem Bieterwettbewerb gestellt. Von mir werden Sie keine abschätzigen oder gar aggressiven Äusserungen über Mitbewerber, insbesondere IAG/Vueling, finden, wohl aber kritische Worte über die Herren Flöther und Kebekus, die mit ihrer Vorgehensweise der Ignoranz der wettbewerbsrechtlichen Situation (was einen Verkauf an Lufthansa angeht) und der Zuständigkeit für das Insolvenzverfahren (was die Ereignisse der letzten Wochen angeht) Niki überhaupt erst in die heutige Lage gebracht haben. Wenn nunmehr – leider mit der Mitwirkung des Betriebsrates – so getan wird, als ob ich für die absehbar gewesene negative kartellrechtliche Beurteilung durch die EU Kommission oder die Entscheidung von zwei unabhängigen Gerichten in Deutschland und Österreich zur Zuständigkeitsfrage des Insolvenzgerichtes verantwortlich sein soll, dann dient dies der billigen Ablenkung von dieser grossen Verantwortung.
Die abenteuerlichen Behauptungen, die in diesem Zusammenhang verbreitet werden, so etwa, dass ich nur 17 Niki-Mitarbeiter übernehmen würde oder den Kaufpreis nicht finanzieren könnte, sind entbehrlich und zeugen vom Ausmass des Desasters, von dem abgelenkt werden soll. Für die Aggressionen, die der eine oder andere verbreitet, gibt es nicht den geringsten Grund.
Mein Konzept für Niki und Euch ist so einfach wie klar:
1. Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben.
2. ALLE Niki-Mitarbeiter erhalten ein Job-Angebot.
3. Nicht nur der Flugbetrieb wird übernommen, sondern auch die Verwaltung und die Technik.
4. Mit der Refokussierung auf Österreich werden wir das tun, wozu wir da sind, nämlich  zu fliegen und unsere Passagiere mit einem super Produkt zu bedienen und nicht sinnlos und unproduktiv zwischen Airports hin- und her zu shutteln und auf einen Einsatz zu warten.
5. Die Flugzeuge für den Restart sind bereits gesichert.
6. Meine Laudamotion GmbH hat ein AOC und eine Betriebsgenehmigung und kann die Slots sofort übernehmen.
7. Die für die Operations notwendigen Leistungen, die der Betrieb von Niki nicht bereit stellen kann, sind bereits gesichert.
8. Die Auslastung der Flugzeuge ist bereits gesichert.
Ich bin überzeugt, dass die österreichische Insolvenzverwalterin und das Insolvenzgericht objektiv entscheiden werden.
Falls mein Anbot das überzeugendste sein sollte, werde wir gemeinsam wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen!
mit lieben Grüssen
Euer Niki Lauda

(ES)